Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Mittwoch, 30. April 2014

Alles wird gut...

Wir schreiben den 13. Dezember. Heute ist Haimons Geburtstag. Eigentlich wollte ich, dass wir mal auswärts frühstücken, aber Haimon misstraut den kulinarischen Angeboten zur Morgenstunde und deckt doch draußen vorm Camper den Tisch. Oskar krabbelt derweil wild umher auf dem Bett drinnen, kommt zu mir, stellt sich auf und hampelt und strampelt und plötzlich - schwupp - isser weg. Der Alptraum schlechthin. Noch nie ist er irgendwo runtergefallen. Und zu Papas Geburtstag dann sowas. Der Sohn fällt aus dem Camper, holterdiepolter vom Bett die Stufen hinab auf den Rasen. Ist mir einfach aus der Hand geflutscht, sein Beinchen, an dem ich ihn noch gehalten hatte. Wenn Blicke mich aus dem Camper und sonstwohin katapultieren könnten, ich wär frühzeitig zuhause gelandet, so hat Haimon geguckt. Und Oskar? Hat geschrien, doch wenig später schon wieder gelacht. Die Schramme am Rücken erinnert uns noch eine Weile an diesen Geburtstagsmorgen...

Nichtsdestotrotz fahren wir weiter. Das Wetter hier im Abel Tasman Park soll vielleicht kippen, unsere deutschen Nachbarn sind auch schon weg. Nichts wie hinterher! Ziel: Die äußerste Nordspitze der Südinsel, Cape Farewell und der Farewell Spit. Wir schlängeln uns Straßen hinauf und hinab, füllen Vorräte im hippy-angehauchten Takaka auf und suchen einen Platz für die Mittagsrast. Und werden fündig. Die Te Waikoropupu Springs, kurz Pupu Springs, gehören zu den größten Süßwasserquellen des Landes. Vom Parkplatz führt wie immer ein schöner, kleiner Walk hinab zum Fluss, der von den Quellen gespeist wird. Unten angekommen, staunen wir nicht schlecht. Wir stehen vor einem See, glasklares Wasser, das sich wölbt, weil von unten immer mehr kühles Nass nachgeschoben wird. Dabei sind die Quellen in bis zu 12 Metern Tiefe zuhause. So viel so klares Wasser haben wir noch nie gesehen und würden glatt reinspringen. Darf man leider nicht...



Wir fahren immer weiter gen Norden. Das letzte bisschen Zivilisation lassen wir mit Collingwood hinter uns, einem kleinen Nest mit einem Laden, ein paar Hostels und sonst recht wenig. Kein Geldautomat, ohweh. Allerdings hoffen wir, dass wir dennoch weiterkommen, meist kann man mit der Kreditkarte auf Campingplätzen zahlen. Immer wieder zeigen sich nun wunderschöne Küstenabschnitte, Natur pur. Wir holpern über Farmstraßen bis die Straße zu Ende ist. Schluss, aus. Hier beginnt das Naturschutzgebiet des Farewell Spit, einer 25km langen, sichelförmigen Düne, die immer wieder traurige Berühmtheit erlangt, wenn hier viele Grindwale stranden. Warum, weiß man nicht... Wir setzen uns ins Café mit tollem Ausblick, genießen Burger, Muffins und Kaffee. Schnell alles bestellen, man weiß ja nie, wie lange das Ding hier aufhat, ist unsere Devise ;-)  Und dann spielt uns der Zufall einen Flyer in die Hände. "In the eye of the Kiwi" steht drauf, der Farewell Spit ist zum Kiwischnabel umstilisiert, die Gegend drunter als Kiwikopf, und das Auge stellt einen Campingplatz dar. Nicht der, den wir angepeilt hatten, sondern einer nahe des Wharariki Beach, bisher uns unbekannt und auch im Reiseführer nur ganz stiefmütterlich kurz erwähnt. Die Bilder auf dem Flyer dagegen sehen spektakulär aus: Felsentore, Klippen, endlose Dünen. Da müssen wir hin! Wir wandern nur noch schnell einen Hügel hinauf, zwischen wuschligen Schafen hindurch und genießen die fabelhafte Aussicht. Neuseeland pur. Grüne Hügel, Felsen, Meer, Dünen. So schööööööön...

