Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Freitag, 25. April 2014

Pinguin verzweifelt gesucht

Der Grund, warum ich in Picton bleiben wollte, war klein und flauschig. Pinguinküken! Denn die soll man angeblich zu Gesicht bekommen im Dezember, in ihren Nistboxen auf Motuara Island im Queen Charlotte Sound. Eine Insel, die frei ist von Eindringlingen wie den Possums und daher ein Paradies für jegliches Vogelgetier ist. Unter anderem lebt hier der Zwergpinguin. Die possierlichen blau-grauen Gesellen bringen das Geld in die Kassen der Tourveranstalter. Denn Touristen wie ich sind nur zu versessen darauf, einmal - legalerweise - den Deckel einer Nistbox anzuheben und sich das Quietschen zu verkneifen, weil die Federbällchen da drin doch soooo niedlich sind. Von daher war ich fest entschlossen, die Tour mitzumachen. Auch wenn noch einer fehlt, um die Mindestanzahl an Touristen zusammenzubekommen, jetzt in der Noch-Nebensaison. Ich überschlug die Kosten und rechnete sie gegen unvergessliche Bilder und den Neid der Daheimgebliebenen. Passt ;-) So kam es, dass wir zwar nur zwei Mann waren (Oskar fährt immer gratis), ich aber für drei bezahlte. Und ab ging die Post. Eine etwas seltsame Biologiestudentin aus Südtirol war auch noch dabei. Für Oskar gabs eine Schwimmweste, dann durfte er ungehindert hinter eigens für ihn aufgepusteten Luftballons herkrabbeln, während wir uns einen Vortrag über all die seltenen Vögel anhörten, denen wir heute begegnen sollten. Delphine könnten auch noch vorbeischauen. Ja, perfekt!

Malerische Bucht vor Picton...


Das erste Tier, was wir ansteuerten, roch man von Weitem: die Robbe. Ein paar von ihnen aalten sich auf einem Felsen und verströmten ungeniert Fischgeruch. Die Kormorane daneben (selten!) haben ja keine Nasen. Und mögen ja eh Fisch. Etwas weiter tummelten sich Shearwaters, Sturmtaucher, auf dem Wasser. Die hatten uns schon auf der Fährfahrt begleitet. Trotzdem, sie sollen selten sein. Endlich legen wir an. Die Insel erinnert an kroatische Eilande, etwas karg, aber schön, die Sonne brennt. Da kommt der kleine Bach, der die Felsen hinab in ein Naturbecken rinnt, gerade recht. Hier kühlen sich Piepmätze verschiedener, natürlich seltener, Arten ab. Der seltenste hüpft mir vor die Linse und planscht und planscht, das Oskar, wäre er wach, glatt erblassen würde vor Neid. Der badende Sattelstar. Unsere Führerin ist hin und weg. Zugegeben, ich auch etwas. nicht nur vom Star, auch wegen der Holzbox etwas weiter oben am Weg. Pinguine!, schreit mein Inneres. Deckel ab, Enttäuschung groß. Niemand da. Na sowas. Ja, meint unser Guide, die Pinguinküken sind schon flügge und kommen daher meist nur abends wieder an Land. Waaaaaaaaaaaaaas?! Ich gebe nicht auf und hebe jeden Deckel eines jeden vermaledeiten Holzkästchens hoch. Nix! Niemand da!!! Die Wanderung hoch zu einem Aussichtspunkt mit atemberaubenden Blicken ist schön. Auch die Vögel hier sind schön. Aber perfekt gemacht hätte sie der kleine Zwergpinguin. Der grad irgendwo im Meer rumschwimmt...











Immerhin bekommen wir einen Hectordelphin zu Gesicht, selten, natürlich. Stimmt sogar, denn er lebt nur in neuseeländischen Gefilden. Und war scheu. Nur von weiten sahen wir ihn kurz hüpfen, immer mal wieder. Und dann war er weg. Und unsere Tour auch bald zu Ende. Tja, guys, that's it, no penguins. So hoffte ich auf Oamaru, eine Stadt viel weiter im Süden, wo auch Zwergpinguine leben. Eine zweite Chance kriegt doch jeder, oder?

Nach unserer Rückkehr stellten wir Oskars Nerven auf die Probe, und er damit letzlich unsere. Wir wollten noch bisschen fahren, um einen netteren und billigeren DOC-Platz zu bekommen. Und Oskar stank das gewaltig. Kurven über Kurven und dann noch blendende Abendsonne. Erst, als er wieder Rasen unter Händen und Knien hatte und seine wieder geliebten Enten sah, wurde er versöhnlich. Doch halt, es war keine Ente, die er so interessant fand. Es war eine Ralle. Manch einer verwechselt den braunen, sehr keck-zutraulichen Vogel mit einem Kiwi. Doch kein Kiwi der Welt würde an einem Camper hochspringen, um an die im Müllbeutel am Scheibenwischer verstauten Pommes zu kommen. Die Wekaralle schon! Erst dachten wir an Steinewerfer, doch dann sahen wir den Mülldieb in der Hecke verschwinden. Und um unser Auto herum die wabbligen Pommes liegen...

Auch vor Flaschen macht dieser Vogel nicht halt...

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