Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Donnerstag, 23. September 2010

Von Peking nach Lhasa


Ich hatte geschrieben, ich werde Peking mit einem Lächeln verlassen. So einfach war das dann doch nicht. Nicht zuletzt, weil es schüttete. Und ich noch nie Bus gefahren war, ein Typ aus dem Hostel aber meinte, komm, ich bring Dich zur Haltestelle, alles easy... er wirkte leicht glücklich wie nach 'nem guten Joint. Dennoch ging ich mit, schließlich war er doch ein guter Europäer, ein Holländer. Kaum waren wir an der Haltestelle, versuchte er tatsächlich auch noch, die Fahrpläne zu lesen, ich dachte, ohweh. Und dann meinte er, oh, da, steig ein. Ich stieg ein. Vorn ein Rucksack, hinten ein Rucksack, triefendes Haar, ein Zettel mit Schriftzeichen in der Hand, die sagen sollten, ich will zum Bahnhof. Tja. Nur die Antwort der Tickletlady verstand ich gar nicht. Ich wühlte in meinem Chinesischhelfer. Böser Fehler. Denn den krallte sie sich umgehend, nachdem sie mehrmals das Zeichen für Wechsel wie beim Fußball machte und ich mich schon überall in Peking ankommen sah, nur nicht a, Westbahnhof. Und nun hatte sie auch noch mein einziges Kommunikationsmittel, während mein großer Rucksack am anderen Ende des Busses stand, mir sowohl restliches Regenwasser als auch literweise Schweiß den Körper runterrann. Und ja, ich gebe es zu...beinahe auch Tränen, als sie partout mir meinen Sprachführer nicht wiedergab, sondern seelenruhig drin blätterte, während wir im typischen chinesischen Affenzahn für 10 Sekunden losfuhren um wieder abzubremsen. Und dann stand er da. Ein Engel. Ein Chinese, der Englisch konnte. Mich beruhigte, mit mir ausstieg, meinte, ich könne zwar die eine Haltestelle bis zum Bahnhof gehen, aber auch einen anderen Bus nehmen, er käme mit. Oh man. Ich hätte ihn knutschen können.

Doch als ich am Bahnhof ankam, hatte mich diese Euphorie wieder verlassen. Was ich bisher an Menschenmassen gesehen hatte, wurde übertroffen. Wie Schafe im Pferch. Durch Securitychecks, die doch keinen interessieren. Gott sei dank war die Nummer der Wartehalle in normalen Zahlen angezeigt, ebenso meine Zugnummer. Dahin zu kommen - zwecklos, überall saßen schon Leute mit dem gleichen Ziel. Ich breitete mich auch einfach aus. Das ist in China eh das Beste. Ellenbogen notgedrungen etwas raus und fertig. Im Zug dann die Winzigkeit einer Liege, mittlere Lage, oben und unten schnarchende Chinesen, eins weiter ein Baby, dazwischen werden Instantnudelsuppen gemacht, aufm Laptop DVDs geguckt und natürlich abrupt abgestoppt, wenn man sieht, dass sich eine blonde Frau im Zug befindet. Dass keine Kamera gezückt wurde, lag wohl am fehlenden Licht, das die unglaublich unhöfliche kreischende Zugbegleiterin schwuppdiwupp abstellte. Am Rauchen hindert das aber keinen, zum Glück aber nicht direkt im Abteil, was übrigens offen ist, also ohne jeglichen Vorhang. Auch daran gewöhnt man sich.

Nach gut 13 oder 14 Stunden kam wahres Heimatgefühl auf. Die Bahn blieb stehen. Kurz vorm Ziel. Einfach so. Null Ansage. Hätt ich zwar nicht verstanden, aber egal. 45min lang niente, nur Hitze... nun ja. Letztlich ging es weiter und ich bin in der Stadt der Terracottakrieger angekommen, Xian. Und treffe direkt einen Finnen aus dem Pekinger Guesthouse wieder, der immer so guckt und redet, als würde er gleich Amok laufen. Doch er entpuppte sich als netter! So kam es, dass wir uns auf der Stadtmauer, die vollkommen erhalten ist, Räder mieteten und in den Sonnenuntergang auf der Mauer radelten, neben uns die roten Laternen, immer wieder heraufschallenender Straßenlärm oder Popmusik, zu denen ganze Massen tanzen. Wie in Peking morgens halb sieben.








Wir essen im muslimischen Viertel Dinge, auf die wir nur zeigen und nicht wissen, was es ist, scharf isses allemal. Lernen Bennoit kennen, einen Kanadier der mir am nächsten Tag den Nerv rauben wird. Wir wollen zur Terracotta-Armee. Mit dem Bus. Bennoit sieht aus wie ein Seebär und verhält sich auch leider so. Auch wenn er's charmant meint, aber nachdem morgens im Bus zum 5. Mal sein Patschehändchen auf meinem eh schon glitschig geschwitzten Arm landet, werde ich ungehalten, zumal ich kein Frühstück hatte. Und dann noch die feuchte Aussprache. Und ebenfalls Gemotze....

Endlich bei den Kriegern angekommen, ist es überwältigend, auch wenn sie in einer großen Halle stehen. Die Sonne morgens wirft ein traumhaftes Licht, die Gesichter alle unterschiedlich, Wahnsinn. Ein Heer baut sich vor einem auf, man kann das Marschieren förmlich hören. Oder kommt es doch von den heraneilenden Chinesen? Mag sein. Auf einmal ist alles voll. China eben... :-) Eine Nikon- und Canon-Armee. Mit hochgeschobenen Shirts, selbstverständlich. Is doch heiß. Einmal dezent neben den Krieger gerotzt, macht doch jeder...