Blick zum Farewell Spit




Auf dem Weg zum Campingplatz biegen wir dann doch nochmal ab. Schließlich liegt das Cape Farewell nur noch einen kurzen Fußmarsch entfernt. Müssen wir doch auch hin! Wir teilen uns den Anblick der steilen Klippen und des Felsentors mit einer kleinen Reisegruppe und ein paar Schafen auf Abstand. Und entdecken eine surfende Robbe. Hach! Ich kann meine Begeisterung für diese Landschaft hier kaum im Zaum halten.

Der nördlichste Punkt der Südinsel!

Und es wird noch besser. Der Campingplatz liegt wunderschön zwischen saftig grünen Hügeln eingebettet. Unsere Deutschen sind auch da. Und der Weg zum Strand ist Genusswandern pur, ein kleiner Pfad führt über die Hügel, durch einen kleinen Wald hindurch und plötzlich bauen sich vor einem die mächtigen Dünen auf. Saharagefühl macht sich breit, wäre da nicht das Rauschen des nahen Ozeans. Oben auf den Düne angekommen dann dieser Blick auf weitere Dünen, dahinter glitzernd das Meer, das Felsen umspült, große Brocken, Inseln, schroff, von Wind und Wasser geschliffen...

Auf zum Meer!

Blick zurück auf den Campingplatz









Und es ist nicht nur die Aussicht, die hier so fesselt. Eine Robbe kommt heim, verscheucht ein paar neugierige Touristen. Seltsame blaue Quallen hat die Flut zurück gelassen. Irgendwie fühlt sich hier alles etwas wilder und daher echter an. Oskar buddelt unbeeindruckt von allem im Sand, wir sind manchmal weit entfernt nur noch in Sicht-, durch den Wind aber nicht mehr in Rufweite. Ihm egal. Er guckt und buddelt weiter, kostet sicherlich wieder. Schmeckt auch hier komisch, der Sand. Egal! :-)

Weg da!

Suchbild.Wo ist Oskar?!

Samstag, 26. April 2014

Abel Traumland Park

Wir geben ein skurriles Bild ab: Touristen in gelben Schwimmwesten schwitzend zusammengepfercht in einem Bötchen auf Rädern, das von einem Traktor die Straße entlang gezogen wird. Andere Touristen stehen Spalier und zücken ihre Kameras. Oskar kümmerts wenig. Auch er steckt wieder in einer gelben Weste, deren Kragen so hochsteht, dass er kaum was sieht, wenn er seinen Kopf dreht. Will er aber auch gar nicht. Kaum, dass der Traktor sein Werk getan und uns ins Wasser gezogen hat, wir über die ersten Wellen hüpfen, der Motor brüllt, da schläft er ein und ist durch nichts mehr wachzukriegen. Der Skipper grinst und meint, bisher seien alle Babys hier eingeschlafen.

Blick raus zum Traktorfahrer

Zzzzzzzzzzzzz....

Wir wollen also wandern. Dafür lassen wir uns mit dem Wassertaxi bis zur Torrent Bay bringen und an der Bark Bay abholen. Knapp 8 Kilometer über den Tag verteilt, das dürfte doch machbar sein. Zuvor chauffiert uns das Boot noch kurz zum Split Apple, einem runden Felsen, der genau in der Mitte gerade auseinander gebrochen ist, so, als habe man einen Apfel zerteilt. "Why is it called Split Apple - because it looks like a split apple" - unser Skipper grinst und fährt weiter, zeigt uns Robben und Komorane ("Macht ein Bild und sagt, ihr habt Pinguine gesehen, kann zuhause keiner auseinanderhalten!").

Split Apple

Pinguine, Quatsch, Kormorane!

