Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Sonntag, 6. April 2014

Rülpsende Erde, faule Eier und buntes Wasser

Schon von Weitem sehen wir, was da noch auf uns zukommt. Kegelförmige Hügel, ja Berge, aus den Ebenen steigt weißer Rauch hoch, kein Nebel, auch wenn man das meinen könnte, denn Regen und Dunst sind auch heute wieder unsere Begleiter. Was da so aus der Erde kommt, ist heißer Dampf. Wir fahren mitten durch ein Gebiet, in dem die Erde ihr Innerstes nach außen kehrt, zumindest riecht das teilweise so. Nach Pups, faulen Eiern und Schlimmerem. Aber wir finden's Klasse. Nach einer guten Stunde Fahrt sind wir im Zentrum des Geschehens angekommen: Rotorua. Rund um die Stadt sind Thermalquellen, Geysire, dampfende Fumerolen und blubbernde Schlammtümpel verteilt. Wir wollen uns das genauer anschauen und machen Halt im Whakarewarewa Village. Ein Maori-Dorf, das praktisch in einen überdimensionalen Kochtopf der Erde gebaut wurde. Statt blühender Vorgärten hat hier jeder sein Schwefelquellchen vor der Tür. Tote werden hier nicht vergraben, sondern über der Erde einbetoniert. Und das öffentliche Bad braucht keiner heizen, das ist von Natur aus heiß. Und unweit der Badestellen spucken Geysire. Dass es heute auch noch regnet, Nebelschwaden sich mit Dampfwolken mischen, tut dem beeindruckenden Schauspiel keinen Abbruch, im Gegenteil.







Ein bisschen Kultur muss natürlich auch sein. Und so sitzen wir punkt elf tatsächlich in einer Maori-Aufführung und staunen nicht schlecht über augenrollende, Zunge rausstreckende, aufstampfende Sänger und Tänzer, Oskar flirtet derweil mit einem älteren, deutschen Mädchen und schließt Freundschaft mit ihr. Bis beide erstarren und ehrfurchtsvoll Richtung Bühne gucken, wo die Maori-Gruppe gerade einen Haka, einen Kriegstanz, aufführt. Ui. Später lassen wir uns noch mit den Künstlern fotografieren, Oskar immer noch fasziniert. Und seit diesem Tag beglückte er uns hin und wieder damit, auf Maori-Art die Zunge rauszustrecken :-)







Zu Mittag stärken wir uns dann mit Maiskolben, die im Wasser draußen gekocht wurden und einer Art Strudel aus einem Hangi, einem Erdofen. War lecker. Hat nicht nach faulen Eiern geschmeckt!

Auch wenn der Regen mittlerweile nachgelassen hatte, wir bleiben nicht in Rotorua. Wir nutzen den Nachmittag eher, weiter raus zu fahren und uns den größten Thermalpark anzugucken: das Wai-O-Tapu Geothermal Wonderland. Bevor man in den Park kommt, für den man zahlen muss, lohnt es sich, am Schlammtümpel vorbeizuschauen. Hier rülpst die Erde ständig grauen Schlamm hoch, der schöne Kreise zieht. Und es stinkt ausnahmsweise mal nicht so.



Im Wonderland ist ein Wunder am nächsten. In unterschiedlichen Farben, die von den Metallen und Mineralien des Bodens kommen, leuchten die Wasser hier, die Attraktionen tragen Namen wie "Champagne Pool", weil das kupfer- bis grünfarbene Wasser hier ganz feinperlig blubbert, oder "Devils Home", weil es einem Felsschlund nicht nur Gestank und Rauch emporsteigt, sondern es auch noch giftig gelb-grün schillert. Nebelschwaden, die unbarmherzig riechen und einen warmen, feuchten Film auf der Haut hinterlassen, hüllen uns ein, wie wir über Holzwege gehen, um uns nicht die Schuhe anzusengen. Ein Fehltritt hier könnte solche und schlimmere Folgen haben. Oskar in der Manduca lässt das alles kalt. Er schläft ein bisschen, guckt und wundert sich, dass etwas mal mehr stinkt als sein Morgenschiss. Und bedauert vielleicht die Baden-Verboten-Schilder und das 100-Grad-Warnschild. Wir wandern den längsten der ausgezeichneten Rundwanderwege ab, treffen unterwegs andere Deutsche, die wir schon am Hot Water Beach kennen gelernt hatten. Merkmal der Kleinen: unzählige Mückenstiche. Im Gesicht, wohlgemerkt. Oskar hat da noch Glück. Ihn verschonen die Mücken meist.








Im Souvenirshop machen wir Halt und Rast, hier bekommt Oskar seinen Plüschkiwi, hier entdecken wir anhand dieses Viechs, dass wir tatsächlich auch den Ruf des flügellahmen Nationaltieres gehört haben. Wozu Spielzeug nützlich sein kann... Wo wir die Nacht verbringen, wissen wir aber immer noch nicht. Erstmal weiterfahren. Ich will nach Orakei Korako, eine weitere Thermalstätte, hatte uns ein Freund empfohlen. Der Weg dorthin ist mal wieder paradiesisch. Saftig grüne Weiden, sanfte Hügel, am Horizont Berge.



Doch als wir ankommen am Fluss, über den man muss, um ins Thermalgebiet zu kommen, dann die Enttäuschung. Man darf zwar hier übernachten, doch der Parkplatz ist rau und schottrig und die Toiletten haben zu. Och nö. Haimon will partout nicht hier bleiben und unser portables Klo mal ausprobieren. Auch wenn's kostenlos wäre. Nein, er bleibt hart und wir fahren wieder. Oskar versteht die Welt nicht mehr. Sein Protest hält an, bis wir wieder anhalten. Nach einer Dreiviertelstunde sind wir nahe Taupo. Haimons Handy-App hat hier einen Campingplatz vorgeschlagen. Und der entpuppt sich als Knaller. Ein schrulliger Besitzer, der sich nebenher seine eigene Farm gebaut hat, vom Pferd, Hühnchen, Pfau, Karnickel übers Lama und das Wollschwein gibt es hier alles, sogar einen "Thermal Walk", der hinter dem Haus losgeht. Und einen Regenbogen gratis obendrauf. Dass er uns dann auch noch veralbert, in dem er uns einen Umschlag mit "Riesenspinneneiern aus Peru" hinhält und dann ein Gummi mit einer Feder aufschnappt und uns wahnsinnig erschrickt, das macht die Sache rund. Hier bleiben wir! Oskar übrigens ist ganz zahm hinsichtlich der frei laufenden Enten, Hühner und Küken. Keines wird gejagt. Zu tief sitzt noch der Schreck aus Coromandel...

Was will man mehr?!

Auch wenn's verlockend ist...nein, das Küken wird nicht gejagt!

Gute Nacht, Freunde!

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