Am Abend liege ich wieder im Zug, es geht nach Xining, was bereits auf 2200m liegt und mich nur kurz sehen wird, ich werde nur meine Reisebegleuiter treffen und die Permits und Tickets abholen und dann noch eine nacht im Zug verbringen. In der ersten Nahct liege ichUnten, schoen beqeum, spreche mit einer Chinesin, die Mutter und Vater sind angetan, schenken mir Mondkuchen, der zum aktuellen Mondfest gehoert, ein sehr suesses Kuechlein mit Marzipan oder so drin. Und dann steht sie wieder da, die Zugbgleiterin, der es scheissegal ist, ob ich sie verstehe, der Tonfall tut es wahsrcheinlich eh. Ich werde ins oberste Bett vertieben, wo ich einen halben Meter, wenn ueberhaupt, nach oben Platz habe. Ich haette nur so ein Ticket. Widerrede zwecklos. Zum ersten Mal fuehle ich mich fremd, sehr fremd und hatette am liebsten meine deutsche Schokolade wieder, die ich im Gegenzug zum Mondkuchen verschenkt hab...


In Xining selbst kaempfe ich mit chinesischen Geldautomaten, bevor es endlich nachmittag ist, meine Beglieter Nils und Yvonne kommen, der Reisebueromensch und wir abends endlich aufbrechen... mit der Tibetbahn. So aehnlich muessen Grebnzkontrollen in West- und Ostberlin gewesen sein. Ein Horror. Zumal Nils Zweitname falsch geschrieben ist auf dem Permit...puh....;die kreischende Zugbegleiterin merkt es nicht, schubst uns in den Zug. Und wir sehen nach unserem Reisebueromenschen den 2. huebschen Chinesen, ein gut gebauter Zugbegleiter, ca 1,80m, mit Dreitagebart. Yvonne grinst. Ich auch.


der rechte is der Huebsche ;-)

Blick ausm Fenster, wenn's mal nicht regnet


Waer da nur nicht die Klimaanlage. Die Luft kriecht mir in den Hals. Und hat mich bis heute im Griff, ich huste. Gar nicht sos choen. Doch waehrend der Fahrt egal. Nach einer Nacht sind wir auf dem Plateau, immer ueber 4000m, die Wasserflasche droht zu platzen, die Chipstueten sind aufgeblaeht. Pinkeln im Hocken faellt schwer, im Klo gibt es wohl gar keinen Extrasauerstoff. Aber ich muss oft dahin. Ich habe schliesslich brav um die 4-5 Liter getrunken in den 24 Stunden Fahrt. Und schwanke in Lhasa dennoch etwas.

Denn wir sehen keinen Guide. NIemand der uns abholt, nur schwerbewaffnete Soldaten. Und Regen. Und 3.700m bei Nacht. Insgesamt vielleicht 19kg Gepaeck. Nicht lustig. Nach elend langer Warterei kommt unser Guide Tashi angeschossen, beguckt von den Soldaten. Guides duerfen nicht so einfach aufs Bahnhofsgelaende... aha. Die Schikanen koennen beginnen...

So, ich bin nun schon ein paar Tage hier und ahbe diverse Atemprobleme und Herzklopfen hinter mir, und noch viel vor mir. Es wird nicht einfach, weiter zu schreiben, ich lasse den Bliog von Deutschland aus pflegen, weil ich hier keinen Zugriff habe, die Regierung sperrt viele Seiten... Nun denn. Ich hoffe, spaetestens am 8. oder 9. Oktober in Kathmandu Fotos einfuegen zu koennen.... Bis dahin, haltet die Ohren steif und versucht, auch mal so herzlich zu laecheln wie die Tibeter. Von innen heraus, uebers ganze Gesicht. Trotz Scharfschuetzen in Eurer Stadt auf den Daechern...

Donnerstag, 16. September 2010

Der fruehe Vogel...

Schon wieder. Viertel vor sechs. Bitte aufstehen, du hast es ja so gewollt, sag ich mir, als das Handy piepst und der Zimmernachbar noch schnarcht. Draussen Waschkuechenwetter wie gestern. Hat den Vorteil, dass nicht gleich wieder Schweissbaeche den Ruecken runterrinnen. Der Nachteil - munterer machts nicht wirklich. Claus steht auch schon da und hatte offenbar gestern abend doch ein Bier zu viel. Aber tapferer Gruenschnabel, er kommt mit. Manchmal weiss ich nicht, ob er das allein gemacht haette. Also geht er mit Mutti Sylvia. Achso, das Ziel. Ritan-Park. Der ist sehr klein. Doch morgens angeblich proppevoll mit sportlichen Menschen. Das wollen wir sehen.

Tatsaechlich. Die chinesischen Floetentoene wehen herueber, entfernt bewegen sich Menschen dazu in den so anmutig erscheinenden Tai-Chi-Figuren. Dazwischen plaerrt ab und an eine kommandogebende Stimme, woraufhin sich einzeln verstreute Grueppchen entweder die Beine locker klopfen, mit den Armen rudern oder das Gesicht massieren. Neben den Tai Chis baut sich die naechste Gruppe in der Zwischenzeit auf, hauptsaechlich Frauen, manche von ihnen mit einem orientalisch aussehenden Klimperguertel um die Hueften, die Chefin allerdings in Pumphose, ueber den Bauchnabel gezogen. Ein paar Lockerungsuebungen wie nach vorn\oben austreten, manche sind so beweglich, dass sie sich ohne Probleme mit dem grossen Zeh in der Nase bohren koennten im Stehen. Auch die Chefin in Pumphose. Und das mit geschaetzten Ende 50. Respekt.




Der typische chinesische Mann lupft das Shirt, wenn's heiss wird!


Etwas weiter weg wird es lauter. Chinesische Schlager, Taenze, es klingt zumindest gut und hat den Rhythmus, bei dem man mit muss ;-) Claus is das wohl etwas peinlich, ihm zuliebe stelle ich mich nicht mit direkt dazu. Das haette wahrscheinlich auch irgendwann die wunderschoene Synchronitaet der Hobbyeinzeltaenzer gestoert. Dazwischen wuselt das Kind der Vortaenzerin, und ich denke mir, das Buerschchen hat mehr Rhythmusgefuehl als manch Erwachsener bei uns....

Noch ein bisschen weiter, im Aktivcenter fuer Senioren, so die Aufschrift, sitzen viele aeltere Herren auf den Baenken unter den schoenen Baeumen und haben Kaefige dabei. Die Musik machen inzwischen andere - die Voegel in den Kaefigen. Manche sind noch abgedeckt, manche haengen schon in den Baeumen und ihre Bewohner zwitschern und singen herzallerliebst, waehrend die Besitzer sich daran erfreuen und plaudern und herueberlachen. Unweit entfernt malt ein Mann mit einem grossen nassen Pinsel Kaligraphische Zeichen auf den Boden. Vergaengliche Kunst. Doch ebenfalls wunderschoen.

Zum Fruehstueck sind wir wieder im Hostel, Claus packt und reist ab, ich fuelle den Blog, bevor ich nochmal bisschen rausgehe. Auf den Tianmenplatz, den groessten der Welt. Und natuerlich, da bin ich wieder faellig, 2 Maedels aus dem Norden krallen mich, sprechen dabei sogar passabel Englisch. Sehr witzig mal wieder. Ebenso wie die hiesigen Sicherheitskontrollen, bevor man in Ubahnen oder zu Sehenswuerdigkeiten gelangt. Immer fein die Tasche durch, aber auf den Monitor guckt nie einer :-)

Ich laufe noch entlang der Einkaufsstrasse hinter dem Pkatz, denke, wie pervers es ist, die Hutong-aehnlichen Haeuser mit Zara, Parfumgeschaeften und sonstigen Kram vollzustopfen und als Originale zu verkaufen. Die Wahrheit sieht anders aus. Vor Olympia musste ein Teil des Viertels weichen, um den Gaesten ein schniekes Disneyland hinzustellen... nee. Nicht meine Welt, eher dann die echten Hutongs, auch wenn sie meist etwas heruntergekommen aussehen, manche waren bzw. sind auch noch eher die Armensiedlungen. Irgendwo in der Naehe der suedlichen Hutongs finde ich dann einen schoenen alten Tempel, einen der aeltesten Pekings, eine Oase der Ruhe, Moenche eilen umher, Glaeubige opfern Raeucherstaebchen. Ein schoener Abschluss. Ich kehre Peking mit einem Laecheln den Ruecken.



Sommerpalast mit Gesellschaft

Ich bin nicht allein, das weiss ich ja jetzt. Doch nun sind wir zwei, die beaeugt werden koennen. Claus, der junge Deutsche, und ich, sind auf dem Weg zum Sommerpalast, der Sommerresidenz des Kaisers etwas ausserhalb am - mal wieder - riesigen Kunming-See. Diesmal bin ich es allerdings, die beaeugt. Und zwar Claus. Wie er tatsaechlich, bevor er in die Chipstuete greift, sein Sagrotantuechlein auspackt und damit auch seine Teetasse abwischt im Cafe, bevor er trinkt. Ich frage, ob er das daheim auch so macht. Ja, den Chinesen koenne man ja nich so trauen, ob die so sauber sind. Ich meine, UBahn-Haltegriffe sind hier wie da verschmuzt, aber daheim wuerde er dann trotzdem noch was Essbares in die Hand nehmen. Claus war offensichtlich auch etwas lang mit dem Ami zusammen, denn schon faengt er an, an nicht verkehrssicheren Fahrraedern und Schubkarren der Chinesen rumzukritteln. Und ausserdem waeren alle so muerrisch. Kann ich nicht bestaetigen , meine ich und erzaehle die Geschichten mit den Fotosessions. Glaubt er nicht. Doch muss er relatriv schnell miterleben. Und staunt, dass Chinesen tatsaechlich laecheln koennen. Vor allem, dass manche -nicht alle, das stimmt - ueberaus freudig reagieren, wenn man mal statt thank you ein "xiexie" sagt. Er selbst kriegt es nicht auf die Reihe, also uebernehm ich das Reden, kann ich ja ;-) Und er meinte am Ende des Tages, heut seien die Reisfresser ja mal gut drauf gewesen... oh man...ich schieb es mal auf seine Jugend....

Der Sommerpalast an sich - was fuer ein entspanntes Leben moegen die Kaiser da gefuehrt haben. Die Anlage thront ueber dem See, eingebunden in einen wundervollen Park, wo man mal wieder bergauf und -ab gehen muss, was fuer mauergeplagte Beine schon eine Herausforderung ist. Da wandle ich lieber in einem 728m langen Gang mit wunderschoenen Gemaelden an den Holzbalken, an der Seite der See, auf dem Elektroboote tuckern, Weiden sich ins Wasser lehnen, Chinesen angeln und Drachen steigen lassen, der Wind ist heut staerker, doch er kann den Dunst und Nebel nicht vertreiben, der ueber der Stadt haengt und jegliche Fernsicht verhindert. Es ist schwuel, am liebsten wuerde man sich auch traege wie ein Kaiser an den Tempel setzen und auf den See hinausstarren...



Aehem...klettern verboten!




So laeuft sie ab, die chinesische Foto-Session :-)

grosses Gekicher

noch mehr Gekicher

und jetzt das Foto!


er laesst Drachen steigen...praktischer Schnurhalter, oder?

Wir haben allerdings einen anstrengenden Rueckweg vor uns nach einer kleinen Bootsfahrt ueber den Se. Die UBahnstation ist viel weiter als gedacht, uns trennt zudem eine 5spurige Schnellstrasse von der richtigen Seite. Als endlich eine Bruecke auftaucht, ist uns aber ueberhaupt nicht klar, wo nun die Bahn sein soll. Claus sagt "frag mal". Also hol ich mein Chinesisch-Riegel  (super, danke Langenscheid!) hervor, auf dem solche Fragen auch in chinesischer Schrift stehen, falls meine Aussprache absolut nicht geht. Ich frage ein junges Paerchen und erhalte eine ausfuehrliche durch Gesten gestuetzte Antwort, die ich mit Armwedelei in die verstandene Richtung beantworte, weil mir schlicht gar nichts mehr einfaellt und Claus schon motzt, dass die ja mal langsamer haetten sprechen koennen. In Momenten dieser Ignoranz koennte ich ihm den Riegel ueber den Kopp hauen. Die beiden haben geholfen und wahrscheinlich langsam geredet, was kann ich denn dafuer, dass ichs trtzdem kaum kapiere und eh links und rechts nicht ganz auseinander halten kann und lieber nochmal zeige...seine Strafe war dann, das er's nicht mehr in die Bahn geschafft hat und ich, mittlerweile Meister im Draengeln wie die Chinesen hier, ihm von drinnen nur die Zunge entgegen gestreckt hab und die Chinesen mal wieder was zu Kichern hatten. Hihi ;-)

So... nachdem ich heut 3 Posts geschrieben hab, werde ich nochmal etwas durch Peking streifen, bevor es dann abends im Nachtzug, der in jeder Klitsche haelt, nach Xian geht zur Terracotta-Armee. Von da hab ich schon ein weiters Nachtticket fuer Samstag auf Sonntag nach Xining, wo ich die Tibetunterlagen abhole. Wenn alles klappt, denn das wissen wir tatsaechlich immer noch nicht. Zugtickets haben wir aber schon nach Lhasa. Immerhin :-)

Merino-Haertetest

Es ist 6 Uhr morgens. Der Fahrer ist Puenktlich. Zwei Jungs aus dem Hostel und ich wollen zur Grossen Mauer. Wir haben uns doch fuer eine offzielle Tour entschieden, statt etwas muehselig mit oeffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Dafuer bekommen wir einen Fruehstuecksburger und Cola von MCDonalds in die Hand gedrueckt, werden in den Minibus gepfercht und ab gehts. Claus, der Deutsche ausm dem Hostel, ist zwar noch etwas gruenschnaeblig, aber ganz nett. Patrick, der Ami aus dem Hostel, hingegen ist ein typisch amerikanisch-arrogantes Arschloch, dass staendig motzt. Der Burger zu flapsig, die Cola eh Scheisse, die Chinesen verstehen ihn nich, was das solle etc. Die ganze Zeit kommt aus seinem Froschmaul solche Sachen, waehrend er mit dem ebenfalls froschigen Augen klimpert und von oben herab versucht zu schauen, was ihm bei einer Koerpergroese von 1,70m vielleicht noch bei Chinesen gelingt, bei mir aber nicht mehr. Ich tu so, als wuerde ich ihm nicht zuhoeren oder ihn verstehen. Beim naechsten Stop steigt die naechste Katastrophe ein, zwei Israelinnen, die in das Gezeter des Amis einstimmen und ihren fetten Arsch kaum auf die Sitze bringen. In solchen Momenten weiss ich, warum ich lieber allein reise, als mich irgendwelchen Touren anzuschliessen...

Die Israelinnen werden jedoch einmal ganz still. Als sie mal muessen an der Tankstelle, den Vorhang zum Damenklo oeffnen und ihre Augen ploetzlich aehnlich hervorquellen wie die des amerikanischen Frosches. Zwei Hockklos, offensichtlich benutzt, ohne Trennwaende, man hockt also nebeneinander und kann sich beim Pullern gegenseitig stuetzen. Tja, ladies, nur die Harten kommen in den Garten, die andren machen in die Hose...

Was fuer alles entschaedigt, erwartet uns dann in Jingshanling .Bei 33 Grad bekomm ich Gaensehaut, als ich oben auf dem ersten Huegel von der schneckenschnellen Seilbahn ausgespuckt werde und auf dieses sich ueber gefuehlt 100 Huegel dahinschlaengelnde Meisterwerk blicke. Die Grosse Mauer ist nicht gross. Sie ist gigantisch. Auf jedem Huegel ein Wachturm, mehr oder minder gut erhalten. Ich presche etwas vor, vor mir nur ein sehr junger, aber netter Amerikaner, der aber so schnell ist, dass ich ihn ziehen lasse. Schnell bin ich allein. Nur an den Tuermen warten schon die Wasser- und Souvenirverkaeufer. Doch auch sie werden immer weniger, je weiter ich gehe, teils ungemein steile, hohe Treppen, mein Atem hoert sich an, als haette ich den Everest bestiegen, mein Herz klopft wie nach dem Zielspurt des Koelner Halbmarathons, der Schweiss tropft nicht, er laeuft und laeuft, mein Merinoshirt wird nasser und nasser, mueffelt tatsaechlich nach Merinoschaf, die Sonne knallt, doch ich bin gluecklich, lasse mich im Schatten eines Turms nieder.





