Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Ein paar Tage im Paradies

Ganz nebenbei... es gibt wieder neue Bilder unter "Menschen", zu finden im November...

Puenktlich als wir uns der Insel naehern, guckt die Sonne hervor. Sie gibt dem tuerkisfarbenen Meer noch ein bisschen mehr Farbe, laesst den hellen Sandstrand noch mehr erstrahlen und betont noch intensiver das satte Gruen der Palmen und Baeume und Straeucher, die selbst am steilsten Felsen noch Halt finden. Unser Bootsmann lenkt das laute Longtailboot sicher ans Ufer. Wir huepfen raus, das Wasser ist lauwarm, bunte Fischlein schwimmen ohne Scheu heran, wir schuetteln alle nur den Kopf, man ist das kitschig hier, wie auf Postkarten...





Die - unbewohnte - Insel Ko Hong ist unsere erste Station auf der Inseltour, zu der wir, ein paar Leute aus Ollis Bungalowanlage, uns aufgerafft haben... Aktivitaet siegt ueber Haengematte, das war schon keine einfache Entscheidung ;-) Aber sie wird belohnt, nicht nur mit Bilderbuchstraenden, die selbst jetzt zu Beginn der Hochsaison recht leer sind. Sondern auch mit allerlei Getier, was es bei uns daheim nicht gibt. Das spektakulaerste schlich traege durchs Unterholz, als wir den kleinen Dschungelpfad hinterm Strand erkunden: ein vielleicht gut einen Meter langer, dunkler Waran. Diese Echsen kommen wohl auch ab und an fotogen an den Strand.

In den unzaehligen Nischen und Hoehlen der Kalkfelsen nisten ausserdem viele Seevoegel. Deren Eier und die Nester der Schwalben sind allerdings recht begehrt. Und so staunen wir nicht schlecht, als wir an einer grossen Hoehle vorbeifahren, in der ein Thai sitzt, der sich da offenbar auch haeuslich eingerichtet hat. Der Eiermann, sozusagen :-)




Die meiste Zeit der Tour haben wir Ebbe, so spiegeln sich nicht die Steilwaende im Lagunenwasser, sondern es krabbeln hunderte, wahrscheinlich tausende Krabben uebers Watt, schluepfen schnell wieder in ihre Loecher, wenn die trampligen Touristen kommen, oder stellen sich schlichtweg tot. Manche Tierchen sind auch recht gewitzt, etwa die Sandfloehe (wird wohl ein anderes Tier sein, wir haben sie so genannt), die ploetzlich in unsere Trinkglaeser springen und sich selbst offenbar im Suesswasser wohlfuehlen.

Und natuerlich begegnen wir selbst auf den Inseln einer weiteren Spezies: dem gemeinen Touristen. Ein ganz besonderes, weibliches Exemplar, aus Italien, posierte grad auf einem Baeumchen, wobei es immer wieder interessant ist, wie lange Menschen die Luft anhalten koennen, nur um auf Bildern schlank zu wirken. Die wasserstoffblondgefaerbte Signorina reckte dazu auch noch die dicken Silikondinger nach vorn, dass wir kollektiv Angst hatten, sie wuerden dem Fotografen auf die Linse fallen. Das beste, was der Fotograf aber nicht mehr in wahrscheinlich sehr lustige Bilder packen konnte, war der Abgang der Signorina, die ploetzlich um mindestens 5 Kilo schwerer und vor allem plumper aussah, als sie todesmutig versuchte, vom halben Meter ueber dem Erdboden schwebenden Ast herunterzuklettern, dabei wild mit den Armen ruderte, als sie den Baumstamm kurz losliess, um zum Sprung anzusetzen, so dass sie sowohl vom Fotografen, als auch von einem anderen Gehilfen in knappster enger Badehose gestuetzt werden musste. Sie hat es geschafft, immerhin :-)

Doch es gibt auch wirklich menschenleere Straende. Man muss nur ein bisschen gehen, und man findet nicht nur Mangroven und Schlick, sondern den Secret Beach, eingebettet zwischen Felsen, zu erreichen ueber einen Weg durch Kautschukplantagen und ein paar Meter die Steilkueste hinab. Und schon hat man sie fuer sich, die Felsen, den Strand, kann den Fischern auf den entfernteren Klippen zuschauen. Nach getaner Arbeit kommen sie dann vorbei, und natuerlich, der Sohn des Hauses schleppt selbst in dieses Paradies das Handy mit dem MP3-Player mit und beschallt kurzzeitig den Strand mit Thai-Pop... Dann ist es wieder still. Und man wird sogar vom Krebs begruesst, der sich mit seiner Schere herzhaft in den Fuss einhakt, der da ploetzlich neben ihm im Wasser auftaucht.

