Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Montag, 31. März 2014

Zurück ans Meer

Das vertrackte am Linksverkehr und den darauf ausgerichteten Autos ist, dass man nicht recht weiß, wie breit der eigene Wagen nun wirklich ist. Denn zuhause kommt links neben dem Fahrer nix mehr außer der Autotür. Hier geht's links aber erstmal los mit dem Auto! Solange wir über die Wiese rumpeln, zurück auf die Straße, ist das noch egal. Blöder wird's draußen auf der Gravel road, der Schotterstraße. Denn die hat links einen Straßengraben, dem ich mich offenbar ab und ab zu sehr nähere, wie ich an Haimons entsetztem Gesicht meine zu sehen, wenn ich denn mal den Mut aufbringe, rüberzugucken. Oskar findet es generell doof, dass Mama nun nicht Händchen hält und Späßchen mit ihm macht, sondern schwitzend am Lenkrad dreht und grad flucht, weil sie die Spur nicht getroffen hat und nun über den Schotter schwimmt, das Geschirr hinten bedenklich scheppert und Haimon undefinierbare, aber erkennbar besorgte Laute von sich gibt. Wenig später geht es zwar auf Asphalt weiter, dafür aber recht kurvig. Damit wären wir bei einer weiteren Erkenntnis: Neuseelands Straßen bestehen aus Kurven. Fast nur! Irgendwann sind wir wieder auf dem großen Highway, es rollt. Nicht lange. Denn da steht tatsächlich ein Männlein und dreht ein Schild um, Stop. Eine Baustelle. Die Sonne knallt aufs Auto, uns wird heiß und heißer, aber wir müssen warten, Motor aus. nach fast zehn Minuten Neidisch Gucken auf den rollenden Gegenverkehr dürfen auch wir wieder los. Handbremse lösen, na, mit links! Abbiegen, blinken? Haimon ruft nur "die andere Seite!", erntet ein gereiztes "Hä?", weil ich mir sicher bin, wohin ich fahren muss, doch in dem Moment wischelt auch schon der Scheibenwischer und ich verstehe, was Haimon meinte - der Blinker ist auf der anderen Seite ;-)


Unser Zwischenziel heißt Kawakawa. Auch eine Pflanze heißt so, ihr wird beruhigende Wirkung nachgesagt. Kawakawa hat auch viel davon. Es ist ein verschlafenes Nest, durch das sich eine große Straße schlängelt, auf der Schienen verlegt sind. Für Touristen fährt hier auch ein Zug lang, nur wir haben kein Glück, es ist kein Wochenende. Was soll's, dafür gibt es in Kawakawa aber eine nette Skurilität: Öffentliche Toiletten, die von Hundertwasser gestaltet wurden. Der lebte nämlich gern in Neuseeland. Und zum Leben braucht man ein Klo!



Nachdem wir die, wie übrigens fast überall in Neuseeland kostenlosen, Toiletten ausgiebig bewundert hatten, suchten wir uns was zum Mittag. Und landeten in einem Fast Food Laden, denn irgendwie gab es nur sowas. Und Oskar? Fand's mal wieder gut. Pommes mit Mayo könnte es ab sofort ständig geben! Mit den Hühnerschenkeln muss er sich allerdings noch anfreunden... 




Den Rest der Fahrt nach Paihia an der Bay of islands übernahm Haimon wieder und Oskar entschlummerte sofort kommentarlos an meinem Arm. Vorsorglich hielt er noch meine Hand fest. Nicht, dass ich auf dumme Ideen komme! Auch aus anderen Gründen hat sich diese Aufteilung besser bewährt: Ich kann besser lotsen (dirigieren?!), Haimon besser fahren. Nur selten tauschten wir nochmal die Plätze.

In Paihia bzw. eigentlich etwas außerhalb, kurz vor Waitangi, dem Geburtsort der Nation, buchten wir uns auf einem netten Platz ein, mit Blick auf einen Fluss und ein altes, zum Restaurant umgebautes Segelboot. Ich wollte aber schnellstens in den Ort, denn hier sitzen die Touranbieter, die uns raus aufs Meer bringen sollten, zu den Delfinen. Denn das stand ganz oben auf meiner Wunschliste: Delfine sehen und mit ihnen schwimmen! Mit diesem festen Vorsatz betrat ich das Büro eines Veranstalters, Haimon mit dem krakelenden Ossi hinterher. Eine nette ältere Dame machte ein ernstes Gesicht. Also...bei DEM Seegang, hm hm hm...mit Kind... hm hm hm... Ist mir doch alles scheißegal, Delfine, Delfine, Delfine!, schrie mein egoistisches inneres Ich. Das mütterliche Ich war kurz ausgeschaltet, besann sich wieder und meinte gut, dann heute nicht mehr, aber morgen?! Hm hm hm. Auch nicht viel besser.  Scheißegal, ich will aber, stampfe mein inneres Ich mit den Füßen. Und gewann. Wir spazierten wieder raus, mit der Buchung für den nächsten Tag. Und probierten gleich mal den Seegang aus. Rüber nach Russell, einem süßen Städtchen, gut mit der Fähre zu erreichen. Naja. Oskar war ganz verzückt vom bisschen Geschaukel und den glitzernden Wellen. Dann packt er das morgen auch, Punkt. 

