Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Samstag, 27. November 2010

Lichterfest und knappe Roeckchen

Am vergangenen Wochenende stand in Thailand das Loy Kratong Fest an, eine Art Lichterfest. Kleine, manchmal aber auch sehr grosse, oft selbst bebastelte Boetchen aus Bananenblaettern, reich verziert mit Bluemchen, werden abends ins Wasser gesetzt, mit ein paar Kerzen drauf, ein paar Bitten und Wuensche gehen mit den Weg, manche den Mekong hinunter, manche schwimmen auch nur ein paar Meter auf dem Dorfteich, bevor sie sich hoffnungslos ein paar Meter weiter geballt am Ufer wiederfinden. Schoen ist es allemal..

Bevor ich selbst einen derartigen Kratong gebastelt habe, war ich ein paar Tage in Nongkhai, schliesslich war Freitag schulfrei. Mit dem Rad hab ich endlich den wunderschoenen Waldtempel Wat Noen Prah Nao gefunden. Unterwegs habe ich jedoch Tier Nummer vier mit dem Rad erlegt. Eine ca 25cm lange Echse, die sich grad dran gemacht hat, den Highway zu ueberqueren. Ich denke noch so, nein, was machste denn da, du dummes Viech, als das Reptil kehrt machte und zum Strassenrand zurueckkrabbelte. Nur da kam ich ja angerauscht, einen Tuktukfahrer und ein Moped schon auf den Fersen. Zack, das war's mit der Echse. Ohweh. Ich hoffe, das war's nun auch mit totgefahrenen Tieren fuer mich... Diese Geschichte habe ich wenig spaeter gleich einem der Moenche erzaehlt, der neugierig zu mir kam, als ich am Mekongufer verschnauft habe von diesem Schreck. Vielleicht hat mir das ja ein bisschen Absolution erteilt...





Sonntagmorgen hatte ich wieder die Fahrt nach Thabo vor mir. Und die Erinnerung an den letzten Versuch, die Fahrt mit der alten Frau, noch recht lebhaft in Erinnerung. Doch diesmal lief alles glatt, kaum aus dem Tuktuk raus, schon im sammeltaxi, ich konnte sogar das Ziel auf Thai lesen und war einen Moment lang furchtbar stolz. Spaetestens aber dann, als ich mit Mae und Tiu im Auto sass und mir ihre Fragen mehrmals anhoeren musste und trotzdem nur ein paar Brocken verstand, war der Stolz schon wieder recht klein. Doch ich habe immerhin eine Strategie. Ich lege mir vorher ein bisschen zurecht, was ich auf jeden Fall erzaehle will und erzaehle das dann einfach, in der Hoffnung, dass dies die Frage beantwortet :-) Meist ruft es aber weitere Fragen hervor :-) Noch im Auto rief dann der Schuldirektor an, den wir wenig spaeter in seinem Heimatdorf auch noch persoenlich trafen. Er hatte uns einen Tisch fuers abendliche Loy Kratong Fest reserviert. Prima. Nun fehlte nur noch der Kratong. Uebermuetig meinte ich, nein, natuerlich kauf ich keinen, den mach ich selbst! Wenig spaeter sass ich auf der Terasse der Nachbarin, die kein Wort Englisch kann und muehte mich nach Kraeften, die widerspenstigen Bananenblaetter zu falten und mit kleinen Naegeln auf der Bananenstammscheibe zu befestigen. Klar, ich hatte grad mal das erste Blatt fertig, dass er an Kindergartenbastelei erinnerte denn an ein Kratongbestandteil, laechelte die Nachbarin uebers ganze Gesicht und rief "aaaah, suay, suay maaaaaak!" (Oh wie huebsch, sehr huebsch!), waehrend ihr Enkel etwas ehrlich drein guckte und etwas haemisch grinste, als ich das naechste Blatt in Angriff nahm. Aber ich habs geschafft und Dank der Bluemchen, die die unsaubere Falterei verdeckten, sah der Kratong auch noch ganz passabel aus :-)


mein Werk... noch ohne Bluemchen

So sehen sauber gearbeitet Kratongs aus :-)

Am Abend ging es dann ins Nachbardorf, wo schon jede Menge Leute an den Ufertreppen des Dorfteiches standen. Auf dem Wasser schwammen schon einige Kratongs. Es hatte irgendwie etwas von Weihnachten, mit all den Kerzen, dem Geruch nach Wachs und Raeucherstaebchen. Wan, die Schulkoechin, hatte mir noch einen Kratong gebastelt. Also schickte ich zwei auf die Reise, mit den besten Wuenschen fuer Freunde und Familie, ein paar Wellen noch hinterher, damit die Reise nicht im nahen Schilf, sondern irgendwo auf dem See endet. Nach diesem eher besinnlichen Teil folgte Sanug, der Spass. Der war auf der grossen Buehne schon in vollem Gange. Spaerlich bekleidete Maedels kreisten mit den Hueften, waehrend diejenige mit den hoechsten Absaetzen und der besten Figur ein Lied traellerte ueber Ananas und Mangos, fragt mich nicht, ob das nun auch noch doppeldeutig war. Angesichts der ansonsten meist recht zuechtig gekleideten Thais sind diese Buehnenmaedels mir immer noch ein Raetsel, lustig sind sie aber allemal. Ebenso Unterhaltunsgpotenzial haben die Schoenheitswettbewerbe. Ein Maedel nach dem anderen, diesmal aber in traditionellen, langen Kleidern, schreitet dabei ueber die Buehne, auf die sie kurz vorher gehievt werden mussten, weil der Rock zu eng ist und die Schuhe zu hoch. Dann machen sie hier einen Knicks und da einen, manche gehen dafuer auch richtig in die Knie. Weiss gepudert sind sie eh alle, was in meinen westlichen Augen eine Schande ist bei der schoenen bronzefarbenen Haut hier. Denn wirklich weiss werden die Maedels nicht, eher grau... Alle tragen sie zudem fein auftoupierte Hochsteckfrisuren. Die Thais begucken sich die Schoenheiten allerdings offensichtlich nur halb, denn neben Schoenheit gibt es ja noch etwas Wichtiges - Essen. Zahlreiche Fressstaende sorgen dafuer, dass keiner hungrig bleibt. Ich konnte mal wieder gar nicht so schnell gucken, wie bratwurstaehnliche Baellchen, scharfer Fisch- und natuerlich Papayasalat, Chips und Suessigkeiten auf meinem Teller landeten. Mae war mal wieder in ihrem Element ;-) Und ja, ich habe zugenommen :-)


Kratongs sind manchmal auch wahre Kunstwerke...


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