Die letzten Meter zum Strand müssen wir dann laufen, das Wasser fast knietief. Schade um die Outdoorschuhe unserer Vordermänner. Ein älteres Ehepaar, das mit allem ausgerüstet ist, was Globetrotter und Co. zu bieten haben: Von den Schuhen über die Gamaschen bis zum GPS-Gerät und den Goretex-Jacken. Bei nur einem möglichen Wanderweg und 30 Grad Wärme sehr ambitioniert. Als wir später sehen, dass auch diese beiden nur eine Tageswanderung gemacht haben, spotten wir noch den ganzen Abend drüber ;-)

Torrent Bay - noch mit Wolken

Wir lassen uns Zeit. Überholen zwar hin und wieder eine Mädchengruppe, die ebenfalls bepackt ist, als würde sie den ganzen Walk gehen wollen, aber japst, als wären sie es schon. Oskar nickt nochmal in der Manduca und bekommt von den Blicken hinab auf versteckte, weißsandige Buchten und türkises Meer und dem Geruch nach Salz, Pinien und Kräutern nichts mit. Zum Glück laufen wir viel unter Bäumen entlang, es wird richtig heiß in der Sonne. An ein paar Bächen können wir uns abkühlen. Immer wieder quert man aber Lichtungen - verbrannte Erde. Waldbrände bedrohen immer wieder mal dieses paradiesische Fleckchen Erde. Ausgelöst viel zu oft von unachtsamen Wanderern. Und deren gibt es viele. Wie soll es erst in der Hochsaison aussehen hier, fragen wir uns und sind froh über ein bisschen Ruhe zwischen den Wandergruppen. Rast machen wir erst kurz vorm Ziel. An der Sandfly Bucht. Keine einzige Sandfly sucht uns heim, was für ein Glück. Stattdessen pralle Sonne. Da lockt das Wasser. Doch nur, solange man das eisige Nass nicht spürt. Das Meer ist unglaublich kalt. Wir tauchen nur kurz ein, Oskar darf auch nur mit den Füßchen rein, brrrrr. Doch der feine Sand ist auch nicht schlecht. Und hinter den großen Felsen kann man sich schön verstecken und Guck-guck spielen!





Sandfly Bay





An der Bark Bay angekommen dann ein seltenes Erlebnis: Ein durchtrainierter Neuseeländer! Noch dazu ein Wassertaxifahrer! Oh!!! Fahren wir etwa mit ihm mit? Haimon fragt ihn selbst. Ich muss ja beim Kind bleiben, soso! Diesmal lerne ich aber dazu und zücke die Kamera. Wenn ich schon nicht die schöne Tankstellenwärterin fotografiert habe, dann muss jetzt dieser Typ dran glauben! Es sollte wie die nette Maus an der Zapfsäule der letzte wirklich Gutaussehende auf der Reise sein... Und noch dazu musste er dann auch noch woanders hin und wir bekamen einen dickbäuchigen, wenn auch netten Fahrer zugeteilt. Verflixt!



Auf der Rückfahrt ist Oskar dann natürlich wieder weggenickt, allem Seegang zum Trotz. Es wurde nämlich recht windig, mal wieder. Vielleicht waren es Nachwirkungen dieses Geschaukels oder schlichtweg die tiefe Abneigung gegen Blumenkohl - am Abend gab's erst Geschrei um den Brei und dann war alles, was drin war, wieder draußen. Papa geschockt, Kind quietschvergnügt. Da helfen dann Nachbarn wie unsere zwei Deutschen, die von ähnlichen Dingen ihres Sprösslings berichten konnten und trösteten. Immerhin hat Oskar geschlafen, als wär nix passiert. Nach ein paar Keksen, versteht sich...

Via Nelson zu Old MacDonalds

Einen kurzen Moment zeigen sie sich - die schneebedeckten Alpen der Südinsel. Wir machen Halt an einem Aussichtspunkt und freuen uns über den ersten Anblick, auch wenn die Spitzen nur etwas hinter anderen Bergen hervorlugen. Für uns geht es aber erstmal komplett woanders hin: Wir wollen in den Abel Tasman Park, der bekannt ist für seine traumhaften Buchten und Strände, der einen Mehrtageswanderweg besitzt, von dem man mithilfe von Wassertaxis aber auch mal nur ein Stückchen gehen kann. Das alles wollen wir: Baden, Wandern, Meerblick.