Wenn Neuseeland eines nicht hat, dann sind es historische Sehenswürdigkeiten. Selbst die Maori, die ersten Einwohner der Inseln, die aus Polynesien kamen, wohnen hier erst seit knapp 800 Jahren. Somit war es recht lustig, das einzige historische Gebäude Russells zu suchen, eine Holzkirche. Erstmal standen wir vor der falschen. Sah aber auch alt aus. Dann fanden wir sie aber doch noch, gleich um die Ecke von der ältesten Tankstelle des Landes. Herrlich. Schön war sie aber trotzdem. Also, die Kirche.



Am späten Nachmittag mussten wir noch einkaufen, der Supermarkt lag auf dem Weg, also fluggs hinein, einkaufen, wieder raus. Und wieder Regen. Also abwarten. Aber lange warten mussten wir nicht - eine Neuseeländerin hatte Erbarmen. Ein Blick auf Oskar im Wagen erweichte ihr Herz. Guys, come with me. Und wenig später saßen wir in ihrer Familienkutsche und wurden bis vor die Tür gefahren. Kiwis, we love you!

Freitag, 28. März 2014

Alles Rundweg, oder?

Wind und Meer werden eingetauscht gegen Höhlen und Glühwürmchen. So der Plan. Wir verlassen unseren schönen Platz in Muriwai Richtung Norden, wir wollen nach Waipu. Noch bauen wir dafür unseren Camper hinten um, das Bett macht zwei Bänken und einem Tisch Platz. Und rumpeln los. Bis zum nächsten großen Supermarkt namens Pak'nSave. Schwarz-gelbes Einkaufsparadies mit riesigen Regalen, in denen riesige Kartons, Flaschen, Beutel stehen: Eine lange Reihe Wein, eine lange Reihe Chips, eine lange Reihe Toastbrot. Oskar sitzt im Einkaufswagen, schlenkert mit den Beinchen und strahlt die Neuseeländer an. Er verpasst auch keine Gelegenheit, seine "beautiful blue eyes" und das "very cute smile" zu präsentieren, während wir über manche Preise staunen. Käse sauteuer, Rinderfilet spottbillig. Unser Speiseplan steht ;-)

Autofahren ist anstrengend!

Die Glühwürmchen-Höhlen von Waipu sind eine kostenlose Alternative zu dem Touristenmagneten Waitomo südlich von Auckland. Nicht so riesig, dafür aber völlig naturbelassen, man muss schon selbst durchstapfen, die Taschenlampe selbst halten, dem Wasser alleine ausweichen. Und vor allem - die Anfahrt ist fast gar nicht ausgeschildert. Zum Glück hatte ich vorher im Internet eine Beschreibung gefunden, dank an www.weltwunderer.de. Denn selbst Haimons Handykarten zeigten keinerlei Hinweise. Wir bogen also rund 40 Kilometer vor Whangarei ab. Das Böse dabei: Man darf nicht auf die Waipu Cove Road fahren. Cove (Bucht) ist nicht gleich Cave (Höhle)! Ich weiß nicht, wie oft ich die beiden Worte erst ausgesprochen und dann gebrüllt habe, weil ich keinen Nerv mehr hatte, Haimon davon zu überzeugen, jetzt nicht aufs Handy zu gucken, sondern mir mal zu glauben. Immerhin, auch dank der Hilfe netter Einheimischer, haben wir die Höhlen gefunden, hoppelten schön über Schotterpisten da hin. 

Und waren erstmal allein, eine grüne Wiese vor uns, dahinter ein Hügel, dort sollte also die Höhle sein. Perfekt ausgerüstet mit unseren Stirnlampen und dem schon schläfrigen Oskar in der Manduca marschierten wir schnurstraks zum Eingang. Überholt wurden wir von ein paar Teenagern. Die Mädels in a...kurzen Hosen und Stoffschühchen, die Jungs in Schlabberbermudas und Muskelshirt über der Hühnerbrust. "Oh my god, oh my, my god!" war ab und an von einem der Blondchen zu hören, die irgendwie Schwierigkeiten hatte, über die Treppe zu steigen, die über den Weidezaun führte, der die Wiese eingrenzte. Später war es dann wohl die Dunkelheit und das Flüsschen, was ihr zu viel wurde. Auch ihr iphone konnte da nicht helfen, mit dem sie rumfuchtelte, um bisschen Licht ins Dunkel zu bringen. Ätsch. Wir überholten wieder und wagten uns weiter hinein, zwischen Stalaktmiten hindurch, an feuchten Wänden entlang. Und dann machten wir unsere Lampe aus. Und nach einem kurzen, schwarzen Augenblick begann die Decke über uns zu leuchten. Abertausende Pünktchen. Es wurden immer mehr, je genauer wir guckten, über uns, neben uns, weit oben in den Gewölben der großen Halle, in der wir offenbar standen, Millionen Sternchen. Die Glowworms hier sind allerdings keine Leuchtkäfer wie bei uns, sondern Pilzmückenlarven, die mit ihrem Licht Beute anlocken wollen. Und Touristen ;-)



