Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Sonntag, 13. April 2014

Plitsch platsch...

Wir wären gern noch geblieben, einfach so zum Faulenzen, den Blick genießen. Schließlich musste man ja nur ein bisschen den Kopf drehen, um von unserem Camper das Meer oder den Berg sehen zu können. Doch Petrus ist unerbittlich. Schon tropft es wieder aus tiefhängenden Wolken. Und zum Drinsitzen ist es dann doch nicht gemütlich hier. Schweren Herzens fahren wir also. Richtung Wellington. Drei Stopps können wir noch machen, bis uns meine Freundin Juliane dann in der neuseeländischen Hauptstadt erwartet. Somit könnten wir bummeln, die Strecke schaffen manche an einem Tag, mit Kind vielleicht an zwei. Doch bummeln kann Haimon nicht, er hat hin und wieder einen schweren Fuß.

Und so flitzt unser Camper dahin, der Regen an der Windschutzscheibe fließt auf- statt abwärts. Wir einigen uns als Stopp auf Whanganui, die größte Stadt auf unserer Strecke, nett an einem Fluss gelegen, den man mit einem Dampfer befahren kann. Und einen Top Ten Platz soll es dort auch geben, sogar mit einem Wellnessbereich. Angesichts des Wetters geben wir dieser Versuchung nach. Und werden enttäuscht wie niemals wieder auf unserer Reise. Wir zahlen zusammen 50 Dollar für unseren "River view"-Platz auf dem kleinen Campingplatz, dessen Wellnessbereich noch winziger sein muss und außerdem noch teurer ist. Immerhin ist die Küche recht nett, und man kann sowohl drinnen als auch regengeschützt draußen essen. Das war es dann aber auch. Halt, eines hab ich vergessen. Da gab es doch nochwas. Etwas, das Oskar als erstes entdeckt hat: Die Pfütze vor unserem Camper. Wir freuen uns, dass es aufgehört hat zu regnen, packen ein paar Sachen zusammen für den Stadtbesuch und setzen Oskar schonmal raus. Es ist verdächtig still. Und dann höre ich das Geschmatze von Kinderhänden im Matsch, das Strampeln von Oskars Beinen im Schlamm. Und freudiges Juchzen...




Der Stadtspaziergang verschiebt sich um die Dauer von Oskars Bad im Putzeimer. Dann, wieder sauber und zivilisiert, fahren wir wieder zurück in die Stadt. Und die nächste Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten: Der Raddampfer fährt nur wochenends, ist ja noch Nebensaison. Schade. Aber Whanganui hat ja noch etwas zu bieten: Einen Aufzug durch die Erde hinauf auf einen Hügel, den Durie Hill. Wunderbar! Ich mag Aufzüge nicht wirklich, doch dieser hier ist so schön schrullig, dass ich jeden Anflug von Klaustrophobie vergesse. Erstmal muss man einen langen, langen Tunnel entlang laufen. Dann klingeln, sollte der Aufzug nicht da sein. Denn der Lift hat einen Fahrer, genauer, heute eine Fahrerin. Drinnen: Vergilbter Teppich mit braunen Blumen, eine ähnliche Tapete, und es rumpelt und rüttelt beim Hinauffahren, dass Oskar ganz große Augen kriegt. Oben angekommen, erklimmen wir noch den Aussichtsturm. Träge schiebt sich der braune Wanganui-River durch die Stadt, etwas weiter entfernt mündet er in die Tasmanische See. Irgendwo nördlich von uns muss der Mount Taranaki stehen, irgendwo weiter drüben auch die Vulkane des Tongariro Parks, aber davor hat der liebe Gott die Wolken gesetzt. Die verfolgen uns schon wieder! Und als wir wieder unten auf der Brücke sind, haben sie uns eingeholt. Plitsch platsch, wir schaffen es nicht mehr trocken zum Auto. Diesmal fahre ich. Und muss aufpassen, nicht zu blinken, wenn ich den Scheibenwischer betätige...

Der Tunnel zum Aufzug

Oben! Einen interessiert das allerdings wenig ;-)

Den Rest des Nachmittags verbringen wir also im Aufenthaltsraum des Camps. Oskar mopst Sandalen ahnungsloser Touristen und wir blättern im Reiseführer, bis eine lärmende Schulklasse einfällt. Die Jungs entpuppen sich aber als recht umgänglich und babyfreundlich. Wir sind immer wieder erstaunt, dass die hiesige "Jugend" doch recht wohlerzogen ist, uns kommen sie oft viel braver vor als daheim. Abends schauen wir noch ein bisschen dem Science-Fiction-Film zu, den die Jungs gucken dürfen. Recht bald aber gesellen auch wir uns zu unserer Walze draußen im Camper. Und machen eine böse Entdeckung: Es regnet wieder rein! Mit Taschenlampe, Servietten und Tape bewaffnet, versuche ich (Haimon hielt es eh für Quatsch), die Lüftung abzudichten, durch die es wieder tropft. Diesmal war sie aber zu! Trotzdem findet das Wasser, das es während der Fahrt hineingedrückt hat, seinen Weg zu uns. Von oben kommen wir nicht ran, vergeblich versuchen wir, eine Schüssel aufs Camperdach zu schmeißen. Muss lustig ausgesehen haben. Oskar wälzt sich ein paar Mal hin und her. Pscht! Leise! Also lassen wir's und hoffen. Dass es nicht viel mehr regnet in der Nacht...

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