Finde den Schnee!

So fahren wir etwa nur durch durch Havelock, der Hauptstadt für Grünlippenmuscheln. Hatten wir uns ja eh schon selbst geerntet auf der Nordinsel. Einzig Oskar bestimmt unser Reisetempo. Pünktlich in Nelson bekommt er Hunger. Und da die Sonne so schön scheint, suchen wir uns am weiten Strand eine ruhige Ecke, spannen das Tragetuch hinten an der Heckklappe so als Sonnenschutz ab, dass Oskar nicht gleich krebsrot wird und füttern erst ihn und dann uns. Währenddessen buddelt der Nachwuchs schon wieder begeistert in einer Düne. Er hatte im Auto geschlafen, also wird es jetzt eh nix mit Mittagsschlaf. Stattdessen erfreut er wenig später die gesamte Belegschaft eines Strandcafés, in dem er immer wieder an der Theke entlangkrabbelt und dann draußen seinen Buggy entdeckt - den kann er nämlich mittlerweile schieben! Am Strand von Nelson stören ihn weder Gegenwind noch Gelächter, völlig unbeeindruckt schiebt er das Gefährt vor sich her, plumpst in den Sand, schiebt es krabbelnd und gehend, Hauptsache vorwärts!




Die Buggy-Schieberei hat den kleinen Mann so ermüdet, dass wir beschließen, wirklich bis an den südlichen Rand des Abel Tasman Parks zu fahren, nach Marahau. Hier soll es einen netten Campingplatz geben, Old Mac Donalds Farm. Und tatsächlich, nach vielen Kurven, Zweifeln und Gekrähe (Oskar will nicht mehr) geht's am Straßenende scharf nach links auf einen Feldweg, vorbei an Koppeln, hinein in ein Farmgelände, auf dessen Wiesen man unter Schatten spendenden Bäumen campieren kann. Hühner, Lamas, Schafe, Kühe, Wachteln, Pferde - alle nennen diese Farm ihr Zuhause. Uns gefällt's. Und wir sind nicht allein. Neben uns steht eine kleine Familie, die uns verdammt bekannt vorkommt. Nur diesmal tragen alle legere Sommerklamotten statt Regenjacken. Antje und Sven und der einjährige Jonas aus dem Tongariro Park! Hurra! Wir beschließen, uns anzuschließen an die morgige Wassertaxifahrt. Man sagt einen Tag vorher Bescheid, wohin man will und wo man abgeholt werden will und hofft, dass alles klappt. das Wetter soll nämlich umschlagen, nur morgen noch schön sein. Wir hoffen es mal. Mehr tun wir nicht mehr. Oskar verschwindet nach dem Abendessen anstandslos im Camper. Vor allem, wenn Papa ihn schlafen legt. Bei mir kaspert der Kleine meist noch recht lange rum, klatscht seit Neuestem in die Hände und schielt dabei herzzerreißend jeden Finger einzeln an :-)

Unser Platz auf der Farm



Freitag, 25. April 2014

Pinguin verzweifelt gesucht

Der Grund, warum ich in Picton bleiben wollte, war klein und flauschig. Pinguinküken! Denn die soll man angeblich zu Gesicht bekommen im Dezember, in ihren Nistboxen auf Motuara Island im Queen Charlotte Sound. Eine Insel, die frei ist von Eindringlingen wie den Possums und daher ein Paradies für jegliches Vogelgetier ist. Unter anderem lebt hier der Zwergpinguin. Die possierlichen blau-grauen Gesellen bringen das Geld in die Kassen der Tourveranstalter. Denn Touristen wie ich sind nur zu versessen darauf, einmal - legalerweise - den Deckel einer Nistbox anzuheben und sich das Quietschen zu verkneifen, weil die Federbällchen da drin doch soooo niedlich sind. Von daher war ich fest entschlossen, die Tour mitzumachen. Auch wenn noch einer fehlt, um die Mindestanzahl an Touristen zusammenzubekommen, jetzt in der Noch-Nebensaison. Ich überschlug die Kosten und rechnete sie gegen unvergessliche Bilder und den Neid der Daheimgebliebenen. Passt ;-) So kam es, dass wir zwar nur zwei Mann waren (Oskar fährt immer gratis), ich aber für drei bezahlte. Und ab ging die Post. Eine etwas seltsame Biologiestudentin aus Südtirol war auch noch dabei. Für Oskar gabs eine Schwimmweste, dann durfte er ungehindert hinter eigens für ihn aufgepusteten Luftballons herkrabbeln, während wir uns einen Vortrag über all die seltenen Vögel anhörten, denen wir heute begegnen sollten. Delphine könnten auch noch vorbeischauen. Ja, perfekt!

