Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Mittwoch, 30. April 2014

Alles wird gut...

Wir schreiben den 13. Dezember. Heute ist Haimons Geburtstag. Eigentlich wollte ich, dass wir mal auswärts frühstücken, aber Haimon misstraut den kulinarischen Angeboten zur Morgenstunde und deckt doch draußen vorm Camper den Tisch. Oskar krabbelt derweil wild umher auf dem Bett drinnen, kommt zu mir, stellt sich auf und hampelt und strampelt und plötzlich - schwupp - isser weg. Der Alptraum schlechthin. Noch nie ist er irgendwo runtergefallen. Und zu Papas Geburtstag dann sowas. Der Sohn fällt aus dem Camper, holterdiepolter vom Bett die Stufen hinab auf den Rasen. Ist mir einfach aus der Hand geflutscht, sein Beinchen, an dem ich ihn noch gehalten hatte. Wenn Blicke mich aus dem Camper und sonstwohin katapultieren könnten, ich wär frühzeitig zuhause gelandet, so hat Haimon geguckt. Und Oskar? Hat geschrien, doch wenig später schon wieder gelacht. Die Schramme am Rücken erinnert uns noch eine Weile an diesen Geburtstagsmorgen...

Nichtsdestotrotz fahren wir weiter. Das Wetter hier im Abel Tasman Park soll vielleicht kippen, unsere deutschen Nachbarn sind auch schon weg. Nichts wie hinterher! Ziel: Die äußerste Nordspitze der Südinsel, Cape Farewell und der Farewell Spit. Wir schlängeln uns Straßen hinauf und hinab, füllen Vorräte im hippy-angehauchten Takaka auf und suchen einen Platz für die Mittagsrast. Und werden fündig. Die Te Waikoropupu Springs, kurz Pupu Springs, gehören zu den größten Süßwasserquellen des Landes. Vom Parkplatz führt wie immer ein schöner, kleiner Walk hinab zum Fluss, der von den Quellen gespeist wird. Unten angekommen, staunen wir nicht schlecht. Wir stehen vor einem See, glasklares Wasser, das sich wölbt, weil von unten immer mehr kühles Nass nachgeschoben wird. Dabei sind die Quellen in bis zu 12 Metern Tiefe zuhause. So viel so klares Wasser haben wir noch nie gesehen und würden glatt reinspringen. Darf man leider nicht...



Wir fahren immer weiter gen Norden. Das letzte bisschen Zivilisation lassen wir mit Collingwood hinter uns, einem kleinen Nest mit einem Laden, ein paar Hostels und sonst recht wenig. Kein Geldautomat, ohweh. Allerdings hoffen wir, dass wir dennoch weiterkommen, meist kann man mit der Kreditkarte auf Campingplätzen zahlen. Immer wieder zeigen sich nun wunderschöne Küstenabschnitte, Natur pur. Wir holpern über Farmstraßen bis die Straße zu Ende ist. Schluss, aus. Hier beginnt das Naturschutzgebiet des Farewell Spit, einer 25km langen, sichelförmigen Düne, die immer wieder traurige Berühmtheit erlangt, wenn hier viele Grindwale stranden. Warum, weiß man nicht... Wir setzen uns ins Café mit tollem Ausblick, genießen Burger, Muffins und Kaffee. Schnell alles bestellen, man weiß ja nie, wie lange das Ding hier aufhat, ist unsere Devise ;-)  Und dann spielt uns der Zufall einen Flyer in die Hände. "In the eye of the Kiwi" steht drauf, der Farewell Spit ist zum Kiwischnabel umstilisiert, die Gegend drunter als Kiwikopf, und das Auge stellt einen Campingplatz dar. Nicht der, den wir angepeilt hatten, sondern einer nahe des Wharariki Beach, bisher uns unbekannt und auch im Reiseführer nur ganz stiefmütterlich kurz erwähnt. Die Bilder auf dem Flyer dagegen sehen spektakulär aus: Felsentore, Klippen, endlose Dünen. Da müssen wir hin! Wir wandern nur noch schnell einen Hügel hinauf, zwischen wuschligen Schafen hindurch und genießen die fabelhafte Aussicht. Neuseeland pur. Grüne Hügel, Felsen, Meer, Dünen. So schööööööön...

Blick zum Farewell Spit




Auf dem Weg zum Campingplatz biegen wir dann doch nochmal ab. Schließlich liegt das Cape Farewell nur noch einen kurzen Fußmarsch entfernt. Müssen wir doch auch hin! Wir teilen uns den Anblick der steilen Klippen und des Felsentors mit einer kleinen Reisegruppe und ein paar Schafen auf Abstand. Und entdecken eine surfende Robbe. Hach! Ich kann meine Begeisterung für diese Landschaft hier kaum im Zaum halten.

Der nördlichste Punkt der Südinsel!

Und es wird noch besser. Der Campingplatz liegt wunderschön zwischen saftig grünen Hügeln eingebettet. Unsere Deutschen sind auch da. Und der Weg zum Strand ist Genusswandern pur, ein kleiner Pfad führt über die Hügel, durch einen kleinen Wald hindurch und plötzlich bauen sich vor einem die mächtigen Dünen auf. Saharagefühl macht sich breit, wäre da nicht das Rauschen des nahen Ozeans. Oben auf den Düne angekommen dann dieser Blick auf weitere Dünen, dahinter glitzernd das Meer, das Felsen umspült, große Brocken, Inseln, schroff, von Wind und Wasser geschliffen...

Auf zum Meer!

Blick zurück auf den Campingplatz









Und es ist nicht nur die Aussicht, die hier so fesselt. Eine Robbe kommt heim, verscheucht ein paar neugierige Touristen. Seltsame blaue Quallen hat die Flut zurück gelassen. Irgendwie fühlt sich hier alles etwas wilder und daher echter an. Oskar buddelt unbeeindruckt von allem im Sand, wir sind manchmal weit entfernt nur noch in Sicht-, durch den Wind aber nicht mehr in Rufweite. Ihm egal. Er guckt und buddelt weiter, kostet sicherlich wieder. Schmeckt auch hier komisch, der Sand. Egal! :-)

Weg da!

Suchbild.Wo ist Oskar?!

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