Schwer beeindruckt von den Larven stehen wir wieder draußen. Oskar schläft, also wollen wir noch bisschen wandern, direkt an den Höhlen startet ein markierter Weg. Ein Rundwanderweg, meinen wir, stand doch irgendsowas am Parkplatz, oder? Irgendwas von 45 Minuten jedenfalls. Wir laufen los durch einen verwunschenen Wald, knorrige Bäume, mit Moosen und Flechten bewachsen, riesige Farne, baumhoch. Fehlt nur noch Gollum, der auf einem der Felsen sitzt. Wir sind begeistert. 


Wenig später kommen uns "OH-MY-GOD" entgegen. Recht leichtfüßig. Daraus schließen wir, die wir grad den Berg hinaufschnaufen, dass der Rundwanderweg doch ganz easy sein muss. Schaffen wir locker in 30 Minuten, Haimon versteigt sich auf 20. Na gut, 25. Denn die Aussicht ist grad herrlich. Saftige Weiden, Hügel, blauer Himmel, weite Blicke ins Land. Das ändert sich auch nicht, doch unsere Richtung auch nicht. Und das sollte sie bei einem Rundwanderweg doch, oder? Haimon tut meine Bedenken nach 40 Minuten lapidar ab und meint, schon die Straße zu entdecken, auf der wir hergekommen sind. Ich glaube es nicht, mir brennt nun schon länger die Sonne aufs linke Ohr. Müsste ja irgendwann mal das rechte werden, wenn wir ne Runde drehen. Durst kriege ich langsam auch. Wir haben nur Oskars Wasser dabei. Sonst nichts. Wir laufen Hügel hoch und runter. Die Sonne bleibt links. Und Haimon beschleichen vielleicht auch Zweifel. Denn er geht voraus, um unten an der Straße ein Auto anzuhalten und zu fragen. Kommt selten vor. Und ich kann mich gar nicht recht über meinen Triumph freuen, als ich höre, "no, no, that's more than 10km away on that road". Da traue auch ich mich ins Blickfeld der Fahrerin, mit einem grad erwachten Oskar in der Manduca schinde ich Mitleid...


Wenig später sitzen wir drei im Auto der Neuseeländerin, die uns zurück zu unserem Camper fährt. Wir wären nicht die ersten, die den Weg genommen haben und hier gestrandet seien. Ah. Na denn. Wo wir denn übernachten wollen, fragt die nette Frau. Denn man dürfe auf der Wiese vor den Höhlen campen, ein Klo gibt's ja und Kaltwasserduschen draußen auch. Haimon freut sich wie ein Schneekönig (auch heute noch!), weil der vermeintliche Rundweg uns letztlich noch Glück gebracht hat: einen gratis Übernachtungsplatz, ganz allein, nur wir, ein paar Kühe und Pferde nebenan, ein paar wilde Papageien in den Bäumen, viele Sterne am Himmel und ein bisschen Krimi. Als es stockduster war, saßen wir in trauter Viersamkeit (wir und unser Bier) vorm Camper, bewunderten die Sterne. Und zuckten zusammen. Hinter uns war was. Ein Rascheln, ein Knabbern, ein Gewisper. Stille. Irgendwas kratzte über die Rinde der Bäume, wuselte durchs Laub im Wäldchen. Stille. Wieder Rascheln, diesmal deutlich näher. Da waren sie also, die haarigen Biester, die den Müllbeutel der ahnungslosen Touris durchwühlen, Kiwi-Eier fressen und sich platt fahren lassen des nachts. Die Possums. Katzengroß und possierlich. Aber gehasst wie die Pest, eben weil sie den Nationalvogel bedrohen. Sie werden vergiftet, überfahren, erschossen. Und trotzdem gibt es sie in großer Zahl auf beiden Inseln. Ihr Ausflug zu uns rüber war nur kurz, wenig später kehrt wieder Stille ein, nur ab und an unterbrochen vom Ruf der Eule, der Morepork, zu hören etwa hier: https://www.youtube.com/watch?v=I4QWKo_7IN4. Gegen elf liegen auch wir im Bett neben unserer Walze, bedauern, kein Dachfenster zu haben, um noch weiter in die Sterne gucken zu können. Und finden es das erste Mal so richtig gemütlich. Und abenteuerlich natürlich, so ganz allein auf der Wiese...


Bunte Vögel! ;-)

Possum in action

Freitag, 21. März 2014

Sonne, Wind und Meer

1,70 Meter. So breit soll unsere Liegefläche im Camper sein. Normalerweise könnte man unterm Dach noch eine Liegefläche ausklappen, aber erstens ist es da oben ungemütlich eng und muffig und zweitens: Wer soll da überhaupt schlafen? Oskar könnte runterfallen. Und für Erwachsene haben wir nur eine Bettdecke bekommen. Also alle zusammen auf einer Fläche. Oskar freut's. Endlich jede Nacht mit Mama kuscheln. Schon bald bürgert sich ein weiterer Spitzname für Oskar ein: die Walze. Wird tätig ab 22 Uhr, verdrängt alle bis an den Rand und legt sich dann auch gern mal drüber. Quer, versteht sich.


Die erste Nacht im Camper - Oskar quält noch die Erkältung, daher bekommt er Hustensaft und ein homöopathisches Beruhigungszäpfchen. Was nun gewirkt hat, egal, er schläft recht gut. Ich dagegen nicht, ich bin putzmunter. Meine innere Uhr völlig aus dem Gleichgewicht bzw. ständig auf Tag gepolt. Die letzten recht wachen Nächte haben mich rausgebracht aus jeglicher Anpassung. Nunja. Wird schon noch...

Am nächsten Tag sieht Oskar das erste Mal richtig das Meer. Muriwai hat einen langen Strand aus schwarzem Vulkansand, unendlich weit zieht er sich gen Norden, 45 Kilometer nur Sand, Dünen, Dunst. Das Meer rollt hier in langen Wellen an, doch heute sind sie zum Surfen zu flach, außerdem ist eh grad Ebbe, fast unwirklich spiegelt sich der Himmel mit seinen Wolkenfetzen im zurückgebliebenen Wasser. Der Wind weht recht kräftig, ein Kiter nutzt die Brise und reitet über die Brandung. Sonst sind kaum Menschen zu sehen. Oskar ist das wohl erstmal zu langweilig, er schläft erstmal im Buggy.



Tipp, tipp, tipp - Oskar untersucht vorsichtig den Sand, erst mit nur mit dem Zeigefinger. Doch recht schnell verliert er sich in fröhliches Gebuddel, wühlt, kostet. Bäh. Auch nicht besser als Zuhause. Wenig später sitzt er sandverschmiert im Buggy und lässt sich hochhieven auf dem kleinen Wanderweg, der zur Tölpelkolonie führt. Hunderte dieser großen Vögel nisten hier auf den Felsen, machen Krach und schweben ab und an über die Köpfe der Touristen hinweg. Dazu das blaue Meer, der blaue Himmel, warme Sonne. Wir kommen langsam an im Urlaub...




Blick auf den Strand von Muriwai

Urwaldpfad zum Camp zurück



Oskar schließt auch schon die erste Freundschaft auf dem Campingplatz. Moritz heißt er und hat schon die Reise durch Neuseeland hinter sich, für ihn ist Muriwai das Ende der Tour. Wir holen uns ein paar Reisetipps von den Eltern, die uns auch gleich noch Mückenspray, Klebeband und Tee da lassen. Nette Menschen. Haimon übernimmt derweil die Arbeit am Herd. Unsere zwei Gasflammen fauchen vor sich hin, mal mehr mal weniger, der Zünder der linken arbeitet nicht recht, aber die Bratkartoffel werden trotzdem gut, die Luft im Camper ist besonders in Kopfhöhe so dicht, dass man sie schneiden kann. Wollten eh draußen essen. Paar Mücken freut das, sie laben sich unbemerkt an meinen Füßen. Diesmal schlafe ich nachts kaum, weil es so juckt. Und weil ich immer noch überlege, ob wir nach Auckland zurückfahren sollen am nächsten Tag, und unsere Campingausrüstungsruinen austauschen lasse. Oder doch nicht...oder...zzzzzzzzzz....

unser Platz

Donnerstag, 20. März 2014

Nächster Halt: Parkplatz um die Ecke, Quatsch... Muriwai Beach!

Sonntagmorgen, irgendwo nahe Howick, also irgendwo außerhalb von Auckland City. Die Vögel zwitschern, die Sonne strahlt, die Bienen summen. Mitten in diesen Frieden platzen wir. Allen voran ich. Ausgerechnet jetzt muss der Bus überpünktlich kommen, ausgerechnet jetzt musste Haimon lange aufs Klo, ausgerechnet JETZT! So eine Scheiße! Da sitzen wir nun, abgehetzt und doch verloren. Der Bus ist weg. Und der nächste? Kommt so in ner halben Stunde. Ob dann aber auch ein Anschluss kommt, der uns zum Flughafen bringt, wissen wir nicht. Unsere Smartphones finden keine Internetverbindung. Und ob wir dann, nach gut 1,5 Stunden Fahrzeit, vom Flughafen abgeholt werden von unserer Camper-Vermietung, wissen wir auch nicht, denn Happy Campers antwortet nicht, weder per Mail, noch nimmt einer das Telefon ab. Was für ein schöner Sonntag. Der nächste Bus kommt natürlich, aber klar, mit Verspätung. Immerhin verkürzt das die Umsteigezeit. Fast schon hetzen müssen wir in der Shoppingmall an der Bushaltestelle, wir kaufen schnell noch einen Adapter, denn den hatten wir zuhause nicht gefunden. Und einen Sitz für Oskar, aufblasbar und an jeden Stuhl zu klippen. Brauchten wir nie in Neuseeland. Aber bestimmt mal zuhause!

Sonntagmittag, Flughafen Auckland. Da stehen wir wieder, immerhin ohne Gepäck, das lagert ja noch irgendwo nahe Howick in der Garage der putzwütigen Joanna. Wir sehen aber ähnlich ratlos aus wie bei unserer ersten Ankunft. Erstmal ein Telefon finden, die Vermietung anrufen. Bei der Touristeninfo hilft man uns weiter, endlich finden wir eins, doch klar, keiner nimmt ab. Ich seh schon unsere Tausende Dollar Camper-Miete den Bach runter gehen. Wir fragen Taxifahrer, die meinen aber, "da, da vorn, da hält immer ein Kleinbus und bringt die Leute zu den Vermietungen, gratis, braucht ihr uns nicht bezahlen". Fair, die Männer, echt. Doch der Kleinbusfahrer kennt nichtmal den Namen unserer Vermietung. Ogottogott. Oskar übrigens hat das ganze Theater kalt gelassen. Taxi fahren fand er nachher auch ganz Klasse, eng an Mama in der Manduca, cool. Und tatsächlich, an der angegebenen Adresse stehen Camper der Marke Happy Campers. Es gibt sie doch noch, hurra! Immerhin - Freunde sind mit denen unterwegs gewesen vor paar Jahren, ähnliche Schnäppchenjäger wie wir ;-)

Das Büro der Vermietung ist optisch in den 50ern stehen geblieben. Die Mitarbeiterin selbst, Molly, übergewichtig, Mannsweib. Vor uns ganz unüberhörbar Deutsche, die grad einen Wagen zurückbringen. Und uns erstmal warnen, was wir alles checken müssen. Wir nicken eifrig. Sie lebten schon lange in Australien, seien mal wieder rüber gekommen für nen Kurztrip. Wir gucken neidisch. Oskar vergreift sich derweil am Interieur und bekommt von Molly dafür dann doch lieber Spielzeug. Wir buchen gleich noch die Fährtickets dazu, am 9.12. soll es rüber gehen, Plätze sind rar, die Hochsaison beginnt und eine Fähre hat nen Motorschaden. Naja, Hauptsache wir kommen rüber! Und dann wird es ernst, endlich sehen wir ihn, endlich - unser Camper! Noch etwas ungläubig und zurückhaltend klopfe ich dem Toyota Hiace Hitop auf die flache Nase. Ach ja, klar, schnell nachgucken, wie alt die Scheibenwischer sind, alter Deutsch-Australier-Tipp! Ansonsten rauscht die Einführung an uns vorbei, yes, yes, alright, there you go guys, have fun.

Etwas später, Sonntagmittag. Da sitzen wir nun. Zu dritt vorn in unserem Auto, Oskar in der Mitte. Haimon rechts am Steuer. Grad putzt er Scheiben, obwohl er blinken will. Wir kichern hysterisch. Wir haben heute nachmittag noch gut 60 Kilometer vor uns, wir wollen nach Muriwai Beach, nordwestlich von Auckland. Aber jetzt gehts erstmal nur die Straße runter, auf den nächsten Parkplatz, rein ins Café. Und zum Icebreaker-Outlet. Tatsächlich finde ich was, eine pinke Jacke, die mir die nächsten 7 Wochen kaum von der Seite weicht, für sagenhafte 40 Dollar, so ungefähr 30 Euro. Hurra!

Sonntagnachmittag. Da fahren wir nun. Haimons Handy (mit gratis OSM-Karten drauf) in der Hand bin ich das Navi mit Linksverkehrhilfe. Das hört sich in etwa so an: "Der andere Blinker, der ANDERE!", Rechts, RECHTS! überholen, ja, nein, RECHTS!" "Was will das Ding jetzt, wo abbiegen, quatscht, da steht doch, nein, richtig, ach Scheiße, da war die Abfahrt...SCHEISSE!" Zweimal verfahren wir uns. Natürlich in Auckland City. Wenn schon, denn schon. Oskar lässt das Ganze kalt. Er holt erstmal seinen Mittagsschlaf nach. Konnte er ja nicht zur gewohnten Zeit machen, wenn man nach zwei Tagen Neuseeland überhaupt davon reden kann. Der Weg zu Joanna und das Reinzirkeln in die Einfahrt hat Haimon gut gemeistert. Das Gepäck Verstauen auch. Und auch das Highway-Fahren klappt ganz gut, hier gibt es Gott sei Dank nicht so viele Kreisverkehre. Kaum, dass wir uns an das schnurrende Geräusch des Motors bei Tempo 120 gewöhnt haben, müssen wir auch schon wieder abbiegen. Runter auf kleine Straßen, auf zum Meer! Wir schlängeln uns eine Serpentine runter, Kiefern künden von sandigen Böden, Blau schimmert durch die Zweige, wir haben es geschafft, Muriwai Beach!


Doch die Freude hält nicht lange. Wollten wir uns eben noch mit einem kühlen Bier in die Campingstühle fläzen und Oskar beim Krabbeln über die Wiese zugucken, stehen wir vor den Ruinen einer Campingausrüstung. Beide Stühle sind nicht mehr zu gebrauchen, eingerissen, abgebrochen. Das kann man sich auch nicht schönsaufen. Haimon repariert dann beherzt und mit viel Klebeband die zwei Dinger, die aber schon beim nächsten Reinsetzen wieder bedenklich ächzen. Doch das war das kleinere Übel. Das größere: Uns fehlte ein Brett, um unser Bett zusammenzubauen. Tagsüber hat man hinten Bänke und einen Tisch, aus denen man nachts eine einheitliche Liegefläche basteln kann - wenn man denn das zweite mittlere Brett findet. Tun wir aber nicht. Meine Geduld ist am Ende. Bei Happy Campers nimmt natürlich keiner den Hörer ab. Ich schaue sauer zu unseren Nachbarn gegenüber, zwei Deutsche. Ähnlicher Camper, teurere Vermietung. Scheiß drauf, ich geh rüber. Jungs, sagt mir, wie ihr Euer Bett gebaut habt und Ihr kriegt einen Kasten Bier von uns, versteige ich mich in Versprechungen. Schräges Lächeln. Tja, das Brett, das zweite, das ist zwischen Fahrersitz und Schrank. WAAAAAS?! Hat uns keiner gesagt. Zum Glück begnügen sich die Zwei mit jeweils einem Bier...bei den Preisen hier! ;-)
Der Koch und sein Wachhund

Endlich ist das Bett fertig!

Donnerstag, 13. März 2014

Viele Wege führen nach Auckland

Die erste Nacht auf neuseeländischem Boden verlief kaum anders als die Nächte davor. Wenig Schlaf für mich, etwas mehr für Haimon, genug für Oskar, der mal quer auf mir oder ausgestreckt zwischen uns lag. Doch der Reiz des Neuen lässt uns schnell wach werden. Auf nach Auckland! Nur wie kommt man hin? Es ist Samstag, der Pendlerbus fährt nicht. Und Joanna hat wohl noch nie in einem Bus gesessen - sie bemüht sich zwar nach Kräften, uns einen Weg zu erklären, doch wohl fühlt sie sich nicht dabei, will uns sogar den billigen Autovermieter um die Ecke andrehen. Nix da, wir werden noch genug selbst fahren. Also begeben wir uns zur Bushaltestelle, die kaum als solche zu erkennen ist, nur ein Mast, daran ein Schild mit einem Code, Singapur lässt grüßen. Der Fahrplan ist eher eine Richtlinie, so ungefähr sollte der Bus fahren. Er kommt tatsächlich recht pünktlich, doch oh Schreck, kein rechter Platz für den Buggy. Doch auch wenn wir irgendwie drin quetschen und den Durchgang behindern - keiner guckt uns schräg an dafür. Liegt auch an Oskar, der fröhlich alles beäugt. Am nahen Einkaufszentrum müssen wir raus, umsteigen. Ein Chinese vertreibt sich die Wartezeit, indem er rückwärts läuft. Nun gucken wir. Er erklärt es uns - es halte den Kopf fit. Immer wieder nickt er uns später im Bus kurz wissend zu. Aha. Die Busfahrt war ansonsten nicht wirklich schön - eine Stunde in einem Stadtbus, in dem man so tief sitzt, dass man kaum rausschauen kann. Es wird warm, stickig, Oskar müde und hungrig, oh nein! Draußen Vorstadttrostlosigkeit. Wir sind froh, endlich anzukommen. Aber so recht einnehmen will uns die Stadt nicht. Es fehlt ihr irgendwas, irgendein Herz, Atmosphäre. Was auch immer, eines sollte man auf jeden Fall besuchen: Den weithin sichtbaren Skytower.

