Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Donnerstag, 16. September 2010

Der fruehe Vogel...

Schon wieder. Viertel vor sechs. Bitte aufstehen, du hast es ja so gewollt, sag ich mir, als das Handy piepst und der Zimmernachbar noch schnarcht. Draussen Waschkuechenwetter wie gestern. Hat den Vorteil, dass nicht gleich wieder Schweissbaeche den Ruecken runterrinnen. Der Nachteil - munterer machts nicht wirklich. Claus steht auch schon da und hatte offenbar gestern abend doch ein Bier zu viel. Aber tapferer Gruenschnabel, er kommt mit. Manchmal weiss ich nicht, ob er das allein gemacht haette. Also geht er mit Mutti Sylvia. Achso, das Ziel. Ritan-Park. Der ist sehr klein. Doch morgens angeblich proppevoll mit sportlichen Menschen. Das wollen wir sehen.

Tatsaechlich. Die chinesischen Floetentoene wehen herueber, entfernt bewegen sich Menschen dazu in den so anmutig erscheinenden Tai-Chi-Figuren. Dazwischen plaerrt ab und an eine kommandogebende Stimme, woraufhin sich einzeln verstreute Grueppchen entweder die Beine locker klopfen, mit den Armen rudern oder das Gesicht massieren. Neben den Tai Chis baut sich die naechste Gruppe in der Zwischenzeit auf, hauptsaechlich Frauen, manche von ihnen mit einem orientalisch aussehenden Klimperguertel um die Hueften, die Chefin allerdings in Pumphose, ueber den Bauchnabel gezogen. Ein paar Lockerungsuebungen wie nach vorn\oben austreten, manche sind so beweglich, dass sie sich ohne Probleme mit dem grossen Zeh in der Nase bohren koennten im Stehen. Auch die Chefin in Pumphose. Und das mit geschaetzten Ende 50. Respekt.




Der typische chinesische Mann lupft das Shirt, wenn's heiss wird!


Etwas weiter weg wird es lauter. Chinesische Schlager, Taenze, es klingt zumindest gut und hat den Rhythmus, bei dem man mit muss ;-) Claus is das wohl etwas peinlich, ihm zuliebe stelle ich mich nicht mit direkt dazu. Das haette wahrscheinlich auch irgendwann die wunderschoene Synchronitaet der Hobbyeinzeltaenzer gestoert. Dazwischen wuselt das Kind der Vortaenzerin, und ich denke mir, das Buerschchen hat mehr Rhythmusgefuehl als manch Erwachsener bei uns....

Noch ein bisschen weiter, im Aktivcenter fuer Senioren, so die Aufschrift, sitzen viele aeltere Herren auf den Baenken unter den schoenen Baeumen und haben Kaefige dabei. Die Musik machen inzwischen andere - die Voegel in den Kaefigen. Manche sind noch abgedeckt, manche haengen schon in den Baeumen und ihre Bewohner zwitschern und singen herzallerliebst, waehrend die Besitzer sich daran erfreuen und plaudern und herueberlachen. Unweit entfernt malt ein Mann mit einem grossen nassen Pinsel Kaligraphische Zeichen auf den Boden. Vergaengliche Kunst. Doch ebenfalls wunderschoen.

Zum Fruehstueck sind wir wieder im Hostel, Claus packt und reist ab, ich fuelle den Blog, bevor ich nochmal bisschen rausgehe. Auf den Tianmenplatz, den groessten der Welt. Und natuerlich, da bin ich wieder faellig, 2 Maedels aus dem Norden krallen mich, sprechen dabei sogar passabel Englisch. Sehr witzig mal wieder. Ebenso wie die hiesigen Sicherheitskontrollen, bevor man in Ubahnen oder zu Sehenswuerdigkeiten gelangt. Immer fein die Tasche durch, aber auf den Monitor guckt nie einer :-)

Ich laufe noch entlang der Einkaufsstrasse hinter dem Pkatz, denke, wie pervers es ist, die Hutong-aehnlichen Haeuser mit Zara, Parfumgeschaeften und sonstigen Kram vollzustopfen und als Originale zu verkaufen. Die Wahrheit sieht anders aus. Vor Olympia musste ein Teil des Viertels weichen, um den Gaesten ein schniekes Disneyland hinzustellen... nee. Nicht meine Welt, eher dann die echten Hutongs, auch wenn sie meist etwas heruntergekommen aussehen, manche waren bzw. sind auch noch eher die Armensiedlungen. Irgendwo in der Naehe der suedlichen Hutongs finde ich dann einen schoenen alten Tempel, einen der aeltesten Pekings, eine Oase der Ruhe, Moenche eilen umher, Glaeubige opfern Raeucherstaebchen. Ein schoener Abschluss. Ich kehre Peking mit einem Laecheln den Ruecken.



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