Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Abschied... Teil I

In den letzten Tagen sind wir immer etwas wehmütig aufgewacht. Wohlwissend, dass die schöne Zeit in Neuseeland sich dem Ende zu neigt. So auch heute. Wir wissen, dass wir mit unserem Camper nur noch eine weitere Nacht verbringen werden. Und sind wahrhaft traurig darüber. Auch so ein Auto wächst einem unheimlich ans Herz. Es war schließlich nicht nur ein Fortbewegungsmittel, es war unser Zuhause. Wir wollen noch einmal den Platz wechseln, auch wenn dieser kleine in Kaikoura wirklich ganz nett war. Wir wollen nochmal ans Meer. Vor dem Ortseingang liegen ein paar Campingplätze, wir gucken uns den nettesten aus und zahlen für den Sea View gern noch eins drauf. Und stehen da, wieder etwas wehmütig. Man, ist das schön hier. Also nochmal los, noch einmal Kaikouras Küste erkunden, einmal wenigstens die berühmten Langusten hier kosten, eine Paua essen. 



All das bekommt man direkt an der Straße, die auf die Peninsula führt und an einem Parkplatz endet, auf dem, ja AUF dem sich die Robben ab und an tummeln oder zumindest faul auf den angrenzenden Steinen im Meer liegen. Wir füttern noch schnell Oskar und machen uns dann auf, noch einmal einen schönen Walk zu gehen. Hinauf auf die Klippen, hinunter ans Meer. Die Sonne und die Schwüle lassen uns schwitzen, für jeden Windhauch sind wir diesmal dankbar. Das Meer hat sich weit zurückgezogen. Möwen kreischen dann und wann, ein paar Touristen wandern vor und hinter uns, aber alles in allem ist es recht ruhig. Einzig zurück am Parkplatz ist es brechend voll, wir schlüpfen schnell in unseren Camper, fahren die paar Meter bis zum angeblich besten Fisch-Imbissstand und gönnen uns Langusten und frittierte Pauas. Und lernen ein wunderbares, älteres Pärchen aus England kennen. Ein bisschen sophisticated, aber irgendwo doch ganz locker, er meint, man höre die Journalistin aus mir heraus, so wie ich fragen würde - aha! :-) Sie sind auf einer Kreuzfahrt, nur ganz kurz hier, stöhnen über diese Hektik und all die komischen Passagiere ("Americans, you know!"). Und dann müssen sie auch schon weiter. Sie neiden uns ein bisschen den Camper und die Unabhängigkeit, das gestehen sie noch. Und wir sind ihrer Meinung!

Robbe besetzt Parkplatz

Mamammmmmm!









Zurück auf unserem Campingplatz sausen wir übermütig mit dem Flying Fox über den Spielplatz, springen in die wirklich kalten Fluten mit unfassbar steinigen Boden, der unter den Füßen wegzurollen scheint, Oskar schaukelt und wir lernen nette Deutsche kennen, die gerade am Anfang ihrer Reise stehen. Puh... einfach hinschmeißen und hier bleiben, ja, das wäre doch was... Komisch, Oskar ein letztes Mal ins Bett zu bringen. Und dann am Meer zu sitzen, einen tiefroten Sonnenuntergang zu beobachten...







Mittwoch, 8. Oktober 2014

Giganten

Das Meer liegt beinahe still vor uns. Gespannt schauen wir auf die Oberfläche, suchen sie ab nach Unregelmäßigkeiten. Das Boot ist schon langsamer geworden. In der Nähe schaukelt ein Albatross über die kleinen Wellen, die ein leichter Wind nur ab und an in den Ozean vor Kaikoura haucht. Zum Glück, denn normalerweise bläst es hier kräftiger. So aber haben wir alle Zeit der Welt in Ruhe zu schauen und sie zu entdecken: die Fontäne des Wals! Schon halten alle drauf mit ihren Kameras, man weiß ja nie, ob der Gigant mehr von sich preis gibt. Wir fahren näher ran, und wir sind verzückt. Immer und immer wieder pustet der Pottwal vor uns Wasser und Luft hinauf in den Himmel. Unser Guide kommentiert alles eifrig, er kennt den Wal beim Namen, ich vergesse ihn glatt vor Aufregung und drück auch noch ganz zufällig dann auf den Video-Auslöser meiner Kamera, als sich der Pottwal anschickt, in die Tiefen des Meeresgrabens vor uns abzutauchen, der ihn so reichlich mit feiner Nahrung im kalten, frischen Wasser versorgt. Die wunderschöne Fluke scheint fast in die Kamera zu winken, im Hintergrund die Berge. Oh man. Was für ein Glück...





