Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Dienstag, 1. April 2014

Paradies im Norden

Tausend Sterne. Millionen. Milliarden. Wir sitzen auf unseren baufälligen Campingstühlen und starren die unzähligen Pünktchen über uns an, total unordentlich für unser europäisches Auge, doch das ist egal. Die Milchstraße, der Mond, ein paar Wolkenfetzen, untermalt von Meeresrauschen. Wären wir nicht so müde, würden wir noch länger so dasitzen. Wunderschön!

Der nächste Morgen beginnt, wie der Tag zuvor geendet ist: sonnig. Und mit schwarz-blauem, hühnchenähnlichen Federvieh mit kräftigen roten Schnäbeln und wuschligen schwarzen Küken, die über die Wiesen flitzen. Pukekos! Leider zu schnell für den krabbelnden Oskar. Vögel jagen scheint dem nämlich Spaß zu machen. Gut für uns, denn so schläft er ganz friedlich seinen Vormittagsschlaf im abgedeckten Buggy, während wir endlich mal richtig baden. In die Wellen springen. Untertauchen. Treiben lassen. Bald trollt sich auch die Schulklasse, die früh am Vormittag eingefallen ist und nach einem ordentlichen Barbecue am Strand herumgetollt ist. Wir sind wieder allein, braten in der Sonne, improvisieren einen Sonnenschutz für Oskar, der wenig später vergnügt buddelt, Sand probiert und im Wasser patscht. Wir graben zu seiner Begeisterung zwei Golfbälle aus, die noch heute durch unsere Wohnung kullern.

Pukeko

Unser Platz - viel Platz!

So, Hose aus, gehen wir baden?

Schulbesuch kann auch so aussehen!





Ginge es nach Oskar, er wär noch länger geblieben. Doch Haimon hat Hummeln, will weiter, einkaufen. An dieser Unruhe merkt man, dass wir noch nicht lange unterwegs sind, denken, die Vorräte könnten nicht reichen etc. Schweren Herzens werfen wir den Umschlag mit dem Übernachtungsgeld am Campingbüro ein und fahren wieder. Wochen später noch wird Haimon von diesem Platz schwärmen. Und bedauern, dass wir nicht noch geblieben sind. Denn unseren ursprünglichen Plan, bis ganz in den Norden ans Cape Reinga zu fahren, haben wir eh aufgegeben, zu weit, zu viel Gehetze. Wir wollen Oskar nicht so lange Fahrten zumuten. Also zuckeln wir los, wollen in Kaitaia unsere Gasflasche auffüllen lassen, weil wir befürchten, sie sei halbleer. Nix, sie ist fast voll, sagt der Tankwart. Muss also unser Herd sein, der rumzickt. Hm, egal, das Rinderfilet wandert trotzdem in den Einkaufswagen. Und ein guter Weißwein. Den habe ich entdeckt. Dumm nur, dass wir nur große Trinkgläser haben und Haimon die immer voll füllt, egal, ob mit Wasser oder Wein :-)

Wenn wir viel und teuer einkaufen, machen wir bei der Übernachtung Abstriche. Zumindest preislich. Unser nächster Platz kostet nix und ist trotzdem legal. Nicht weit von Kaitaia liegt das Raetea North Side Campside. Direkt an einem Fluss, in dem man wunderbar baden kann, ohne gleich zu erfrieren. Und mit einem tollen, sauberen Bio-Plumpsklo. Und einem Pfad durch baumhohe Farne hindurch. Herrlich. Wären da nicht die kleinen schwarzen Biester, die Sand flies. Hier machen wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit den Blutsaugern. Besonders Haimon leidet, ihn beißen sie vor allem in die Füße, umschwirren ihn und belästigen ihn beim abendlichen Bier. In unserer Nähe campt ein Einzelgänger, dick eingemummelt mit Mütze. Jetzt wissen wir warum. Wir kramen unser Off!Spray raus, besprühen damit auch das Fliegengitter an den Camperfenstern, denn dort tummeln sich die Viecher auch. Bevor Oskar schlafen geht, gehen wir erstmal auf die Jagd. Am nächsten Morgen hat er trotzdem ein paar Bisse im Gesicht. Zum Glück stört es ihn nicht. Wir dagegen kratzen und scharren und kratzen und scharren...

Sand fly Camping ;-)


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