Schwupp, kommt ein braungebrannter, spitzbaertiger Verkauefer mit einem verschmitzten Laecheln. An ihm kann/muss ich meine erweiterten Chinesischkenntnisse ausprobieren (nein, ich moechte nicht. Danke, es ist schoen, aber nein, ich moechte nicht. Ich habe Wasser, danke. Ja, ich komme aus Europa, nein, kein Tshirt, danke.). Er versteht mich sogar irgendwie und seufzt letztlich, setzt sich etwas resigniert neben mich, vor uns gruene Huegel, steiler als in Deutschland, fremder, exotischer. Waehrend ich dieses Panorama aufsauge, entdeckt der Verkaeufer den Ring an meinem Daumen. Ob der chinesisch sei. Nee. Ich soll ihn mal abmachen. Geht aber nicht, mein Finger ist so angeschwollen, dass sich der Ring keinen Deut mehr bewegt. Das irritiert ihn jetzt aber sehr. Vorsichtig stubst er den Ring an, nichts, er reisst die Augen auf, deutet auf den Ring, dann auf die Ohren, dort, wo Ohrring sitzen und fragt irgendwas, wahrscheinlich so nach dem Motto, ob der Ring auch so festgemacht sei wie Ohrringe. Ich nicke und freu mich diebisch ueber sein absolut erschrockenes Gesicht, wie er den Kopf unglaeubig schuettelt und mich dann endlich allein da sitzen laesst ;-)

Nach 3,5 Stunden ist Schluss mit Wandern. Wir hatten gedacht, wir laufen bis nach Simatai, eine beliebte Route, doch Simatai hat wirklich zu und daher muessen wir umdrehen, unsere kleine Reiseleiterin mit dem militaerischen Befehlston zum Dauerlaecheln erwartet uns. Uns, das sind uebrigens letztlich 22 Leute gewesen, die sich alle in einem grossen Reise- statt in mehreren Minibussen wiederfanden. Nunja, die Mauer war es wert. Auch wenn ich das naechste Mal lieber mit Taxifahrern verhandeln wuerde oder mich in einen chinesischen Sardinenexpress quaelen wuerde. Zum Glueck war ich recht flott unterwegs, so dass ich lange allein war und eine schoene ruhige Pause hatte, bis zwei andere Deutsche angekeucht kamen. Doch das wars denn auch, viel weiter als bis zum 2. Turm , also vielleicht grad mnal 500m plus etliche Hoehenmeter, sind viele nicht gegangen, is ja anstrengend, oh my god! Dafuer hat man dann natuerlich wieder Grund gehabt, sich zu beschweren ueber die Menschenmassen und Wasser- und Souvenirverkaeuferinnen, denen man dann doch fuer 40 Yuan ein Shirt abgekauft hat und sich unglaublich clever dabei fuehlt, es der kleinen chinesischen Zicke gezeigt zu haben, wie hart Amis und Israelis handeln koennen. Dass der Verkaeufer auf dem 6. Turm mir das gleiche Shirt fuer 4 Yuan angeboten hat, konnt mich mir da natuerlich nicht mehr verkneifen ;-)

Am Abend erreichen wir nach dem ueblichen Stau wieder Peking, nehmen die UBahn zum Hostel, der Ami am Motzen, dass es die Chinesen nicht kapiern wuerden, dass man auf der Rolltreppe rechts steht und links geht, und ueberhaupt, warum muessen die grad jetzt die UBahn nehmen. Ich bin froh, mich schnell wieder ausklinken zu koennen im Hostel, nehm meinen Rucksack und mache mich auf, meine kuenftigen Tibetreisegefaehrten zu treffen. Fazit: Wir haben uns wunderbar verstanden, ich mich mal wieder vollgefressen und die letzte Ubahn verpasst. Also 7km laufen, denn in ein Taxi will ich nicht. Ich bin zu voll, ich laufe ueber menschenleere Strassen, Plaetze, auf den Buergersteigen und Baenken liegt hin und wieder einer der Wanderarbeiter und schlaeft, ein paar Polizisten patroullieren, die Strassenreinigung macht mir die Fuesse nass, ein paar Militaers beaeugen mich und kichern tatsaechlich. Ich kicher mit. Peking macht irgendwie gluecklich.

Fotosession unter den Augen Maos

Peking ist riesig. Das merkt man spaetestens dann, wenn man irgendwohin laufen moechte. Wobei das ganz interessant sein kann. Mein erster Weg am ersten richtigen Tag fuehrte mich in die Verbotene Stadt. Das heisst zuerst einmal die kleine Allee hinunter, vorbei an schlafenden Hunden, Bauarbeitern, Chinesen, die ihr Shirt bis kurz unter die Brust hochgekrempelt haben und sich die Plautze streicheln, weiter zur kleinen mobilen Fahrradwerkstadt mitten auf der Strasse, ueber die man drueber muss. Augen zu und durch. Die Sonne brennt auh schon 9 Uhr morgens, der Lautsprecher von Geschaeften plaerrt ebenfalls schon, von der chinesischen Schnulze bis - ich rate mal - Werbung is da alles bei.

