Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Donnerstag, 11. November 2010

Familien-Sonntagsausflug

Am Sonntagmorgen stand ich puenktlich kurz nach halb neun an der Strasse, um auf das Songteaw, das Sammeltaxi zu warten, dass mich nach Thabo bringen sollte. Dort wuerde ich halb zehn meine Gastfamilie treffen und gemeinsam mit ihr einen Ausflug machen. Wohin, habe ich nach wenigen Sekunden jedesmal wieder vergessen, der Name wollte nicht ins Spatzenhirn. Ich wartete also. Nach ein paar Minuten naeherte sich eine aeltere Frau mit lustigem Huetchen und ebenso lustigen Lachfalten. Sie fragte, ob ich nach Thabo wolle. ich nickte eifrig und stolz, es verstanden zu haben. Daraufhin hakte sie sich unter und dirigierte mich energisch weg vom Wartepunkt. Sie sagte noch, es fahre wohl kein Bus, was ich auch glaubte zu wissen. Was sie dann sagte, und das war viel, weiss ich nicht, ich habe kein Wort mehr verstanden. Ehe ich michs versah, landete ich mit ihr in einem Tuktuk. Sie wolle auch nach Thabo, das war das erste, was ich nach einer gefuehlten Ewigkeit verstand. Mittlerweile schwitzte ich trotz Fahrtwind. Ein Tuktuk faehrt nunmal nicht bis Thabo, also wo will sie mit mir hin?

An der thai-laotischen Bruecke setzte uns die Tuktukfahrerin ab. Seelenruhig kletterte die alte Frau mit mir aus dem Gefaehrt und fing erstmal ein Schwaetzchen mit der am Strassenrand stehenden Gemueseverkaeuferin an. Es ging dabei offenbar auch um mich, hoerte ich doch oefter das Wort "farang", was Westler bedeutet. Und ein Gekicher nach dem anderen, waehrend ich mit den Augenlidern klimperte und auf die Uhr schielte. ich wuerde es nie bis halb zehn schaffen... ob ichs ueberhaupt schaffen wuerde, wusste ich auch nicht, denn ploetzlich schaltete sich ein aelterer Herr ein, der nur gross guckte, als ich sagte, wo ich hin will. Und dann ging es hin und her, so schnell, dass ich mit meinem Woerterbuch nicht mehr hinterher kam. Ich verstand immer nur "es faehrt ein Bus", "nein, es faehrt kein Bus", doch, nein, doch... Nun war ich in Thailand das erste Mal drauf und dran die Fassung zu verlieren. Und da kam er ploetzlich, nach mehr als einer Stunde Wartezeit. Der kleine gelbe Bus. Froehlich stand die alte Frau auf, hakte sich wieder unter und ab ging es...




 Ich hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen, als ich in Thabo ankam. Meine Gastfamilie und die Nachbarn, die sich mit angekuendigt hatten, muessten doch schon sauer sein, dass ich eine Stunde zu spaet komme... oh nein, zumindest zeigen es Thais ja eh nicht, aber sie sahen auch ganz gluecklich aus, wie sie so im Schatten der Baeume an einem Parkplatz auf ihren Plaste-Picknickdecken sassen und an frittierten Bananen und Reisscheibchen knabberten. Mit einem grossen Hallo wurde mir Platz gemacht, ich muesste doch hungrig sein, in eine Hand gabs die Bananen, in die andere den Eiskaffee. Noi war auch dabei, eine andere Lehrerin mit ihrem 19jaehrigen Sohn, den ich Freitag schon kennengelernt hatte, auch, die Kinder meiner Gastschwester ebenso. Alle mit einem Auto. Hinten auf der Ladeflaeche. Dort stapelten sich zusaetzlich noch jede Menge Koestlichkeiten. Fuers Mittagessen. Unterwegs sassen wir zwischenzeitlich zu zehnt auf der Ladeflaeche des Pickups, weil wir noch eine Nonne und ihre Begleitung mitgenommen haben. Ich versuchte, auf dem Rand zu sitzen, was erst einen allgemeinen Aufschrei zur Folge hatte. Erst, als die Nonne, der kleine und der grosse Sohn mich irgendwie mit an den Beinen festhielten, durfte ich oben sitzen bleiben :-)

Nachdem wir kurz einen Tempel besucht hatten, ging es zu einem Wasserfall. Ich wollte nicht glauben, dass es auf einem ebenen Land wie hier einen Wasserfall gibt. Doch je weiter man gen Nordwesten faehrt, desto huegeliger wird es, erinnert alles schon an den Norden Thailands, wo es um Chiang Mai herum wirklich Berge gibt. Und es wird kuehler, etwas Nebel liegt auf dem Mekong. Die Baeume werden hoeher, Waelder dichter. Mit sack und Pack kommen wir an an einem kleinen Fluesschen, dass zwischen grossen Steinen dahinplaetschert. Auf manchen Steinen sitzen schom Thais und, natuerlich, essen. Wir breiten unsere Decken aus, das Essen wird angerichtet, waehrend Noi, die noch mehr plappert als der Wasserfall und lacht wie nie, mich von Stein zu Stein schleppt und Fotos von mir macht. Das Essen ist wie immer koestlich, vom geroesteten Fisch bis zu den in Bananenblaetter eingewickelten Suessigkeiten. Nach dem Essen wird wieder zusammengepackt, auf gehts wieder, diesmal in einem Affenzahn, der die Schlagloecher nicht unbedingt angenehm macht und auch das letzte bisschen Frisur dahinwehen laesst. Wir fahren in einen Tempel, den Wat Hin Mak Peng, direkt am Mekong, an grossen Felsen, mit einem wunderschoenen, saftig-gruenen Garten, durch den ein Tierchen a la Eichhoernchen-Waschbaer-Kreuzung huscht und sich an Stromleitungen entlanghangelt. Moenche in orangenen Gewaendern fegen den Hof und die Strasse, Zikaden singen, es ist wunderbar friedlich...








Auf dem Heimweg geht es noch in einem Weberdoerfchen vorbei, wo wir unvermittelt in eine Kuhherde geraten. Es war wohl ein schoenes Bild: ich starre die behaebig an mir vorbeitrottenden Tiere an, die Kuhhirtin starrt mich an :-)

Es ist schon dunkel, also spaeter als 18 Uhr, als wir nachhause zurueckkommen. Die Kinder gucken schon muede. Ich versuche noch, die Knoten aus den Haaren zu bekommen, die der Wind hineingebracht hat. Und dann, natuerlich erst nach einem guten, gemeinsam mit allen eingenommenen Abendmahl, gehts ins Bett... Was fuer ein schoener Sonntag!
meine Kinder, die kleinen Nervensaegen ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen