Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Montag, 13. Dezember 2010

Rückblick

"Und, wie war's?" Ich kann darauf nur eine Antwort geben. Wunder-, wunder-, wunderschön. Es hat nie für längere Zeit, also für mehr als ein paar Stunden, wirklich unangenehme Momente gegeben. Schwierige ja. Besonders in Tibet, wo ich mit Menschen unterwegs sein musste, mit denen ich immer weniger bis recht schnell gar nicht mehr auf einer Wellenlänge lag. Doch gerade Tibet ist es, was ich als Highlight unter Highlights sehe. Nie werde ich den magischen Moment am Everest vergessen, als ich nachts draußen stand unter diesem unglaublich klaren Sternenhimmel und den Everest im Mondlicht glitzern sah. Immer werde ich den Geruch des Räucherwerks der Tempel wiedererkennen, die Melodien der tibetischen Lieder aus dem Jeep im Kopf behalten, das Lachen der Menschen sehen. Dies habe ich auf meiner ganzen Reise immer und immer wieder gesehen - Menschen, ob ganz klein oder schon uralt, die übers ganze Gesicht lachen, von innen heraus eine Freude zeigen, die sie wunderschön macht, eine Schönheit, die kein Hochglanzmagazin abbilden würde, die aber zu Herzen geht. Ich habe überall eine unglaubliche Gastfreundschaft erlebt. Obwohl wir meist nicht diesselbe Sprache gesprochen haben und die Verständigung in Worten recht dürftig war. Und hier war es wieder, das universale Lächeln, Lachen, was alle irgendwie verbunden hat. Das blonde Mädel aus dem fernen Europa mit den fotografierwütigen Chinesen, den rastenden Nomaden in Tibet, den singenden Bus-Insassen in Nepal, den fröhlichen Schülern in Thailand. Ich hoffe, ein bisschen von dieser Leichtigkeit behalten zu können. Bis zur nächsten großen Reise...

Nachtrag

Ich konnte es nicht recht glauben, als ich am Freitag in die eisgekühlte Skytrain stieg. Das sollte nun der letzte Tag sein, drei Monate waren vorbei... dafür hatte ich mir noch einmal vorgenommen, ein paar unbekanntere Ecken Bangkoks zu erkunden. Begonnen habe ich allerdings erstmal im Jim Thompson Haus, was man noch in jedem Reiseführer findet. Jim Thompson hat die thailändische Seide weltweit bekannt gemacht und sich ein idyllisches Heim geschaffen an einem der Kanäle, die Bangkok durchziehen. Leider verschwand der gute Mann spurlos in den 60ern irgendwo in Malaysia. Doch die Marke Jim Thompson hat bis heute überlebt, feinste Seidenschals, Krawatten, Blusen, Kissenüberzüge, all das gibt es immer noch zu kaufen.

Gleich auf der anderen Seite des Kanals liegt Baan Krua, das Viertel, aus dem Thompson früher seine Stoffe bekommen hat. Auch heute noch findet man Schneider und Weber im dorfähnlichen Stadtteil, in dem man sich wieder so fern fühlt von Bangkoks verstopften Straßen, den Wolkenkratzern und Schickimicki-Leuten. An jeder Ecke brutzeln Essensverkaeufer leckere Snacks, oft noch in dicken Tongefaessen, die direkt auf einem kleinen Feuer stehen, hier schlappen Moslems in langen Kaftanen am Kanal entlang und halten hie und da ein Schwätzchen, bunte Blumen wuchern aus den Tontöpfen an den kleinen Holzfenstern, aus denen der Duft von Räucherstäbchen zieht, ab und an donnert ein Bootbus vorbei, lässt das dreckige Wasser des Kanals fast überschwappen. Mich begleitet ein älterer Australier, dem ich im Jim Thompson Haus begegnet bin. Er ist Berater für Textilfirmen und überglücklich, hier mal an der "Quelle" zu sitzen. Wir gucken vielen Menschen bei der Arbeit zu, wie sie an alten Nähmaschinen sitzen, an Bügeleisen stehen und Hemd für Hemd, Hose für Hose auf riesige Stapel am Eingang legen. Das ein oder andere Stück wird wahrscheinlich irgendwann auch bei H&M oder C&A landen. Es ist eine harte Arbeit, keine Frage, und dennoch lächeln die Arbeiter uns zu, halten kurz für einen Schwatz inne.


Käfige mit Singvögeln...




Nach diesem Spaziergang fernab jeglicher Touristenpfade stärken wir uns mit einer wunderbar scharfen Nudelsuppe, der Australier kommt aus dem Schwitzen gar nicht mehr raus, freut sich aber drüber und haut dem Nudelsuppenverkäufer mehrmals derart begeistert auf die Schulter, dass auch dem wohl bald der Schweiß ausbricht. Dann verabschiedet sich der Aussi und ich hüpfe auf eines dieser Boote, die im Affenzahn den Kanal entlangrasen. Kaum, dass ich mich reingequetscht habe, steht neben mir, draussen auf dem Rand des Boots, auch schon der Ticketverkäufer. Er balanciert, hält sich mit einer Hand fest, trägt einen Helm und Flipflops. Herrlich :-) Kurz danach bekomme ich das Dach des Boots auf den Kopf, weil ich mich nicht rechtzeitig bücke. Denn wir müssen unter einer Brücke durchfahren, sind dafür aber zu groß. Also wird kurzerhand das Dach etwas runtergekurbelt. Normalwüchsige Thais kriegen das gar nicht mit :-)






An der Endstation steige ich auch aus. Denn gleich in der Nähe liegt der Goldene Berg. Ein Hügel, auf dem ein Tempel steht. Der kleine Anstieg lohnt. Zu Füßen liegen ein paar kleine, alte Viertel Bangkoks, schiefe Holzhäuser, Blechdächer, der Lärm gackernder Hühner schafft es bis hinauf auf den Tempel. Gleich neben den Hütten stehen prächtige Tempel mit goldenen und roten Dächern, etwas weiter weg sind schon wieder die ersten höheren Gebäude zu sehen, das Glitzern des Chao Praya Flusses, und der Horizont wird bedeckt mit den Wolkenkratzern, Bürogebäuden und Luxushotels. Die Sicht ist relativ klar, nur wenig Dunst liegt in der Luft. Untermalt wird die Aussicht von einem Mantra, was aus den Lautsprechern hallt und mich etwas an die tibetischen Tempel erinnert. Gläubige Thais knien vor dem Schrein, der einige Überreste Buddhas enthalten soll.  Mönche ziehen vorüber. Ich sitze im Schatten und beobachte und bin in diesen Momenten so fern davon, am nächsten Tag in der Kälte zu sitzen...




Auf dem Rückweg schlendere ich einfach drauflos und lande erst in einer Straße, in der sich Tischler und Drechsel angesiedelt haben. Auch hier kann man allen beim Arbeiten über die Schulter gucken. Weiter geht es dann mit einer Straße für Autoersatzteile und Reifen. Ich bin weit und breit die einzige Frau und erst recht der einzige Westler. Ob ich noch auf dem richtigen Weg bin, weiß ich nicht genau. Und hier merke ich eine Veränderung in mir. Früher wäre ich ganz automatisch ein bisschen schneller gegangen, das ein oder andere Lächeln wäre gequälter gewesen. Jetzt aber bummle ich in genau dem gleichen Tempo weiter, schlurfe ab und an regelrecht wie die meisten Thais und schaue mir die Gesichter, die mich neugierig, ungläubig und auch belustigt anblicken, genau an, grüße hier und da und schlappe einfach weiter, die Straße ändert sich wieder, jetzt sind die Uhrenhändler dran, dann die Spielwarenverkäufer und irgendwie stehe ich dann plötzlich mitten drin in Bangkoks Chinatown, ein Gewühl um mich herum. Und doch, in der nächsten kleinen Gasse ist es wieder still, bis die nächste Straße quert, in der sich Leute entlang schieben und tatsächlich Weihnachtsdeko angeboten wird.


?!




Mir tun langsam die Füße weh, als ich den Chao Praya erreiche und mich an der Bootshaltestelle auf eine Bank plumpsen lasse. Die Sonne geht schon unter, ein schönes Abendrot. Mein letztes hier in der Stadt der Engel. Ich schaue auf die Uhr. Ich rechne. Es reicht noch für einen Abendimbiss und eine Stunde Fußmassage. Dann muss ich los. Die Massagefrau verpasst mir zum Abschied noch ein paar ganz besondere Griffe, gut zum Schlafen im Flugzeug, meint sie. Das Schlafen wird in der ersten Etappe von Bangkok nach Dubai dank ein paar argen Windböen ein bisschen holprig, selbst im großen A380. So träume ich denn, dass wir zwischenlanden müssen und frage nach dem Aufwachen meinen Sitznachbarn, wo wir nun runtergehen, als ich merke, dass das Flugzeug schon sinkt. "Na Dubai, natürlich", meint er. Oh! Da hat die Massage wohl doch gewirkt...

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Letzter Halt: Bangkok

Nun ist es soweit. Die drei Monate sind fast rum. Ich sitze und schwitze in Bangkok. Mit Air Asia ging es ganz entspannt vom regnerischen Krabi in die thailaendische Hauptstadt. Im Schlepptau hatte ich Johannes, ein ruhiger Zeitgenosse aus Berlin, der sich auch gleich im selben Guesthouse einquartierte - so viel zu "ich reise allein", das bin ich naemlich sehr selten, immer wieder treffe ich nette Leute, und immerhin, nur einmal hatte ich Pech, aber das hat ja die tibetische Landschaft wieder wettgemacht ;-) Im Guesthouse habe ich tatsaechlich wieder dasselbe Zimmer, das, wo die Dusche aufm Balkon ist. Kenn ich ja alles schon. Auch so ist Bangkok wieder einmal wie ein bisschen Nachhause kommen. Auch wenn es noch jede Menge Neues zu entdecken gibt. Diesmal ist die Nudelsuppenkueche um die Ecke dran. Man bekommt seine Suppe, setzt sich auf Ministuehle und wuerzt dann erstmal sein Essen - Chilli, Essig, Zucker, Fischsosse. Dann die Staebchen in die eine, den Loeffel in die andere Hand, warum auch immer die Thais nun auch noch den Loeffel brauchen, denn die Bruehe essen die meisten hier gar nicht richtig mit. Und ich war doch so stolz, in China und Tibet endlich das wahre Schmatzen beim Hochziehen der Nudeln gelernt zu haben, ohne mich komplett dabei einzusauen... das ist hier nicht so gefragt (das Schmatzen), also umdenken... die Suppe ist so gut, dass wir eine 2. Portion fuer jeden ordern, was die Suppenkoechin gehoerig durcheinander bringt. Farangs essen halt viel :-) Johannes ist dann schlecht, weil er so voll ist. Er verabschiedet sich, waehrend ich gegen halb elf nochmal zur Fussmassage gehe. Perfekte Einschlafvorbereitung.

Am naechsten Tag gucken wir kurz in einen Reisefuehrer aus der Touristeninformation, nehmen die Skytrain rueber nach Thonburi (sozusagen die Schael Sick von Bangkok) und sind ploetzlich in einer anderen Welt: Niedrige Haeuser, manche aus uraltem Holz, enge Gassen, gruene Gaertchen, bluehende Straeucher, fern des Laerms und der dicken Luft der Hauptstrasse, die Luftlinie doch nur einen Block weiter liegt. Im Kanal tummeln sich riesengrosse Welse, die kleinen landen offenbar auf den Grills. Neugierig begucken uns die Einheimischen. Zwei blonde Farang, noch dazu der eine riesengross (1.98m) und mit nem Schatten im Gesicht (der Bart...spektakulaer fuer die Thais :-). Es sind so freundliche Menschen, sie tragen das Laecheln nicht nur auf den Lippen, sie tragen es im ganzen Gesicht, sie strahlen, das man mitstrahlen muss. Wir sind in einem chinesischen Viertel. Ich fuehle mich wie in den Hutongs von Peking, wie zurueckgekehrt zum Ausgangspunkt meiner Reise.





Unterwegs gibt es nochmal Nudelsuppe, mittlerweile sind wir wohl schon Koenner im richtigen Mischen der Wuerze. So gestaerkt erreichen wir den Wat Arun, den Tempel der Morgendaemmerung, direkt am Fluss. Er erinnert mich irgendwie an diese verzierten Kacheloefen, nur eben ueberdimensional gross. Von oben hat man eine wunderschoene Aussicht auf den Fluss und die Skyline Bangkoks... unser naechstes Ziel war eigentlich :-) ein Markt im Norden. Doch erst hat uns der Taxifahrer nach seinem Gutduenken abgeladen, was zwar nicht wirklich falsch war, aber eben knapp vorbei. So sind wir an einem Stadt-Highway entlang gelatscht und irgendwann wieder in die Skytrain gestiegen, denn der Markt hatte offenbar auch noch geschlossen. Mai bpen rai, dafuer stand am Abend ja noch etwas Spektakulaeres an... ein Wiedersehen mit meinem ehemaligen Kollegen und One.

Da wir alle nur leichten Hunger hatten, klappte mein Plan. Wir fuhren ins Banyan Tree Hotel. In das Restaurant im 51. Stock, Bangkok zu Fuessen. Es geht zwar noch hoeher hinauf ins Vertigo, einer Bar auf dem Dach, doch noch teurer und die Leute noch ein bisschen snobistischer, muss ja nicht sein, da gehen wir nachher nur mal zum Gucken rauf. One musste sich noch schnell der Hausetikette anpassen und eine lange Hose ausleihen, obwohl seine eigene auch mehr als knielang war... Thais scheinen gern die eigenen Leute zu diskrimieren, hm... aber letztlich war es auch egal, wir hatten einen Platz direkt am Glasgelaender und staunten, waehrend eine laue Brise den Abend ertraeglich kuehl machte... es war ein wuerdiger Ausklang dieser Reise, wenn auch ein etwas vorgezogener. Doch damit hatten sich all meine Herzenswuensche erfuellt, denn das Banyan Tree stand noch auf meiner Wunschliste. Danke hiermit an Marc, der mich erstmal drauf gebracht hat - das naechste Mal stehen wir beide da oben, ok? ;-)



Nun sind es nicht mal mehr 24 Stunden, die ich noch in der Stadt verbringen werde, bevor ich zum Flughafen fahre. Ein bisschen was einkaufen muss ich noch. Und ueberlegen, wie ich dieses Riesending von dreieckigem Sitzkissen ueberhaupt transportiert bekomme... und ein bisschen was angucken will ich ja auch noch... und noch ne Massage...und und und... ich muss wahrscheinlich schnell mal wiederkommen :-)

Immerhin, ich habe nun meine Bordkarte schon ausgedruckt und die Heimreise wird mir etwas versuesst... bis Dubai fliege ich wieder mit dem A380. Fensterplatz. Selbst auf einem Nachtflug wunderbar :-)

Ein paar Tage im Paradies

Ganz nebenbei... es gibt wieder neue Bilder unter "Menschen", zu finden im November...

Puenktlich als wir uns der Insel naehern, guckt die Sonne hervor. Sie gibt dem tuerkisfarbenen Meer noch ein bisschen mehr Farbe, laesst den hellen Sandstrand noch mehr erstrahlen und betont noch intensiver das satte Gruen der Palmen und Baeume und Straeucher, die selbst am steilsten Felsen noch Halt finden. Unser Bootsmann lenkt das laute Longtailboot sicher ans Ufer. Wir huepfen raus, das Wasser ist lauwarm, bunte Fischlein schwimmen ohne Scheu heran, wir schuetteln alle nur den Kopf, man ist das kitschig hier, wie auf Postkarten...





Die - unbewohnte - Insel Ko Hong ist unsere erste Station auf der Inseltour, zu der wir, ein paar Leute aus Ollis Bungalowanlage, uns aufgerafft haben... Aktivitaet siegt ueber Haengematte, das war schon keine einfache Entscheidung ;-) Aber sie wird belohnt, nicht nur mit Bilderbuchstraenden, die selbst jetzt zu Beginn der Hochsaison recht leer sind. Sondern auch mit allerlei Getier, was es bei uns daheim nicht gibt. Das spektakulaerste schlich traege durchs Unterholz, als wir den kleinen Dschungelpfad hinterm Strand erkunden: ein vielleicht gut einen Meter langer, dunkler Waran. Diese Echsen kommen wohl auch ab und an fotogen an den Strand.

In den unzaehligen Nischen und Hoehlen der Kalkfelsen nisten ausserdem viele Seevoegel. Deren Eier und die Nester der Schwalben sind allerdings recht begehrt. Und so staunen wir nicht schlecht, als wir an einer grossen Hoehle vorbeifahren, in der ein Thai sitzt, der sich da offenbar auch haeuslich eingerichtet hat. Der Eiermann, sozusagen :-)




Die meiste Zeit der Tour haben wir Ebbe, so spiegeln sich nicht die Steilwaende im Lagunenwasser, sondern es krabbeln hunderte, wahrscheinlich tausende Krabben uebers Watt, schluepfen schnell wieder in ihre Loecher, wenn die trampligen Touristen kommen, oder stellen sich schlichtweg tot. Manche Tierchen sind auch recht gewitzt, etwa die Sandfloehe (wird wohl ein anderes Tier sein, wir haben sie so genannt), die ploetzlich in unsere Trinkglaeser springen und sich selbst offenbar im Suesswasser wohlfuehlen.

Und natuerlich begegnen wir selbst auf den Inseln einer weiteren Spezies: dem gemeinen Touristen. Ein ganz besonderes, weibliches Exemplar, aus Italien, posierte grad auf einem Baeumchen, wobei es immer wieder interessant ist, wie lange Menschen die Luft anhalten koennen, nur um auf Bildern schlank zu wirken. Die wasserstoffblondgefaerbte Signorina reckte dazu auch noch die dicken Silikondinger nach vorn, dass wir kollektiv Angst hatten, sie wuerden dem Fotografen auf die Linse fallen. Das beste, was der Fotograf aber nicht mehr in wahrscheinlich sehr lustige Bilder packen konnte, war der Abgang der Signorina, die ploetzlich um mindestens 5 Kilo schwerer und vor allem plumper aussah, als sie todesmutig versuchte, vom halben Meter ueber dem Erdboden schwebenden Ast herunterzuklettern, dabei wild mit den Armen ruderte, als sie den Baumstamm kurz losliess, um zum Sprung anzusetzen, so dass sie sowohl vom Fotografen, als auch von einem anderen Gehilfen in knappster enger Badehose gestuetzt werden musste. Sie hat es geschafft, immerhin :-)

Doch es gibt auch wirklich menschenleere Straende. Man muss nur ein bisschen gehen, und man findet nicht nur Mangroven und Schlick, sondern den Secret Beach, eingebettet zwischen Felsen, zu erreichen ueber einen Weg durch Kautschukplantagen und ein paar Meter die Steilkueste hinab. Und schon hat man sie fuer sich, die Felsen, den Strand, kann den Fischern auf den entfernteren Klippen zuschauen. Nach getaner Arbeit kommen sie dann vorbei, und natuerlich, der Sohn des Hauses schleppt selbst in dieses Paradies das Handy mit dem MP3-Player mit und beschallt kurzzeitig den Strand mit Thai-Pop... Dann ist es wieder still. Und man wird sogar vom Krebs begruesst, der sich mit seiner Schere herzhaft in den Fuss einhakt, der da ploetzlich neben ihm im Wasser auftaucht.

Doch nach all dieser Idylle braucht man auch mal wieder Zivilisation. Ich habe das grosse Glueck, immer jemanden zu treffen, der mich von A nach B kutschieren kann. Diesmal ist es Wolf, der jeden Winter aus dem kalten Deutschland verschwindet. Er kann Roller fahren, ich nicht, also huepf ich einfach hinten drauf und ab gehts nach Ao Nang, einem Touristenstaedtchen mit ein paar netten Strandlokalen, vielen Shops und vor allem: einem genialen Massagesalon. Nach 2 Stunden Rundum-Massage fuehlt man sich wie neugeboren.

Das konnte ich auch gut gebrauchen. Denn erstmal hatte ich Ao Nang sofort nach der Ankunft wieder den Ruecken gekehrt, ich wollte ins Klettermekka Railay. Nicht selbst klettern, die Traegheit hatte da schon gesiegt. Nein, ich wollte bisschen gucken, zugegeben, nicht nur die ueberwaeltigend schoene Natur ;-) Aber erstmal war da nix mit knackigen Kletterern, zumindest nicht im Longtailboot auf dem Weg nach Railay. Grimmig dreinblickende, uebergewichtige Urlauber mit roten Backen sassen da drin. Hievten sich aus dem Boot, stapften durchs Wasser, guckten noch grimmiger, als sich der Himmel mal wieder mehr zuzog und fragten mitten zwischen Palmen erstmal, wo denn hier nun das Starbucks-Cafe sei. Und bekamen gleich noch mehr Falten auf der Stirn, als der Bootsmann froehlich sagte "No have, sir"...

Neben Starbucks machten sich aber auch die Kletterer rar, was aber einfach auch daran lag, dass generell nicht viel los war. Bis auf ein paar Anfaenger und ein paar echten Freaks war es recht ruhig. Die Kletterguides lehnten sich meist zurueck, kleine Bob Marleys, die selbst beim Sichern noch Reggae hoeren und im Takt schwingen, ab und an mal zum Kletterer hochschauen, der am Felsen klebt, und dann wohl wieder drueber nachsinnen, wann sie sich den naechsten Joint durchziehen ;-) Ich zieh weiter und laufe durch bizarre Tropfsteinhoehlen, in denen viele Fledermaeuse haengen ("Das sind die Tollwuttraeger Nummer eins, das sach ich Dir!", hoere ich hinter mir einen ganz Schlauen reden). Draussen tollen die Makaken in den Baeumen, und andere Aeffchen, dunkelgrau mit weissen Augenringen. Ich geselle mich wenig spaeter zu ihnen an den Hang, der hinauffuehren soll zu einem Aussichtspunkt. Der Weg ist sehr steil, die rostrote Erde extrem glitschig, die Seile und Wurzeln, die man greifen kann, meist auch. Die Moskitos freuen sich ueber so viel wehrlose Beute, die da haengt, ein Arm an der Liane, der andere festgekrallt am scharfkantigen Fels, ein Fuss eingeklemmt zwischen Wurzeln, der andere bis zum Knoechel in einer kleinen Matschpfuetze versunken. Und wenn man dann doch mal eine Hand frei hat und nach dem blutsaugenden Biest auf der Stirn patscht, hat man zwar die Muecke doch nicht erwischt, dafuer aber so viel Matsch aufm Kopp, dass dorthin kein Moskito mehr stechen wird. Doch diese Strapazen lohnen sich, der Blick hinunter ist unglaublich schoen. Nur vor der mitten zwischen den Felsen gelegenen Lagune kehre ich um. Zweimal geht es gut 5 Meter steil ungesichert hinab. Ich habe meine fuer solche Zwecke unhandliche Umhaengetasche dabei, und ausserdem will ich nochmal baden, bevor nach Ao Nang zurueck geht. Und Ebbe is sowieso, die Lagune also fast leer. Also klettere ich kurz vorm Ziel zurueck, komme schweissgebadet und noch dreckiger unten am Strand an, wo mich ein indischer Tourist fassungslos anschaut. "is that all mud?!" Ja, isses :-)












Obwohl ich versucht habe, den groebsten Dreck zu entfernen - in Ao Nang sehe ich immer noch bemitleidenswert aus, zumal es auch angefangen hat, zu regnen. Dennoch zerren mich die Masseusen in den kuehlen Massagesalon, in dem Wolf es sich gut gehen laesst. Ich bekomme schnell die Fuesse gewaschen, und schon liege ich neben ihm auf diesen wunderbar bequemen Sesseln und bekomme eine ebenso wunderbare Fussmassage von einem Ladyboy. Was will man mehr?! :-)

Nach ein bisschen Faulenzerei beschliesse ich mit einem oesterreichischen Paerchen, die Mangrovenwaelder mit dem Kajak zu erpaddeln. Unser Guide konnte zwar kaum Englisch, und war daher umso vergnuegter, mir auf Thai manches zu erklaeren, was ich aber nur leidlich verstand, doch wie immer in Thailand: Mai bpen rai, macht nix :-) Die Szenerie rund um uns hat eh fuer sich gesprochen. Wir paddelten in einen Canyon. Spiegelglattes Wasser, Stille, nur ab und an unterbrochen von Wassertropfen, die von den Felsen herunterfielen ins Wasser, das ein oder andere Mangrovenblatt dabei mitnahmen, was mit einem uebernatuerlich lautem Klatscher herunterplumpste und sogar ab und an ein Echo hervorrief. Rot-orangefarbene, relativ grosse Voegel mit langen, ebefalls roten Schnaebeln flogen ueber uns hinweg wie kleine Flugsaurier, landeten auf Mangroven ("Mangrovenvoegel" sagte der Guide stolz) und brachen in lautes, widerhallendes Gezeter aus, als die Oesterreicher gegen den Baum fuhren. Die Affen auf den Felsen versteckten sich an diesem tag, aber wahrscheinlich waren sie Zeuge, wie der Guide einmal das Kajak ins Gestruepp lenkte und wir unter lautem Lachen das Boetchen befreien mussten.

Nach dieser anstrengenden ;-) Tour ging es am naechsten Tag gemaechlicher zu. Wolf nahm mich mit zu einem kleinen Naturpfad durch Mangroven, die von zahlreichen Baechlein durchstroemt werden, schillerndes Tuerkis, in dem die Fische noch gluecklich sind. Eine grosse Thaifamiie rennt foermlich an uns vorbei, posiert drei Minuten lang ununterbrochen vorm Bach, und wer bis jetzt noch nicht gelernt hat, auf Thai bis drei zu zaehlen, der hat es danach geschafft, so oft, wie die Mutter laut rief "Nueng, soong, saam" und alle auf Kommando fuers Foto loskreischten :-)


Am Abend, wie ueberraschend, war wieder Massage angesagt, 1,5 Stunden verbiegen und durchkneten, wunderbar, die perfekte Vorbereitung fuer ein leckeres Abendessen bestehend aus gegrilltem Fisch und kuehlem Chang-Bier und zum Nachtisch ein paar Cocktails in einer Bar am Strand. Am Nebentisch tanzten drei suedafrikanische Maedels, die mich kurzentschlossen dazuzerrten und voellig ausrasteten, als der DJ Shakiras Fussballsong spielten, Waka Waka :-) Wenig spaeter prosteten wir noch einer grossen Gruppe Jungs aus Singapur zu, die mit 2 Unterhaltungsladies (unsere Interpretation) in Windeseile eine Whiskeyflasche leerten und dann auf die Tanzflaeche sprangen (Jungs!!!!), dass es eine Freude war. Ich nutzte kurz danach den Rest der Flut und planschte mutterseelenallein im lauwarmen Meer, und am Horizont stand das Kreuz des Suedens...

Ein wunderschoener Moment, der am naechsten Abend noch uebertroffen wurde. Wir kicherten noch, als Olli meinte, geht mal ins Wasser bei Flut heut nacht, und badet mit fluoreszieredem Plankton. Das Kichern wich unglaeubigen Kieksern, als der erste seinen Fuss ins Wasser hing... wie kleine Funken stoben die winzig kleinen Tierchen durchs Wasser, tauchten den Fuss in diffuses Licht, je mehr der sich bewegte, desto heller wurde es im Wasser. Schnell waren wir alle im Wasser, planschten wie die Kinder, schwammen immer umringt von tausenden kleinen Laempchen, die manchmal in den Haaren haengen blieben und selbst dort noch kurz weiterleuchteten. Am Steg versammelten sich derweil acht, neun Einsiedlerkrebse (einem haben wir sogar einen Namen verpasst... unser Friedrich... was Chang nicht alles anrichten kann ;-)

Friedrich :-)
Zu guter Letzt fuhren die Oesterreicher und ich noch auf eine kleine Insel zum Sonnenbaden. Ein Affe beguckte uns von oben aus den Baumwipfeln, beschloss aber, sich diesmal fern zu halten. Anderen hat er laut Olli oefter mal das Essen weggeschleppt, waehrend die nichtsahnenden Urlauber im Wasser umherschnorchelten. Einer von uns blieb daher immer am kleinen, einsamen Strand und liess sich derweil von Insekten annagen. Selbst winzig kleine Schnecken saugten sich liebend gern an der Haut fest. Und die Fischlein knabberten auch fleissig, sobald man ruhig genug im Wasser stehen blieb :-)

Hannan, die Tochter der Koechin, und ich...zwei Maedels auf Urlaub :-)

noch ist Flut und der Strand sehr klein...
Die Woche im Paradies war viel zu schnell vorbei, auch wenn ich schon um einen Tag verlaengert hatte. Am letzten Abend goennten wir uns nochmal eine Massage, diesmal 2 Stunden inklusive heissen Kraeuterpaeckchen, eine Wonne. Der Barmann, der aussah wie ein aelterer Jack Sparrow auf Thai, schenkte uns ein paar Tequila, verpasste mir mit seinem Kajal glatt noch ein paar Katzenaugen und haette auch im Kreis gelacht, wenn er keine Ohren besitzen wuerde. Und auch wenn es auf dem Rueckweg aufm Roller etwas kuehler wurde und es mal wieder regnete - es war ein perfekter Abschied, beschlossen nochmal durch ein glitzerndes Bad im warmen Meer...

Montag, 6. Dezember 2010

Von Nord nach Sued

Am Sonntag vor einer Woche war es nun soweit. Die vorletzte Etappe stand an. Ein weiterer Abschied, von allen lieben Menschen in Nongkhai, dieser vertraeumten Stadt am Mekong. Der eisgekuehlte Nachtbus brachte mich sicher, wenn auch halb tiefgefroren, zum schicken bangkoker Flughafen. Dort hatte ich noch etliche Stunden Zeit bis zu meinem Weiterflug nach Krabi im Suedwesten Thailands. So igelte ich mich erstmal gegen um sieben auf einer abgelegenen Bank im Flughafen zusammen, eingepackt in Strickjaeckchen und Softshelljacke, denn auch am grossen Suvanabhumi ist frieren angesagt. Irgendwann wurde es voller und verlegte mein Warten in den Massagesalon des Airports und liess mir eine Stunde lang die Fuesse kraulen. Und dann war es auch schon so weit, einchecken, und auf in den Sueden :-)

Schon der Landeanflug ist spektakulaer. Hunderte Felsen ragen aus der Landschaft, dem Meer. Graue Wolken umwabern manche hoeheren Gipfel. Von den vergangenen Fluten ist Krabi zwar verschont geblieben, doch die Regenzeit will sich nicht recht verziehen. Schwuel ist es in der Halle, wo das Gepaeck ankommen soll. Die Laufbaender tun's aber nicht mehr, also wird Koffer um Koffer, Rucksack um Rucksack den Wartenden vor die Fuesse geklatscht, was den ein oder anderen Uraluber schon wieder so verstimmt, dass er am liebsten wieder umdrehen wuerde, aber gut, er habe ja bezahlt, dann bleibt er, aber beschweren wird er sich, versichert mir der krebsrote Brite neben mir japsend, als er seinen 2. Koffer entgegennimmt. Ich bin froh, dieser Menschenart gleich wieder aus dem Weg gehen zu koennen. Wenngleich auch ich etwas dekadent geworden bin und mich am Flughafen abholen lasse. Ein duerrer Thai mit wuscheligen Haar und Zahnlueckenlaecheln wedelt auch schon mit meinem Namensschild, rennt (eine Seltenheit beim sonst eher schlurfig-bequemen Gang der Thais) fast zum Parkplatz, reisst die Tuer zum unglaublich kuehlen Minivan auf, schnappt sich nebenher noch meinen Rucksack und juchuuu, auf geht's nach Ao Thalen. Ein Nest, ungefaehr 30km ausserhalb Krabis, direkt am Meer, an Mangrovenwaeldern und Felsen. In Ollis Bungalowanlage, die Bananas. Ein kleines Paradies fernab des Massentourismus, hier quakt noch der Frosch und krabbeln die Einsiedlerkrebse, scharren die Huehner und flitzen die Geckos. Das Meer verzieht sich regelmaessig bei Ebbe weit hinaus, ein bisschen Nordseefeeling gibt es durch die jeden Tag wiederkehrenden Wolken auch, wenn da nur nicht staendig angenehme 28 bis 30 Grad waeren. Kommt die Flut, kann man auch baden, ansonsten muss man einen 30 Minuten langen Weg auf sich nehmen, der am Ende einer kleinen Steilkueste endet, zu deren Fuessen - sowohl bei Ebbe als auch Flut - ein kleiner versteckter, weisser Sandstrand liegt. Manchmal stehen Fischer auf den Felsen nebenan, doch oft ist man allein mit den unglaublich schnellen kleinen, fast durchsichtigen Sandkrabben, die den Strand bevoelkern und den Sand in kleine Kuegelchen rollen. Im Wasser ist auch jemand zuhause, wie ich neulich merken musste. Ein Krebs hing an meinem Fuss. ein schmerzhafter, aber irgendwie doch herziger Willkommensgruss...

Noch in einer anderen Hinsicht unterscheidet sich die Gegend rund um Krabi von manch anderen Regionen Thailands. Das habe ich frueh um 5 Uhr das erste Mal richtig gemerkt. Der Muezzin rief. Statt buddhistischer Tempel stehen hier Moscheen. Der malayische Nachbar im Sueden laesst gruessen. Viele Frauen sind zumindest leicht verschleiert, Schweinefleisch gibt es nicht und zum Glueck hat Olli immer genug Bier kalt stehen, denn Alkohol sucht man im kleinen Supermarkt um die Ecke auch vergebens...

Morgen gibt es mehr von der paradiesischen vergangenen Woche zu berichten, denn da bin ich in Bangkok angekommen. Jetzt gilt es erstmal, gebuehrend Krabi zu verabschieden :-)

Samstag, 4. Dezember 2010

Paradies im Sueden

bei Ao Thalen, nahe Krabi, Bananas Bungalows... ein Paradies!

"Wenn Du keine Ohren haettest, dann wuerdest Du im Kreis lachen."

Gestern, spaetnachmittag. Die untergehende Sonne guckt zwischen den tagtaeglich wiederkehrenden Wolken hervor, das Meer rauscht sanft, eine leichte Brise faehrt durch die Palmblaetter, am Strand spazieren nur wenige Leute, ich lehne mich auf der Terrasse der Strandbar zurueck, vor mir einer der besten Mai Tais meines Lebens. Ein Freund schreibt mir grad, dass es in Dresden 30cm Pulverschnee gibt. Und ich muss richtig gegrinst haben, so sehr, dass Wolf, ein 39jaehriger Norddeutscher aus meinem Guesthouse, den oben zitierten Satz raushaute und dabei gluecklich gluckste wie ein kleines Kind. Und ich hab zurueckgegluckst, weitergegrinst und aufs Meer hinausgeschaut. Auf die wunderschoenen Felsen, bizarre Kalksteinformen, ueberwuchert mit Baeumen, Lianen, Straeuchern. Demnaechst werde ich mehr davon schreiben. Hier im Paradies ist das nicht so einfach, laenger etwas zu arbeiten ;-)