Dann irgendwann komme ich an eine Kreuzung, die Strassen sind mittlerweile 5spurig oder mehr, riesige grade Dinger, auf denen hauptsaechlich schnieke Autos fahren, den Radlern gehoert ein Extrateil, der auch von den zahlreichen Elektromopeds benutzt wird, die man nie hoert, bevor sie einem in die Haxen fahren, weil mans selbst noch nicht verstanden hat, den Fussweg zu nutzen. Oder der is schlichtweg voll. Das ist Pekings Charakteristikum nach riesig: Voll. Je naeher ich dem Tianmen-Platz komme, desto offensichtlicher wird es.

Ich bin nicht ganz allein. In dem Sinne, dass da noch andere Menschen sind, nicht aber in dem Sinne, dass da gegen halb zehn sich schon ein paar Westler aus den Federn gequaelt haetten. Da bin ich allein. Und schon habe ich die erste Kamera vorm Gesicht. Ich weiche aus, denke, ich steh im Bild, versperre die Sicht auf Maos Riesenportrait am Tor des himmlischen Friedens. Falsch. Man will nicht Maos Riesenportrait, sondern meine fuer chinesische Verhaeltnisse wahrscheinlich riesenhafte Nase drauf haben, die blonden Haare, die hellen Augen, grosses Gekicher in der grossen chinesischen Gruppe um mich herum, da wedelt schon der naechste mit seiner Kamera, schubst seine Frau an meine Seite, sie hakt sich so schnell unter, das ein Entfliehen nicht mehr moeglich ist.




Mein Chinesisch beschraenkt sich an diesem ersten Tag nur auf Hallo und Danke, also mache ich alles mit, finde es - bis jetzt immer noch - unglaublich lustig, wenn ich merke, dass mich jemand heimlich mit auf dem Bild haben will, weil er die Leute, die er grad fotografiert, in meine Richtung lotst. Ein paar Tage spaeter schaffe ich es immerhin zu sagen, woher ich komme und dass ich ansonsten kaum was verstehe. Das wiederum laesst das Gekicher und unverstaendlicherweise auch die Mitteilungswut noch groesser werden.

Die Verbotene Stadt an sich - der Wahnsinn. Riesig. Ein Palast, eine Halle an der naechsten, Dimensionen, die den bayerischen Maerchenkoenig als laecherliche Witzfigur dastehen lassen mit seinem popeligen Neuschwanstein. Dieses Purpurrot der Mauern, das Blau und Tuerkis in den Balken, das Gold zwischendrin, 9999 Raeume soll es ingsesamt geben, wobei allerdings schon der Bereich zwischen 4 Saeulen mitgezaehlt wird, also bisschen schummeln tun sie schon. Sobald die Internetverbindung es zulaesst, werde ich auch Bilder hochladen...

Wer den Film "Der letzte Kaiser" kennt und dann in die Stadt geht, fuehlt sich wie zurueckversetzt in die Zeit damals, sieht foermlich die Wachen an den Hallen stehen, sieht den Kaiser durch die schnurgeraden, mit grossen Steinen gepflasterten und  von 3-Meter-Mauern eingefassten Gassen entlangwandeln, seine Konkubinen sich an den dunklen Holzschminktischen fuer ihn herausputzen, waehrend die Erste Dame im kaiserlichen Garten an einem kuenstlich aufgeschuetteten Steinberg im Schatten ineinander verschlungener Baeume den Grillen lauscht.




Zum Entpannen komme ich erst spaeter etwas, als ich den Huegel im Park hinter der Verbotenen Stadt erklimme. Vom sogenannten Kohlehuegel aus hat man einen gigantisch schoenen Blick auf die vor einem liegende Verbotene Stadt, auf ganz Peking, wenn es das Wetter und der Smog zulaesst. Dieses Glueck habe ich in den ersten Tagen. Ich sitze auf einem Baenkchen direkt am Tempel des Huegels, ein riesiger Buddha bewacht die Erhebung, die kuenstlich entstanden ist, als man den Graben rund um die Verbotene Stadt ausgehoben hatte und Platz fuer den Abraum suchte. Da auf dem, Huegel auch die Kohlevorraete gelagert wurden, bekam er gleich einen praktischen Namen. Auch hier oben sitze ich nicht lange allein, eine Chinesin rueckt von links, die andere,offenbar ihre Freundin, von rechts heran, bis sie sich fast anschmiegen, als dann ihr Freund vor uns steht mit der gezueckten Kamera :-) Ich vergelte mittlerweile gleiches mit gleichem und gebe meine Kamera gleich mit dazu :-)





Je spaeter der Tag in Peking, desto voller wird es, nun sind auch die rotgesichtigen, kaesigen Westler unterwegs, die immer noch meinen, ihre krampfadergeplagten Beine vom Umfang einer deutschen Eiche in Shorts pressen zu muessen. In solchen Momenten wuenschte ich, ich koennte so herzergreifend rotzen wir die Chinesen, einmal richtig alles von unten hochholen und so geraeuschvoll von mir geben, dass es des Kaisers Geist wiedererwecken wuerde.

Des Kaisers Landsleute probieren es allerdings selbst schon staendig und ueberall. Das beste Erlebnis kam denn auch am 2. Abend. Es war dunkel in der kleinen Gasse, ich taperte vollgefressen mit mir meist unbekannten schmackhaften Dingen gen Hostel, versunken in Gedanken, als ich dieses unheilvolle Geraeusch direkt vor mir linker Hand vernahm, sehen konte ich nichts, denn da stand ein Lieferwagen. Sekundenbruchteile spaeter und nur wenige Milimeter an meiner Nase sauste der Schleimbeutel vorbei, gefolgt von 2 kleinen Aufschreien meinerseits und des Verursachers, der sich wohl allein glaubte. Nicht, dass Chinesen nur allein rotzen, das waer ja angesichts der Massen unwahrscheinlich. Aber immerhin rotzen sie keinen mit Absicht an. Das weiss ich nun zumindest :-)

Montag, 13. September 2010

Beijing!!!