Doch nach all dieser Idylle braucht man auch mal wieder Zivilisation. Ich habe das grosse Glueck, immer jemanden zu treffen, der mich von A nach B kutschieren kann. Diesmal ist es Wolf, der jeden Winter aus dem kalten Deutschland verschwindet. Er kann Roller fahren, ich nicht, also huepf ich einfach hinten drauf und ab gehts nach Ao Nang, einem Touristenstaedtchen mit ein paar netten Strandlokalen, vielen Shops und vor allem: einem genialen Massagesalon. Nach 2 Stunden Rundum-Massage fuehlt man sich wie neugeboren.

Das konnte ich auch gut gebrauchen. Denn erstmal hatte ich Ao Nang sofort nach der Ankunft wieder den Ruecken gekehrt, ich wollte ins Klettermekka Railay. Nicht selbst klettern, die Traegheit hatte da schon gesiegt. Nein, ich wollte bisschen gucken, zugegeben, nicht nur die ueberwaeltigend schoene Natur ;-) Aber erstmal war da nix mit knackigen Kletterern, zumindest nicht im Longtailboot auf dem Weg nach Railay. Grimmig dreinblickende, uebergewichtige Urlauber mit roten Backen sassen da drin. Hievten sich aus dem Boot, stapften durchs Wasser, guckten noch grimmiger, als sich der Himmel mal wieder mehr zuzog und fragten mitten zwischen Palmen erstmal, wo denn hier nun das Starbucks-Cafe sei. Und bekamen gleich noch mehr Falten auf der Stirn, als der Bootsmann froehlich sagte "No have, sir"...

Neben Starbucks machten sich aber auch die Kletterer rar, was aber einfach auch daran lag, dass generell nicht viel los war. Bis auf ein paar Anfaenger und ein paar echten Freaks war es recht ruhig. Die Kletterguides lehnten sich meist zurueck, kleine Bob Marleys, die selbst beim Sichern noch Reggae hoeren und im Takt schwingen, ab und an mal zum Kletterer hochschauen, der am Felsen klebt, und dann wohl wieder drueber nachsinnen, wann sie sich den naechsten Joint durchziehen ;-) Ich zieh weiter und laufe durch bizarre Tropfsteinhoehlen, in denen viele Fledermaeuse haengen ("Das sind die Tollwuttraeger Nummer eins, das sach ich Dir!", hoere ich hinter mir einen ganz Schlauen reden). Draussen tollen die Makaken in den Baeumen, und andere Aeffchen, dunkelgrau mit weissen Augenringen. Ich geselle mich wenig spaeter zu ihnen an den Hang, der hinauffuehren soll zu einem Aussichtspunkt. Der Weg ist sehr steil, die rostrote Erde extrem glitschig, die Seile und Wurzeln, die man greifen kann, meist auch. Die Moskitos freuen sich ueber so viel wehrlose Beute, die da haengt, ein Arm an der Liane, der andere festgekrallt am scharfkantigen Fels, ein Fuss eingeklemmt zwischen Wurzeln, der andere bis zum Knoechel in einer kleinen Matschpfuetze versunken. Und wenn man dann doch mal eine Hand frei hat und nach dem blutsaugenden Biest auf der Stirn patscht, hat man zwar die Muecke doch nicht erwischt, dafuer aber so viel Matsch aufm Kopp, dass dorthin kein Moskito mehr stechen wird. Doch diese Strapazen lohnen sich, der Blick hinunter ist unglaublich schoen. Nur vor der mitten zwischen den Felsen gelegenen Lagune kehre ich um. Zweimal geht es gut 5 Meter steil ungesichert hinab. Ich habe meine fuer solche Zwecke unhandliche Umhaengetasche dabei, und ausserdem will ich nochmal baden, bevor nach Ao Nang zurueck geht. Und Ebbe is sowieso, die Lagune also fast leer. Also klettere ich kurz vorm Ziel zurueck, komme schweissgebadet und noch dreckiger unten am Strand an, wo mich ein indischer Tourist fassungslos anschaut. "is that all mud?!" Ja, isses :-)












Obwohl ich versucht habe, den groebsten Dreck zu entfernen - in Ao Nang sehe ich immer noch bemitleidenswert aus, zumal es auch angefangen hat, zu regnen. Dennoch zerren mich die Masseusen in den kuehlen Massagesalon, in dem Wolf es sich gut gehen laesst. Ich bekomme schnell die Fuesse gewaschen, und schon liege ich neben ihm auf diesen wunderbar bequemen Sesseln und bekomme eine ebenso wunderbare Fussmassage von einem Ladyboy. Was will man mehr?! :-)

Nach ein bisschen Faulenzerei beschliesse ich mit einem oesterreichischen Paerchen, die Mangrovenwaelder mit dem Kajak zu erpaddeln. Unser Guide konnte zwar kaum Englisch, und war daher umso vergnuegter, mir auf Thai manches zu erklaeren, was ich aber nur leidlich verstand, doch wie immer in Thailand: Mai bpen rai, macht nix :-) Die Szenerie rund um uns hat eh fuer sich gesprochen. Wir paddelten in einen Canyon. Spiegelglattes Wasser, Stille, nur ab und an unterbrochen von Wassertropfen, die von den Felsen herunterfielen ins Wasser, das ein oder andere Mangrovenblatt dabei mitnahmen, was mit einem uebernatuerlich lautem Klatscher herunterplumpste und sogar ab und an ein Echo hervorrief. Rot-orangefarbene, relativ grosse Voegel mit langen, ebefalls roten Schnaebeln flogen ueber uns hinweg wie kleine Flugsaurier, landeten auf Mangroven ("Mangrovenvoegel" sagte der Guide stolz) und brachen in lautes, widerhallendes Gezeter aus, als die Oesterreicher gegen den Baum fuhren. Die Affen auf den Felsen versteckten sich an diesem tag, aber wahrscheinlich waren sie Zeuge, wie der Guide einmal das Kajak ins Gestruepp lenkte und wir unter lautem Lachen das Boetchen befreien mussten.

