Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Montag, 1. Dezember 2014

Last day in paradise

Vor uns liegt ein langer Tag. Erst nachts geht unser Flieger nach Frankfurt. Ein Grund, beim Frühstück so richtig zuzulangen. Es war die beste Entscheidung, das Zimmer im Marina Bay Sands mit Frühstück zu buchen. Wir bekommen zwar nur das "normale" Buffet unten in der Lobby und nicht im 57. Stock, aber so what: Wir sind begeistert. Die Hotelangestellten ebenfalls, weniger von uns zwei Erwachsenen, mehr von Oskar, der ungestraft mehrmals lauthals sein begeistertes "Eiiiiiidaaaaa!" durch die Halle brüllt und ehrgeizig alles durchkrabbelt, inklusive der kleinen Treppchen. Und er isst richtig gut. Die Auswahl ist extrem: Vom klassischen Croissant bis zur japanischen Misosuppe gibt es alles. Wir laben uns bestimmt zwei Stunden, bevor wir zu einem trägen Spaziergang in die benachbarten Gardens by the bay aufmachen.


Frühstückskeks muss sein!

Wir hatten den Park schon auf unserer Hinreise besucht. Damals hatten wir die Gewächshäuser ausgelassen. Besonders das mit dem Wasserfall und dem Nebelwald - schließlich würden wir all das in Neuseeland ja live erleben. Nun wollten wir in frischen Erinnerungen schwelgen. Ja, so ein Mist: Geschlossen! Zähneknirschend stehen wir davor und kommen einfach nicht rein. Also gehen wir Blümchen gucken im Flower Dome nebenan. Von tropischer Hitze hinein in eine angenehm trockene, sanfte Wärme, Kakteen blühen, Alpenveilchen müssen für fotografierwütige Inder herhalten, Baobab-Bäume erinnern an Afrika. Hat doch auch was!

Glitter-Putzer im Marina Bay Sands

Urban Climbing, äh, Cleaning!

Das Jahr des Pferdes ist allgegenwärtig

Oskar mümmelt derweil aufm Bauch in seinem kleinen Buggy. Ist mir immer wieder unerklärlich, wie er überhaupt schlafen kann in solchen Positionen. Was auch immer ihn dann weckt, er wacht zur rechten Zeit auf: Zumindest, was die chinesischen Touristinnen angeht, die an uns vorbeispazieren und augenblicklich ins Quietschen geraten angesichts der "blue eyes" und dem zarten, spärlich vorhandenem "blond hair". Und Oskar? Der lässt sich selig wiegen und hochnehmen, grinst die Asiatinnen an, krabbelt sicher eine sehr lange Treppe hinauf und nimmt gelassen den Applaus entgegen. Oh man. Von wem hat er das? :-)











Der Nachmittag steht ganz im Zeichen der Entspannung. Wir haben unser Chaoten-Riesenzimmer tatsächlich ordentlich hinterlassen, dürfen die Skypark-Karten aber bis ultimo behalten, das Gepäck sicher abstellen. Also sausen wir wieder mit dem Fahrstuhl hinauf aufs Deck. Nix los hier. Der Pool ist beinahe leer. Und ein Babysitter für Oskar auch schon gefunden. Eine ältere Lady von den Philippinen hat es ihm angetan und auch sie lässt sich nicht zweimal bitten, klein Oskar durchs Wasser zu führen, bis die Windel so fett ist, dass er schon von alleine schwimmen würde. Gegen den auffrischenden Wind haben wir ein kleines Separee gefunden, Blick auf rastende Ozeanfrachter im Meer, bis hinüber nach Malaysia und Indonesien könnte man schauen, wir erahnen es nur, der Dunst gibt nur Silhouetten frei. Wir sind unendlich weit weg vom Alltag, der bald wieder vor der Tür steht. Oskar hält prima Nachmittagsschlaf, sodass er gen Abend immer noch fit ist. Wir werden noch ein letztes Mal unten in der Mall essen, ein letztes Mal planschen, ein letztes Mal über die Brüstung weit hinab schauen auf die Lasershow. Und dann ein letztes Mal in die Bahn steigen, voll bepackt mit schwerem Gepäck und natürlich - wieder mit einem schweren Herzen...








Völlig problemlos kommen wir an am Airport, völlig problemlos und vor allem freundlich verläuft das Einchecken. Obwohl der Flieger sehr voll sein wird, sagt der Schalter-Angestellte, um den sich drei weitere Mitarbeiter scharen: zwei zum Gucken und Oskar bespaßen, ein anderer zum Helfen. Doch sie kommen nicht weit: Der Flieger ist voll, weil gestrandete Passagiere umgebucht werden mussten und wir müssen vorerst mit getrennten Plätzen vorlieb nehmen. Haimon säße dann direkt hinter mir. Naja. No worries, meint der nette Mann noch, sicherlich würde jemand mit uns tauschen.

Die Ausreise war ebenfalls ganz easy. Wie das letzte Mal in Singapur werden wir schnell nach vorn durchgewinkt, Oskar angezwinkert, gute Reise gewünscht. Und dann sitzen wir auch schon drin. Im größten Passagierflugzeug der Welt, das trotzdem recht eng ist, wenn man mit einem quirligen Kleinkind namens Oskar fliegt. Immerhin, Oskar mag den A380 wohl, auch seine Nachbarn, nette Jungs aus Freiburg, die gerade aus Australien kommen und völlig breit sind, weil sie ihren Anschlussflug verpasst haben. Und nun unseren zweiten Platz blockieren. Doch nicht lange und Haimon darf nach vorn zu uns wandern, sie haben ein Einsehen: Schreiendes Kind oder Platz am Gang? Hihi... Mit dem Schreien ist es übrigens nicht weit her gewesen: Von 13 Stunden Nachtflug hat Oskar ganze zehn verschlafen. Im Körbchen größtenteils. Ich konnte trotzdem nicht recht schlafen: Ich konnte einfach nicht glauben, dass das Kind immer noch still ist :-)

In Frankfurt kommen wir gegen 7 Uhr an. Und sind nicht allein: Wer uns verabschiedet hat, begrüßt uns auch wieder. Meine liebe Freundin Katharina und ihr Freund Lutz stehen trotz der frühen Stunde da und umarmen uns. Kalte Luft schlägt uns entgegen. Wir verstehen die Sprache um uns herum ganz ohne Probleme. Willkommen zurück... viel Zeit bleibt uns gar nicht. Noch sind wir ja nicht richtig daheim. Unser Zug kommt ganz pünktlich, das Kinderabteil bleibt bis fast zum Schluss unser eigenes Reich. Draußen bleibt alles grau an diesem kalten Januartag, Nebel durchzieht Hessen, Thüringen und auch Sachsen hüllt sich ein. Und wieder ein Déjà-vu: Am Bahnhof stehen die Eltern und sind ganz zappelig. Und meine Freundin Uta und Nachwuchs sind mit dabei. Oskar freut sich riesig über seinen Kumpel, tippelt mittlerweile recht sicher an meiner Hand entlang, die Großeltern sind verzückt. Wir - noch nicht wirklich. Müde sind wir. Wie eine Käseglocke senken sich Erinnerung, Sehnsucht und Schläfrigkeit um mich herum im Auto, während sich draußen schon am Spätnachmittag alles wieder in Dunkelheit hüllt...