Es drückt in den Ohren. So schnell saust der Fahrstuhl hinauf ins erste Besucherdeck des Skytowers. 192 Meter über Auckland kann man nicht nur drinnen lang laufen, auch draußen, oder man springt gleich ganz runter. Machen sie hier ja gern, die Bungee-Pioniere. Wir gucken nur und laufen über gläsernen Boden. Ist ja fast so wie runterspringen. Unten im Hafen liegen tausende Segelboote. City of Sails ist also zu Recht der Beiname Aucklands. Im großen Hafen liegt noch ein großes Containerschiff der Hamburg Süd vor Anker, ist fertig beladen und wird wenig später rausgeschubst. Komisch, so weit weg von zuhause einen vertrauten Namen zu lesen, das zweite Mal nach dem Laden "Vom Fass" in Singapur. Oskar kümmert's derweil wenig, er mampft seinen Brei und seinen Nachtisch zwischen Tür und Angel, wo er auch gleich noch gewickelt wird. Und dann schläft er tatsächlich ein im Buggy. Paradiesisch.



Wir wollen in einen Park, doch der einzig nahe ist nicht recht einladend, zumal da grad auch eine Messe stattfindet. Also auf zur Hafenpromenade. Hier ist in den vergangenen Jahren eine nette Kneipenszene entstanden, Spielplätze gibt es auch und die Fähre nach Hause ist auch in der Nähe. Denn nochmal so lange Busfahren kommt nicht in Frage. Dann lieber nochmal Taxi ab dem Fähranleger, sollte kein Bus mehr fahren. Wir schlendern also die Promenade entlang, finden einen Wasserspielplatz und ehe wir es uns versehen, sitzt Oskar quietschfidel im kühlen Nass. In vollem Ornat natürlich. Wir lassen ihn planschen, doch irgendwann muss er raus. Mordsgeschrei. Ausziehen. Mordsgeschrei. Abtrocknen. Mordsgeschrei. Anziehen. Mordsgeschrei. Andere Kinder - Stille. Und schon macht sich unsere kleine Elster auf, das Spielzeug der kleinen Kiwis mal genauer zu inspizieren, freundet sich an mit einem älteren Jungen. Den Spaziergang schließen wir ab mit einem netten Essen, bisschen Fisch, bisschen Fleisch, ein neuseeländisches Bier. So langsam kommen wir an. Und die Fährfahrt versöhnt uns vollends. Aucklands Skyline glitzert in der Abendsonne, wird immer kleiner, wir rasen vorbei an grünen Inseln, der Wind weht uns fast weg, Oskar bandelt drinnen mal wieder mit anderen Passagieren an und bleibt sogar bei der anschließenden Busfahrt noch brav. Auch wenn ihm wohl die grandiosen Aussichten auf die Buchten und schönen Vorgärten egal sind. Was für ein Kontrast zu heute vormittag...

Da hat wohl wer das Spielzeug geklaut...




Kaum, dass Oskar vorerst in seinem Zelt verschwunden ist, habe ich Zeit, wieder zu grübeln. Morgen sollen wir also unseren Camper abholen. Wird alles klappen? Die Vermietung hatte sich gar nicht mehr gemeldet, ob sie uns nun wie auf der Homepage versichert auf dem Flughafen abholt. Und kommen wir dort überhaupt gut hin? Sonntags fahren noch weniger Busse als samstags. Immerhin dürfen wir unsere ganzen Klamotten bei Joanna stehen lassen und später mit dem Camper abholen. Mir rauben die ganzen Gedanken trotzdem etwas den Schlaf. Dass ich dann doch wegnicke, verhindert Oskar. Er jault und hustet und schnieft. Oh Gott. Wie soll das nur im Camper werden, denke ich. Könnte ich in die Zukunft gucken, wäre ich ruhiger. Denn bald werde ich schlafen können...

Mittwoch, 12. März 2014

Neuseeland!

Da! Da! Daaaaaa! Wir lehnen uns vor, wollen einen Blick erhaschen auf das Land ganz am anderen Ende der Welt, das sich nun zeigt, als der Flieger sich langsam Auckland nähert. Wir sitzen in der Mitte, können also nur hin und wieder einen Blick erhaschen auf ein paar grüne Hügel, ein bisschen Meer. Selten hat so wenig für so viel Aufregung gesorgt. Auch unsere Sitznachbarin, vollverschleiert und mit einem Kleinkind aufm Arm, guckt, wenn auch etwas müde. Die Nacht im Flieger war anstrengend für sie - während wir uns komfortabel abwechseln konnten mit dem Essen, kam sie kaum dazu, weil ihre kleine Tochter nicht recht schlafen wollte. Tat sie es, krähte Oskar, tat er es, krähte sie. Schon beim ersten Mal hab ich Oskar aus seinem Bett geholt. Zumal ich wieder das Anschnallzeichen fürchtete, denn ab und an schaukelte das Flugzeug doch etwas. Aber nein, die Crew war entspannt, wenn auch nicht so nett wie die erste. Nun, Oskar hats gefallen, so aufm Arm bei Mama... Da sitzt er auch jetzt wieder, mittlerweile sind wir unspektakulär gelandet und steuern zielstrebig auf die Einreisebehörde zu. Werden die uns das Baby-Essen durchgehen lassen? Was ist mit meinen alten Wanderschuhen, die ich trage? Neuseeland ist unglaublich streng, was Hygienevorschriften angeht: Keine Nahrungsmittel, im Wald darf man nicht rumgelaufen sein, Campingsachen werden gleich ganz genau kontrolliert. Auch Poster warnen, dass die Behörden jeden noch so gut versteckten Apfel, jeden noch so unscheinbaren Keim finden werden...