Nach dieser anstrengenden ;-) Tour ging es am naechsten Tag gemaechlicher zu. Wolf nahm mich mit zu einem kleinen Naturpfad durch Mangroven, die von zahlreichen Baechlein durchstroemt werden, schillerndes Tuerkis, in dem die Fische noch gluecklich sind. Eine grosse Thaifamiie rennt foermlich an uns vorbei, posiert drei Minuten lang ununterbrochen vorm Bach, und wer bis jetzt noch nicht gelernt hat, auf Thai bis drei zu zaehlen, der hat es danach geschafft, so oft, wie die Mutter laut rief "Nueng, soong, saam" und alle auf Kommando fuers Foto loskreischten :-)


Am Abend, wie ueberraschend, war wieder Massage angesagt, 1,5 Stunden verbiegen und durchkneten, wunderbar, die perfekte Vorbereitung fuer ein leckeres Abendessen bestehend aus gegrilltem Fisch und kuehlem Chang-Bier und zum Nachtisch ein paar Cocktails in einer Bar am Strand. Am Nebentisch tanzten drei suedafrikanische Maedels, die mich kurzentschlossen dazuzerrten und voellig ausrasteten, als der DJ Shakiras Fussballsong spielten, Waka Waka :-) Wenig spaeter prosteten wir noch einer grossen Gruppe Jungs aus Singapur zu, die mit 2 Unterhaltungsladies (unsere Interpretation) in Windeseile eine Whiskeyflasche leerten und dann auf die Tanzflaeche sprangen (Jungs!!!!), dass es eine Freude war. Ich nutzte kurz danach den Rest der Flut und planschte mutterseelenallein im lauwarmen Meer, und am Horizont stand das Kreuz des Suedens...

Ein wunderschoener Moment, der am naechsten Abend noch uebertroffen wurde. Wir kicherten noch, als Olli meinte, geht mal ins Wasser bei Flut heut nacht, und badet mit fluoreszieredem Plankton. Das Kichern wich unglaeubigen Kieksern, als der erste seinen Fuss ins Wasser hing... wie kleine Funken stoben die winzig kleinen Tierchen durchs Wasser, tauchten den Fuss in diffuses Licht, je mehr der sich bewegte, desto heller wurde es im Wasser. Schnell waren wir alle im Wasser, planschten wie die Kinder, schwammen immer umringt von tausenden kleinen Laempchen, die manchmal in den Haaren haengen blieben und selbst dort noch kurz weiterleuchteten. Am Steg versammelten sich derweil acht, neun Einsiedlerkrebse (einem haben wir sogar einen Namen verpasst... unser Friedrich... was Chang nicht alles anrichten kann ;-)

Friedrich :-)
Zu guter Letzt fuhren die Oesterreicher und ich noch auf eine kleine Insel zum Sonnenbaden. Ein Affe beguckte uns von oben aus den Baumwipfeln, beschloss aber, sich diesmal fern zu halten. Anderen hat er laut Olli oefter mal das Essen weggeschleppt, waehrend die nichtsahnenden Urlauber im Wasser umherschnorchelten. Einer von uns blieb daher immer am kleinen, einsamen Strand und liess sich derweil von Insekten annagen. Selbst winzig kleine Schnecken saugten sich liebend gern an der Haut fest. Und die Fischlein knabberten auch fleissig, sobald man ruhig genug im Wasser stehen blieb :-)

Hannan, die Tochter der Koechin, und ich...zwei Maedels auf Urlaub :-)

noch ist Flut und der Strand sehr klein...
Die Woche im Paradies war viel zu schnell vorbei, auch wenn ich schon um einen Tag verlaengert hatte. Am letzten Abend goennten wir uns nochmal eine Massage, diesmal 2 Stunden inklusive heissen Kraeuterpaeckchen, eine Wonne. Der Barmann, der aussah wie ein aelterer Jack Sparrow auf Thai, schenkte uns ein paar Tequila, verpasste mir mit seinem Kajal glatt noch ein paar Katzenaugen und haette auch im Kreis gelacht, wenn er keine Ohren besitzen wuerde. Und auch wenn es auf dem Rueckweg aufm Roller etwas kuehler wurde und es mal wieder regnete - es war ein perfekter Abschied, beschlossen nochmal durch ein glitzerndes Bad im warmen Meer...

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