Malerische Bucht vor Picton...


Das erste Tier, was wir ansteuerten, roch man von Weitem: die Robbe. Ein paar von ihnen aalten sich auf einem Felsen und verströmten ungeniert Fischgeruch. Die Kormorane daneben (selten!) haben ja keine Nasen. Und mögen ja eh Fisch. Etwas weiter tummelten sich Shearwaters, Sturmtaucher, auf dem Wasser. Die hatten uns schon auf der Fährfahrt begleitet. Trotzdem, sie sollen selten sein. Endlich legen wir an. Die Insel erinnert an kroatische Eilande, etwas karg, aber schön, die Sonne brennt. Da kommt der kleine Bach, der die Felsen hinab in ein Naturbecken rinnt, gerade recht. Hier kühlen sich Piepmätze verschiedener, natürlich seltener, Arten ab. Der seltenste hüpft mir vor die Linse und planscht und planscht, das Oskar, wäre er wach, glatt erblassen würde vor Neid. Der badende Sattelstar. Unsere Führerin ist hin und weg. Zugegeben, ich auch etwas. nicht nur vom Star, auch wegen der Holzbox etwas weiter oben am Weg. Pinguine!, schreit mein Inneres. Deckel ab, Enttäuschung groß. Niemand da. Na sowas. Ja, meint unser Guide, die Pinguinküken sind schon flügge und kommen daher meist nur abends wieder an Land. Waaaaaaaaaaaaaas?! Ich gebe nicht auf und hebe jeden Deckel eines jeden vermaledeiten Holzkästchens hoch. Nix! Niemand da!!! Die Wanderung hoch zu einem Aussichtspunkt mit atemberaubenden Blicken ist schön. Auch die Vögel hier sind schön. Aber perfekt gemacht hätte sie der kleine Zwergpinguin. Der grad irgendwo im Meer rumschwimmt...











Immerhin bekommen wir einen Hectordelphin zu Gesicht, selten, natürlich. Stimmt sogar, denn er lebt nur in neuseeländischen Gefilden. Und war scheu. Nur von weiten sahen wir ihn kurz hüpfen, immer mal wieder. Und dann war er weg. Und unsere Tour auch bald zu Ende. Tja, guys, that's it, no penguins. So hoffte ich auf Oamaru, eine Stadt viel weiter im Süden, wo auch Zwergpinguine leben. Eine zweite Chance kriegt doch jeder, oder?

Nach unserer Rückkehr stellten wir Oskars Nerven auf die Probe, und er damit letzlich unsere. Wir wollten noch bisschen fahren, um einen netteren und billigeren DOC-Platz zu bekommen. Und Oskar stank das gewaltig. Kurven über Kurven und dann noch blendende Abendsonne. Erst, als er wieder Rasen unter Händen und Knien hatte und seine wieder geliebten Enten sah, wurde er versöhnlich. Doch halt, es war keine Ente, die er so interessant fand. Es war eine Ralle. Manch einer verwechselt den braunen, sehr keck-zutraulichen Vogel mit einem Kiwi. Doch kein Kiwi der Welt würde an einem Camper hochspringen, um an die im Müllbeutel am Scheibenwischer verstauten Pommes zu kommen. Die Wekaralle schon! Erst dachten wir an Steinewerfer, doch dann sahen wir den Mülldieb in der Hecke verschwinden. Und um unser Auto herum die wabbligen Pommes liegen...

Auch vor Flaschen macht dieser Vogel nicht halt...