"Hi guys, haureya" - ich kann mir zwar denken, was letzteres heißt, aber ich bin noch zu baff von der lockeren Anrede des jungen Neuseeländers vor uns, der grad unsere Pässe checkt, Oskar mit einem "Hey buddy" anlächelt und dann weiter lässig die Einreiseformulare beguckt und alles nochmal fragt, was drin steht. Dann beugt er sich nach vorn, sieht meine Schuhe, krakelt was von "check boots" auf die Zettel, sagt auch was, doch ich versteh's diesmal echt nicht. Du lieber Gott, der Kiwi-Akzent. Wenig später werden wir auch rausgefischt, aha, check boots. Ossi guckt kurz misstrauisch, lässt sich dann aber betätscheln und freut sich über die zahlreichen "Hi"s der Beamten um uns rum und antwortet mit ebenso zahlreichen "Ei-daa!"s. Ich muss derweil auf einer mit irgendeinem Desinfektionsmittel getränkten Matte rumtreten. Dann darf ich gehen, beschämt auf meine alten Wanderstiefel guckend. Hat das Putzen also nix gebracht... Erst später, als wir vor mächtigen Kauribäumen standen, begriffen wir den Sinn der ganzen Aufregung. Schleppt man hier Keime rein, sterben die sensiblen Giganten.

Da standen wir nun. Wir hatten erstmal zwei Nächte in Auckland Zeit, bevor wir unseren Camper abholen mussten. Ich hatte ein Bed and Breakfast gebucht, die Gastgeberin hieß Joanna, wir würden in einem Zimmer in ihrem Haus wohnen, schön im Grünen, doch zentrumsnah, dachte ich zumindest. Nunja, der Bus dorthin kam nur einmal in der Stunde und umsteigen hätten wir auch noch müssen. Und weg war er auch grad. Also Taxi. Ich war erst für die sogenannten Supershuttles: Kleinbusse, die einen zu jeder Adresse in der Stadt bringen und paar Leute sammeln, bevor es los geht - oder aber entsprechend mehr Geld verlangen. Wir wären mit 50 Dollar dabeigewesen. Aber Haimon misstraute der Sache wohl und wollte ein normales Taxi. Fast normal, schließlich mussten all unsere Sachen inklusive Buggy reinpassen. Oskar blieb in der Manduca. Auch ok. Doch welcher Fahrer kennt unser Ziel? Gar nicht so einfach. Kopfkratzen. Hm. Hm. Ich wurde schon nervös. Dann hatten wir einen. Doch der wusste es auch nicht recht, was sich erst im Auto rausstellte. Nach zwei U-Turns und 45 Minuten und 125 Dollar Rechnung waren wir da. Verschwitzt, aber erleichtert, als wir den Schlüssel fanden und im Haus waren. Chicer Kitsch, blitzsauber. Draußen grüne Wiesen, zwitschernde Vögel, blauer Himmel, saubere Luft, Idylle. Auckland City weit weg, aber das war schnell egal.
Nett hier! Alles meins!

Blick von der Terrasse


Wir duschten, zogen uns um und los, auf zum Supermarkt, den Haimon mit einer tollen App gleich um die Ecke ausgemacht hatte. Endlose Regale Chips, Toastbrot, Wein. Schon früh dämmerte es uns, warum wohl so viele Neuseeländer etwas beleibter sind. Knackige Surfer gibt's nur beim Nachbarn. Hier herrscht die Gemütlichkeit! Auf dem Spielplatz nebenan krabbelt Oskar herum, freut sich, als existierte das Wort Jetlag überhaupt nicht. Daheim ist es mitten in der Nacht. Egal. Ein herrenloser Hund stromert herum, nette Nachbarn rufen den Besitzer, der auf dem Halsband steht, ganz freundlich an, sorgen sich eher um den Hund als um ihr Wohl, wie es wohl bei uns der Fall wäre. Alles etwas lässiger hier. Nett! Nett ist auch Joanna, unsere Gastgeberin, auch wenn sie kaum die Panik kaschieren kann, die sie offenbar überfällt, als sie Oskars Patschefinger auf dem Edelstahlkühlschrank sieht. Putzen sei ihr Hobby, gesteht sie uns später. Ach nee! Todmüde fallen wir ins Bett. Oskar gesellt sich schnell dazu. Zu unheimlich ist ihm sein Reisezelt, zu warm, zu anders alles. Und wir merken, es bahnt sich der erste Schnupfen an, der kleine Mann schnieft und hustet und schnieft und hustet. In Deutschland wär jetzt Tag. Warum also schlafen?! ;-)