Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Donnerstag, 16. September 2010

Sommerpalast mit Gesellschaft

Ich bin nicht allein, das weiss ich ja jetzt. Doch nun sind wir zwei, die beaeugt werden koennen. Claus, der junge Deutsche, und ich, sind auf dem Weg zum Sommerpalast, der Sommerresidenz des Kaisers etwas ausserhalb am - mal wieder - riesigen Kunming-See. Diesmal bin ich es allerdings, die beaeugt. Und zwar Claus. Wie er tatsaechlich, bevor er in die Chipstuete greift, sein Sagrotantuechlein auspackt und damit auch seine Teetasse abwischt im Cafe, bevor er trinkt. Ich frage, ob er das daheim auch so macht. Ja, den Chinesen koenne man ja nich so trauen, ob die so sauber sind. Ich meine, UBahn-Haltegriffe sind hier wie da verschmuzt, aber daheim wuerde er dann trotzdem noch was Essbares in die Hand nehmen. Claus war offensichtlich auch etwas lang mit dem Ami zusammen, denn schon faengt er an, an nicht verkehrssicheren Fahrraedern und Schubkarren der Chinesen rumzukritteln. Und ausserdem waeren alle so muerrisch. Kann ich nicht bestaetigen , meine ich und erzaehle die Geschichten mit den Fotosessions. Glaubt er nicht. Doch muss er relatriv schnell miterleben. Und staunt, dass Chinesen tatsaechlich laecheln koennen. Vor allem, dass manche -nicht alle, das stimmt - ueberaus freudig reagieren, wenn man mal statt thank you ein "xiexie" sagt. Er selbst kriegt es nicht auf die Reihe, also uebernehm ich das Reden, kann ich ja ;-) Und er meinte am Ende des Tages, heut seien die Reisfresser ja mal gut drauf gewesen... oh man...ich schieb es mal auf seine Jugend....

Der Sommerpalast an sich - was fuer ein entspanntes Leben moegen die Kaiser da gefuehrt haben. Die Anlage thront ueber dem See, eingebunden in einen wundervollen Park, wo man mal wieder bergauf und -ab gehen muss, was fuer mauergeplagte Beine schon eine Herausforderung ist. Da wandle ich lieber in einem 728m langen Gang mit wunderschoenen Gemaelden an den Holzbalken, an der Seite der See, auf dem Elektroboote tuckern, Weiden sich ins Wasser lehnen, Chinesen angeln und Drachen steigen lassen, der Wind ist heut staerker, doch er kann den Dunst und Nebel nicht vertreiben, der ueber der Stadt haengt und jegliche Fernsicht verhindert. Es ist schwuel, am liebsten wuerde man sich auch traege wie ein Kaiser an den Tempel setzen und auf den See hinausstarren...



Aehem...klettern verboten!




So laeuft sie ab, die chinesische Foto-Session :-)

grosses Gekicher

noch mehr Gekicher

und jetzt das Foto!


er laesst Drachen steigen...praktischer Schnurhalter, oder?

Wir haben allerdings einen anstrengenden Rueckweg vor uns nach einer kleinen Bootsfahrt ueber den Se. Die UBahnstation ist viel weiter als gedacht, uns trennt zudem eine 5spurige Schnellstrasse von der richtigen Seite. Als endlich eine Bruecke auftaucht, ist uns aber ueberhaupt nicht klar, wo nun die Bahn sein soll. Claus sagt "frag mal". Also hol ich mein Chinesisch-Riegel  (super, danke Langenscheid!) hervor, auf dem solche Fragen auch in chinesischer Schrift stehen, falls meine Aussprache absolut nicht geht. Ich frage ein junges Paerchen und erhalte eine ausfuehrliche durch Gesten gestuetzte Antwort, die ich mit Armwedelei in die verstandene Richtung beantworte, weil mir schlicht gar nichts mehr einfaellt und Claus schon motzt, dass die ja mal langsamer haetten sprechen koennen. In Momenten dieser Ignoranz koennte ich ihm den Riegel ueber den Kopp hauen. Die beiden haben geholfen und wahrscheinlich langsam geredet, was kann ich denn dafuer, dass ichs trtzdem kaum kapiere und eh links und rechts nicht ganz auseinander halten kann und lieber nochmal zeige...seine Strafe war dann, das er's nicht mehr in die Bahn geschafft hat und ich, mittlerweile Meister im Draengeln wie die Chinesen hier, ihm von drinnen nur die Zunge entgegen gestreckt hab und die Chinesen mal wieder was zu Kichern hatten. Hihi ;-)

So... nachdem ich heut 3 Posts geschrieben hab, werde ich nochmal etwas durch Peking streifen, bevor es dann abends im Nachtzug, der in jeder Klitsche haelt, nach Xian geht zur Terracotta-Armee. Von da hab ich schon ein weiters Nachtticket fuer Samstag auf Sonntag nach Xining, wo ich die Tibetunterlagen abhole. Wenn alles klappt, denn das wissen wir tatsaechlich immer noch nicht. Zugtickets haben wir aber schon nach Lhasa. Immerhin :-)

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