Auf dem Wasser nach Süden

Dreeinhalb Wochen Nordinsel liegen hinter uns. Vor uns: Camper, die anstehen. Für die nächste Etappe, Richtung Süden, bald geht die Fähre. In vier Wochen wollen wir die Südinsel umrunden, erkunden, uns genauso verlieben wie in die Nordinsel, die vermeintlich unspektakulärere. Wir fanden sie gut, wunderschön, um genauer zu sein. Vulkane, Strände, Kauris, Kiwis und Glühwürmchen. Und vieles mehr. Der Süden soll rauer sein, großartiger durch seine Alpen, abschreckender durch sein schlechtes Wetter an der Westküste. Wir müssen es nehmen, wie es kommt und sind daher recht entspannt. Auch wenn wir vorher noch gerätselt haben, zu welchem Fährterminal wir überhaupt müssen und zu welchem uns das Navi lotst. Irgendwie ist es gut gegangen... Während wir an der Fähre anstehen, wärmen wir uns Spaghetti vom Vortag auf, stellen unsere Stühlchen raus und tauschen Erfahrungen mit anderen Happy Campers aus, die neben uns stehen. Und dann geht es los. Für Oskar dürfte sich das Gekurve im Bauch der Fähre wie eine Achterbahnfahrt angefühlt haben. Verständlich, dass er protestiert, als er schon nach wenigen Minuten wieder aussteigen soll. Doch der Ärger ist schnell vergessen. Der Teppichboden der Fähre wird schnell als neuer Spielplatz auserkoren. Gefährten sind schnell gefunden. Olympia und Georgia, zwei Neuseeländerinnen ähnlichen Alters. Von Georgias Mutter bekommen wir noch einen tollen Tipp gegen die Sandfly-Plage auf der Südinsel: Dettol, ein Handdesinfektionsmittel, 1:1 mit Olivenöl gemischt. Stinkt ähnlich wie Teebaumöl, hält die lästigen Viecher aber auf Abstand. Angeblich. Wir werden es noch probieren.



Happy Campers unter sich ;-)

Die Fähre tuckert langsam vor sich hin, Wellington verschwindet Stück für Stück. Doch noch lange sehen wir das Festland des Nordens, bis sich endlich Inseln zeigen, die schon zum Süden gehören. Oskar schlummert in der Manduca und wir genießen den Fahrtwind auf Deck. Sehen schroffe Berge. Möwen. Neben uns Vogelfreunde. Er, ein beleibter Jesus, zückt das Fernglas, während sie, eine ergraute Grundschullehrerin, in einem Büchlein blättert, wie das Federvieh am Himmel nun korrekt heißt. Wenig später fahren wir ein in ein fjordartiges Gebiet, den Queen Charlotte Sound, schlängeln uns zwischen grünen und felsigen Inseln hindurch bis nach Picton, einem verschlafenen Hafenstädtchen, was scheinbar nur zum Leben erwacht, wenn die großen Fähren tutend ankommen und ihre Fracht entlassen. Die meisten stürmen gleich weiter. Wir bleiben. In Alexanders Holiday Park etwas außerhalb. Nichts besonderes, doch ganz nett, aber wieder mit störenden Laternen vorm Camper. Ich dreh unserer kurzerhand den Saft ab. Sicherung raus, Licht aus. Wir amüsieren uns prächtig über drei offensichtlich schwule, deutsche Jungs, die ihr großes Wohnmobil gegenüber geparkt haben. Sobald sie auf andere Menschen treffen, sprechen sie nur Englisch miteinander. Mit schwäbischem Akzent. Groschartisch! ;-)


Unser Platz. Mit Güterzugbrücke im Hintergrund...

Donnerstag, 24. April 2014

Windiges Wellington, Teil II

Wir stapfen die Stufen hinauf zum Mount Victoria Lookout. Von hier oben überblickt man windy Wellington, den Hafen, die Bungalows, die sich an die Hänge schmiegen, die kleine Landebahn des Airports, das Meer. Oskar hockt wohlbehalten in der Manduca und kneift die Augen zu. Erstens: wenig Nachtschlaf. Papa und Mama haben sich in ihrem Bett wohl zu breit gemacht. Und überhaupt, wo ist unser Camper, war doch besser! Der parkt allerdings vor der Tür. Zweitens: Der Wind. Er bläst ihm fast die Augen wieder zu. Die Aussicht interessiert den Zwerg eh noch nicht sonderlich. Die fünfjährige Berta dagegen mag den Blick auf ihre Heimatstadt und klettert gleichmal auf einen kleinen Felsblock, da kann sie besser gucken. Und dann - eine Böe, ein Plumps, weg war die Berta. Einfach runtergeweht. Ui. Zum Glück war außer ein paar Schrammen nichts ernstes passiert.



Da der Wind gegen Oskars Augen gewonnen hat und er in der Manduca sitzen bleiben soll, übernehme ich das Steuer und fahre unseren Freunden hinterher. Juliane will uns einen schönen Stadtstrand zeigen. Dumm nur, dass wir kleine Straßen fahren müssen mit gefühlt hundert Serpentinen. Und Gegenverkehr. Wären es nur Autos, ok. Aber muss es gleich der Schulbus sein? Ach du Scheiße. Ich muss zurücksetzen. Aber hinter mir quengeln auch schon Leute, ich bin ihnen wohl zu langsam. Dabei steht vor fast jeder neuseeländischen Kurve eine Geschwindigkeitsempfehlung. Die 15 hatten wir noch nie. Nur hier gefühlt vor jeder Biegung. Haimon und ich schwitzen uns den Weg hinab. Zu allem Überfluss wische ich unten auch noch die Scheibe statt zu blinken. Immerhin, das Kind schlummert weiter, eng an den schwitzenden Papa geschmiegt ;-)

Am Strand hocken zwei Neuseeländer in der Sonne. Aber nicht im Sand, sondern in einem Zuber. Das Wasser drinnen wird durch eine Gasflamme warm gehalten. Chic! Irgendwo hier im die Ecke hat Peter Jackson übrigens sein Filmstudio. Erst Herr der Ringe drehen und dann baden. Kein Wunder, dass die Kiwis so entspannt sind... Wir schlecken ein Eis und machen uns dann auf zur Christmas Parade. Ah, klar, Weihnachten! Wir müssen uns immer wieder dran erinnern, dass unsere Freunde zuhause glühweintrunken abends durch die kalte Gegend wanken und bald der Tannenbaum im Haus steht. Hier ist alles anders. Party!!! Die Parade durch die Stadt ist ein bunter, lustiger Zug aus Märchenfiguren, Musikern, Artisten, Clowns, Tänzern. Dass sie keine Kamelle schmeißen, ist einer der wenigen Unterschiede zum Karneval daheim in Köln. Ganz zum Schluss kommt dann natürlich der Weihnachtsmann angefahren, die Kinder sind außer Rand und Band, während die Kleinen, die den Santa Claus als verkleidete Rentiere begleiten, gähnend auf dem Wagen sitzen. Anstrengend, so eine Parade!

Ein Bad am Strand

Weihnachtsmann! Weihnachtsmann!!!

Harry war auch da

Alle auf einen...





Nach der Parade schlendern wir wie alle Besucher noch etwas durch einen Markt und geben dem Hunger nach. Fritz's Wieners haben uns überzeugt. Wirklich. Es waren keine Wiener, sondern Bratwürste, doch die waren echt lecker. Was man sonst leider nicht von der neuseeländischen Wurst behaupten kann. Es gibt eh nur recht wenig, und das ist meist geschmacklos oder so voller Zusatzstoffe, dass es die Lebensmittelprüfung zuhause nicht bestehen würde. Aber gut, dafür sind die Filets, Steaks und viele Fische einfach unschlagbar gut.

?! Das war mein Lacher des Tages ;-)



Zufrieden abgefüllt schauen wir dem bunten Treiben im Park zu, eine Band und ein Moderator überbieten sich in der Lautstärke, Kinder hüpfen überall umher, Familien picknicken. Was für ein Gegensatz zur heimischen Kerzenkuscheladventsmelancholie...

Zu viel Fritz's Wieners sind auch nicht gesund!