Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Sonntag, 6. April 2014

Von Fels-Kathedralen und heißen Stränden

Plopp, plopp, plopp. Es regnet im Paradies. Das erste Mal. Dass es bei Weitem nicht das letzte Mal sein sollte, wissen wir noch nicht und freuen uns, als es die Sonne doch wieder schafft, gegen die Wolken zu gewinnen. Und vielleicht sieht es auf der anderen Seite der Hügel ja sowieso besser aus. Denn wir wollen weiter, zu dem Touristenmagneten schlechthin hier auf der Halbinsel: die Cathedral Cove und der Hot Water Beach. Kühne Felsen und heißes Wasser. Wir sind gespannt und rüsten uns im kleinen Supermarkt erstmal mit Wasser und Oskars heiß geliebtem Nachtisch: Peach Mango Sunset und Banana Bliss. Von der teuersten Marke natürlich, Only Organic. Doch die ist die einzige, die wirklich mal schmeckt. Und tatsächlich nur Früchte enthält. Für uns kaufen wir im Fischladen an der Hauptstraße noch lecker geräucherte Fische. Unbedingt empfehlenswert, da hatte unser Loose-Reiseführer (mal wieder) Recht.

Als wir oben auf dem Hügel ankommen, bietet sich ein seltsames Bild. Hinter uns unten im Tal Coromandel Town, das Meer. Vor uns eine weiße Wand. Der Nebel versperrt jegliche Sicht. Von wegen, auf der anderen Seite sieht's besser aus! Am Aussichtspunkt treffen wir auf einen Neuseeländer, der ein paar Brocken Deutsch kann, länger in der Bundesrepublik gelebt hat und nun in Australien arbeitet. Brain drain, die Abwanderung kluger Köpfe, macht den Kiwis zu schaffen. Allerdings, so habe ich neulich in  der "Gebrauchsanweisung für Neuseeland" gelesen, nehmen die Neuseeländer selbst das mit bissig-intelligentem Humor. Auf den Brain drain angesprochen, soll der ehemalige Premier Muldoon gesagt haben, dass jeder Kiwi, der nach Australien emigriere, den durchschnittlichen IQ beider Länder erhöhe :-)





Wir wagen uns wohl oder übel in die Suppe vor uns, bleibt ja nix anderes übrig. Oskar jammert. Ihm gefallen die vielen Serpentinen nicht. Immer wieder rollt sein Köpfchen von links nach recht und zurück, er findet keine rechte Schlafposition. Also muss ich ihn irgendwie halten. Das geht mir aber auf den Rücken. Ist aber die einzige Lösung. Und so fahren wir dahin, links von uns komplett abgeholzte Fichtenwälder, wie mit dem Rasierer drübergefahren. Das öffnet der Erosion natürlich Tür und Tor, vereinzelt sieht man abgegangene Schlammlawinen. Hm. Wo die Wälder nicht geschützt sind, keine Nationalparks sind, da sieht man solch extreme Forstwirtschaft. Immer wieder, ganze Hügelketten sind übersät mit Stoppeln, die mal große Fichten waren. Auf den nächsten stehen wieder dicht an dicht neue kleine Bäumchen. Hm...

Als Oskar wieder aus seinem Vormittagsschlaf erwacht, sind wir bereits auf der anderen Seite, die Landschaft sieht aus wie im Auenland. Oskar brummt und prustet mit,versucht wieder mit dem Fuß zu schalten und freut sich über jeden vorbeiziehenden Lkw. Und die Sonne hat sich auch wieder hervorgekämpft, pünktlich zu unserer Ankunft auf dem Parkplatz nahe der Cathedral Cove. Vor uns wieder ein unbeschreibliches Panorama. Autos an Autos. Dicke Touristen in zu kurzen Shorts und Shirts und mit krebsroter Haut. Aber dann - Steilküste, tiefblaues Meer und Inseln wie in Thailands Süden. Schon wieder ein Bilderbuch!





Wir reihen uns ein in die Ameisenstraße hinab zur Cathedral Cove. So viel landschaftliche Schönheit bleibt halt nicht lang allein. Vorbei scheinen die Tage an einsamen Stränden. Stattdessen Rentnergruppen, Familienausflügler, Jugendcliquen. Auch die drohenden Regenwolken am Horizont halten keinen davon ab, die halbe Stunde zur Kathedralen-Bucht zu laufen. Dort angekommen, will ich beinahe gleich wieder weg. Ein - zugegeben schöner - Strand, aber voll, zu Wasser wie zu Land. Hm...oder, was wahrscheinlicher ist, ich bin schon zu verwöhnt... Es ist grad Ebbe, da haben wir die Chance, auch durch den Felsendurchgang, die Kathedrale, zu gehen, Oskar zappelt ganz aufgeregt, Wasser, Wasser, Wasser! Sand! Sand!!! Wir finden noch ein freies Plätzchen, lassen den Kleinen kurz planschen und buddeln und starren auf die von Wind und Wasser geschliffenen Kalkfelsen vor uns im Meer. Postkarte! In der Nähe ergießt sich sogar ein kleiner Wasserfall Küstenfelsen hinab. Kitsch! Hachja... doch ganz nett hier!


Ja, für unsere Verhältnisse ist es hier VOLL! Jammern auf hohem Niveau ;-)






Auch unser nächstes Ziel am Nachmittag wird von vielen Menschen besucht. Der Hot Water Beach. An einer nur kleinen Stelle des Strandes kommt eine Süßwasserader an die Oberfläche, heiß. Bei Ebbe kann man buddeln, sich einen Pool schaffen und sich darin aalen - vorausgesetzt, ein bisschen kühles Meerwasser kommt auch dazu, denn das Süßwasser allein kann höllisch heiß sein. Wir freuen uns schon auf die Matscherei und checken bereitwillig auf dem neuen Top Ten Campingplatz ein, der mal wieder aufs Budget schlägt, dafür aber ein tolles Familienbadezimmer hat. Oskar hat ne richtige Wanne zum Planschen. Fein! Wir baden ihn nämlich ab und an in unserem Putzeimer. Er ist ja noch so klein, dass er reinpasst. Besser als nix! Das Bad im heißen Wasser am Strand verschläft er aber im Buggy. Und so haben Mama und Papa genug Zeit und Muße, mit gefühlt hundert anderen rumzubuddeln, sich die Füße fast zu verbrennen, dann wieder im lauwarmen Wasser zu frösteln. Schließlich erbarmt sich eine Gruppe junger Deutscher und überlässt uns ihren wunderbar warmen Pool, als sie gehen. Aaaaah. Entspannung für den gequälten Autofahrrücken. Am Abend holen uns dann die Regenwolken wieder ein. Grad noch so können wir unseren guten neuseeländischen Wein retten, nicht restlos verdünnt zu werden. Neben dem schnarchenden Oskar machen wir es uns noch kurz bequem. Plopp, plopp, plopp macht der Regen. Gemütlich hier drin. Bisschen wie im Zelt. Nur doch etwas komfortabler.

Top Ten Hot Water Beach. Netter Platz!

Auf der Suche nach heißem Wasser


Kurz bevor es zu heiß wurde...

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