Nur direkt teilen kann ich dieses Glück nicht recht. Haimon ist im Camper geblieben, einer muss ja auf Oskar aufpassen. Der darf nicht mit aufs Boot dieses Mal, schade. Immerhin kann ich mich aber einmal voll und ganz auf das Schauspiel vor mir konzentrieren, statt doch immer mit einem Auge zu schielen, was der Kleine grad wieder ausheckt. Ist auch mal nett! Noch ganz berauscht vom Wal geht es weiter. Und diesmal entdecke ich sie sogar als einer der ersten: Delfine! Und zwar richtig viele. Sie sind grad auf Reisen, erklärt uns der Guide, sie ziehen ein Stück mit uns mit, spielen etwas, hüpfen ein bisschen über die Wellen, die mittlerweile etwas größer geworden sind. Es sieht so wunderbar elegant aus, wie sie das Wasser durchpflügen. Ich hatte mich bewusst gegen einen neuerlichen Versuch, mit ihnen zu schwimmen, entschieden. Ich wollte sie lieber in Ruhe nochmal sehen als das Risiko einzugehen, sie wieder zu verscheuchen. Das nächste Mal vielleicht...




Kaum, dass die Delfine weg sind, entdecken wir den nächsten Wal. Wieder ein Pottwal, wieder ein alter Bekannter für den Guide. Woran genau er das so erkennt, bleibt wohl sein Geheimnis, er meint, die Fluke sähe anders aus. Ich meine, alles gleich. Gleich beeindruckend! Über uns fliegen Kleinflugzeuge hinweg, die "Wings over whales". Tolle Perspektive auf den Koloss, aber trotzdem bisschen weit weg. Wir sind näher dran und genießen. Als uns noch ein Wal vor die Linse kommt, glauben wir unser Glück kaum. Drei Stück! Aber - der letzte Besucher soll der vom ersten Mal gewesen sein. Ach, Wurscht! Mit einem seeligen Grinsen fahren wir alle zurück in den Hafen, taumeln in den Bus zurück ins Büro. Dort treffe ich das französische Pärchen wieder, Matteo freut sich schon auf Oskar, der wenig später mit Haimon auftaucht. Nun ist der Papa dran mit Wale gucken. Die Jungs machen ihre Späßchen, bevor ich Oskar in den Wagen setze und ein bisschen Mittagsschlafspaziergang mache...

Das Schöne an Kaikoura ist, dass man gar nicht teuer bezahlen muss, um Delfine zu sehen. Wenn man mal genau guckt zumindest. Es tummeln sich nämlich nicht nur Massen Seehunde in Ufernähe, sondern eben auch Familie Flipper. Oder Kindergarten Flipper. Ich traue meinen Augen kaum, als ich über den steinigen Strand blicke. Fünf, sechs Delfine machen im Wasser ihre Salti, jagen davon, kommen wieder, springen im hohen Bogen über die Brandung. Immer mehr Menschen bleiben stehen und grinsen seelig. Kennt man sonst nur von weichen Drogen, solche Gesichter ;-)

Haimon kommt auch mit einem Grinsen zurück, eher schon triumphierend. Denn seine Delfin-Story toppt alles. 200 sollen es gewesen sein, gerade auf der Jagd. Genau dann springen sie nämlich die wildesten Figuren, lassen sich mit dem Rücken zuerst ins Wasser plumpsen, um Fische aufzuscheuchen. Da waren die Wale, die auch er gesehen hat, fast schon nebensächlich bei so viel Action.






Wir freuen uns ein Loch in den Bauch und fahren unseren Camper ein paar Meter weiter. Denn kurz vor dem teuren Top Ten Park ist ein weiterer, kleinerer Platz, laut den Franzosen recht hübsch. Finden wir auch, so unter hohen Bäumen stehend auf einer Wiese. Und das zum fast halben Preis! Schräg gegenüber stehen Maoris auf Urlaub. Der stämmige, gut tätowierte Kerl entpuppt sich als äußerst liebenswert, und mittlerweile verstehe ich sogar seinen unglaublichen Singsang ganz gut. Und weil Oskar so niedlich ist, bekommt er eine Paua geschenkt, eine große, silbern-bunt glitzernde Muschel. Die stinkt zwar immer noch erbärmlich nach Fisch, hat aber gut geschmeckt (wir durften natürlich probieren) und glitzern ist immer gut, findet Oskar!