So... das erste Abenteuer in China ist bestanden. Ich habe es tatsaechlich geschafft, nach vier (?!) Flaschen chinesischem Bier irgendwann gegen 2 Uhr nachts mein Hostel in einem verwinkelten, dorfaehnlichen Viertel Pekings wiederzufinden - obwohl ich erst in die falsche Gasse eingebogen war. Doch genau dort war ich Stunden zuvor schon einmal, beladen hinten mit 17 kg, vorn mit 5, und stellte nicht nur wegen dieser 2 Rucksaecke eine Attraktion dar. Neugierig wurde ich beaeugt, und obwohl keiner wirklich Englisch konnte, wurd mir geholfen, mein Hostel zu finden, Gott sei Dank hatte ich die Adresse auf Chinesisch dabei...

Kaum angekommen, frisch gemacht, stand ich vor der naechsten Herausforderung. Meinen Kumpel Marc zu finden. Er war ein paar Stunden in Peking, musste aber eigentlich :-) frueh wieder ins Hotel, weil er am naechsten Tag ein paar Hundert Leute in nem Flugzeug wieder nach Deutschland fliegen muss...tja, eigentlich...irgendwie schaffte ich es rauszufinden, wo er mit seinen Kumpels essen gehen wollte, stellte mich kurzerhand vor ein Taxi, habe dem Fahrer 10mal gesagt, wo ich hin will. Nach dem 9. hat ers verstanden. Nach dem 10. war er wieder unsicher...
Zum Glueck hatte ich dann Marcs Kumpel an der Strippe, der in fliessendem Chinesisch dem Fahrer genau sagte, wo er mich rauslassen soll. An einem Riesenrestaurant. Was aber selbst mein Reisefuehrer empfiehlt (Danke, Uta!!). Je mehr es nach Autobahnraststaette mit angeschlossenem Kasino aussieht, desto besser, habe ich spaeter gelernt. Also raus aus dem Taxi, rein ins Vergnuegen. Waeren da nicht Tuersteher, die mich erst nicht reinlassen wollen und auch kein Englisch koennen. Wild gestikulierend versuche ich mein Glueck und muss selbst drueber lachen. Das erweicht offenbar das Herz des Tuerstehers, der mich reinlaesst und auf ein paar Westler zeigt, nach dem Moto, suchst Du die? Nee, aber die daneben...uebergluecklich falle ich Marc in die Arme. Und dann geht es weiter. Gefuehlte 100 Speisen werden aufgetischt. Huehnerfuesse inbegriffen. Wenn mans einmal raushat, wie man sie auslutschen muss, sind sie lecker! Und die ganzen Kloesse erst...und das Bier auch...

Spontan schliesse ich mich den Jungs zu einer Stadtrundfahrt an. Nicht irgendeine. Wir werden in einem ehemaligen Wehrmachtsmoped mit Seitenwagen durch Peking gekarrt. Ich im Seitenwagen, Marc hinter dem Fahrer, die Jungs uns voraus auf dem anderen Moped. Das Bier im Fussraum verstaut :-) Rote Ampeln? Laestig, aber meist doch unumgaenglich. Fusswege? Scheissegal. Abgesperrte Strassen? Auch. Einfach durch, den Nachtwind im Haar, ein breites Grinsen im Gesicht. Die verbotene Stadt, Hutongs (alte, verwinkelte Viertel), Wolkenkratzer, Peking bei Nacht. Einfach Wahnsinn...



Ab in die naechste Bar. Gleich eine der hoechsten. Peking liegt uns zu Fuessen... Irgendwann ruft dann doch die Pflicht, Marc verabschiedet sich. Ich bleibe mit seinem Freund Joerg noch, wir gehen woanders hin, noch auf ein Bierchen. Huebsche Chinesinnen stoecklen vorbei... nach 2 weiteren Bierchen geht es dann auch fuer mich heim. Der Taxifahrer quatscht, ich versteh ihn nicht. Er lacht und quatscht weiter. Ich lache mit, zahle und verschwinde in die Nacht. Ab ins Bettchen. Zu 3 anderen Jungs ins Zimmer. Und keiner schnarcht.

Donnerstag, 9. September 2010

Wortlose Verständigung

Ich rede gern und viel. Ob mein Gegenüber mich dann auch versteht, ist nicht immer ganz klar. Vielleicht aus eigener leidvoller Erfahrung heraus hat mir daher eine liebe Freundin heut morgen ein wunderschönes Abschiedsgeschenk gemacht. Eine "OhneWörterBuch" mit vielen Bildchen zu allen möglichen Lebenslagen, in denen man sich verständigen will/muss, es aber mangels Sprachkenntnis nicht kann. Eine Lieblingsseite haben wir natürlich auch schon direkt identifiziert, besonders die erste Zeile :-) Möge ich sie nie brauchen.

Dienstag, 7. September 2010

Viermal werde ich noch wach...

Es hat etwas von diesem Kinderweihnachtslied... so und so viel Mal werde ich noch wach, heißa, dann ist - nein nicht Weihnachtstag, dann ist (Ab)Reisetag. Und wie den kleinen Kindern vor Weihnachten ergeht es mir - Vorfreude wechselt sich ab mit Bangen, Panik mit mir-alles-egal-Gelassenheit, meist in Wellen. Laufe ich eben noch ausgelassen in hohem Tempo am Neusser Nordkanal entlang, werden mir im nächsten Moment die Beine schwer, weil der Kopf schon vor dem chinesischen Zollbeamten kapituliert und die ganze Packliste vergessen hat. Und der darauf folgende Kloß im Hals hat sich schon gut eingenistet.

Doch zum Glück verschwindet der Kloß immer wieder, wenn ich darüber referiere, warum ich gehe. Das muss ich in den letzten Tagen ziemlich oft. Die Antwort ist aber einfach. Weil es ein Lebenstraum ist. Weil andere Menschen, Kulturen, Landschaften mich interessieren, ich wissen will, wie das Leben anderswo auf der Erde läuft, weil ich es wichtig finde, diese anderen Blickwinkel - wenn auch nur kurz - einmal selbst einzunehmen und mit meinen eigenen Meinungen und Erfahrungen abgleichen möchte. Und somit auch hoffe, selbst ein bisschen toleranter zu werden. Einmal raus aus dem Trott. Allein. Und damit folgt natürlich unvermeidlich die Selbstfindung, das hehre Wort muss auch hier fallen.

Ich habe es schon einmal kurz in diesem Jahr erlebt, auf Korsika. Allein auf Bergpfaden kann ganz schön anstrengend sein. Nicht nur, weil es ständig hoch geht, die Wegmarkierung fehlt und an der Nase schon Salzkristalle kleben. Sondern weil man mit sich allein klar kommen muss, der Kopf anfangs noch so voll ist von all dem Alltag, den Sorgen, den eigenen Fehlern, Unsicherheiten, nicht getroffenen Entscheidungen...all das, was man vorher mehr oder minder erfolgreich verdrängt hat, kommt oft zurück. Und dieses Gewicht zieht förmlich wieder talwärts. Zumal ja keiner da ist, dem man übellaunig die Schuld für alles geben kann. Obwohl, lassen Yaks sich nicht notfalls auch beschimpfen? Meine zwei Gefährten? Marco, der in Nepal den Berg hochkeucht? Nein, lieber nicht. Die einen haben Hörner, die anderen vielleicht noch Schokolade und der nächste meine Sachen für Thailand ;-)

Abgesehen von einem Treffen mit einem Yeti wird also das Treffen mit mir selbst irgendwo in Tibet wohl das prägendste, erschreckendste, anstrengendste. Und dann die Kulisse drumherum. Fels, Schnee, Staub, unendliche Weiten umrandet von hohen Bergen, dünne Luft... Da kommt glatt der Kloß wieder zurück.

Donnerstag, 2. September 2010

Tibet unter Dach und Fach...hoffentlich

Es hat nervenaufreibende Wochen gedauert. Ich will nach Tibet. Ich darf da aber nur rein, wenn ich eine organisierte Tour buche. Also eine feste Route habe, einen Guide, einen Fahrer. Das kostet. Also habe ich via Internet nach Mitreisenden gesucht und sogar 2 gefunden. Nette Leute, wirklich. Nur Sie ist etwas kompliziert. Ein gebranntes Kind, was Nepper, Schlepper, Bauernfänger angeht.

Also haben wir diverse Anbieter abgeklopft, viele haben es nicht mal in die 2. Runde geschafft. Irgendwann sah einer wie der Sieger aus, nachdem wir via Skype und Mail auch die unmöglichsten Antworten aus ihm rausgequetscht hatten. Teilweise mussten meine lieben Kollegen diverse Verzweiflungs- und Wutausbrüche ertragen, wenn mal wieder eine Antwort auf sich warten ließ oder meine Gefährtin doch noch Bedenken hatte. Wer mich kennt, weiß, dass solche Gefühlsausbrüche nicht gerade leise sind. Eine Entschuldigung ist hiermit ausgesprochen...sollte es nochmal laut werden, denkt dran, nächste Woche gibt's Abschiedskuchen und Sekt! ;-)

Alles gipfelte letztlich darin, dass ich schon unterschrieben hatte, Sie aber doch noch einen anderen Anbieter angefragt hat. Um sich dann doch wieder für den ersten zu entscheiden. Immerhin haben die Beiden meine Anzahlung vorgestreckt, in der Bank of China. So spar ich mir mindestens 25 Euro Servicegebühr meiner Bank. Und die Route steht... wenn alles klar geht, wir Zugtickets für die Tibetbahn bekommen, treffen wir am 20.9. auf 3.660m in Lhasa ein, hecheln 2 Wochen später über einen 5.670m hohen Pass am Kailash und begucken ein paar Tage später den größten Berg der Erde. Und werden am 8.10. hoffentlich heile nach Nepal reingelassen. Es sei denn, ein Yak kackt vors Kloster, wir treten rein, rutschen aus, brechen uns Arm und Bein und schreien nach dem sturzbesoffenen Guide, der grad versucht, den 10. Achsbruch des Jeeps zu reparieren, uns aber nicht versteht, weil er eh kein Englisch kann...

Immerhin bin ich wohl ganz gut ausgerüstet. Ich habe zum ersten Mal meine Sachen beäugt, die ich mitnehmen werde. Dank Merinowolle werde ich hoffentlich auch nach mehreren Tagen im selben Shirt nicht stinken wie ein Iltis und nicht schleppen müssen wie ein Yak. Dank Marmot-Schlafsack mit -9 Grad Komforttemperatur, Daunenweste, gefütterter Hose und Kuschelfleecepullover werd ich nicht frieren wie ein nackter Hund. Dank Hanwag-Bergschuhen werd ich laufen wie auf Wolken. Jetzt fehlen nur noch die Trekkingstöcke und ich könnt für den Globetrotter-Katalog posieren. Es kann also bald losgehen.