Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Donnerstag, 25. August 2011

5. Tag Hotel Bergland, Nufels - Verpeilhütte

... oder: Auch wir brauchen mal ne Abkürzung!



Der Abend ließ es befürchten, der Morgen machte es klar: Es wird nix mit dem Höhenweg. Die Wolken waberten durchs Tal, dass wir sie hätten greifen können von unserem Balkon aus. Feiner Regen überzog immer wieder die Wiesen. Nix mit Sandalen. heute müssen die Bergschuhe wieder ran. Aber das auf einem ausgesetzten Höhenweg mit Kraxel-Einlagen, inklusive mindestens zweistündigem Hochmarsch auf der Straße? Nö. Dann lieber noch nen Kaffee und ein Extra-Brötchen vom großen Frühstücksbuffet. Und den Talweg eingeplant, von dem nach kurzer Zeit ein direkter Weg hinauf zur Verpeilhütte abgehen sollte. Vorher aber nochmal ins Bett, hat man ja nicht alle Tage, dass das Nest noch nach 8 Uhr bereitsteht. Erst gegen 11 Uhr waren wir so weit motiviert, die Füße so gut verarztet, die Regenkleidung so angepasst, dass wir losmarschieren konnten. Der Dritte, Jörg, wollte sich noch etwas Zeit lassen. Schlauer Mann. Während wir noch etwas nass wurden, ist er schon im Trocknen losgelaufen. Wir entledigten uns der Regenkleidung aber auch recht schnell wieder, sonst wären wir darunter genauso pitschnass geworden. Denn dank der Luftfeuchte rann uns der Schweiß nur so herab...

Netter Zeitvertreib am Wegesrand



Blick hinüber zum Madatschkopf und Madatschtürmen, irgendwo dazwischen geht der morgige Weg entlang...
Nach nicht ganz drei Stunden waren wir auch schon da. Vor uns lag die Verpeilhütte auf 2.025 Metern, eingebettet in einen Kessel, der begrenzt wird von hohen Felsen und Bergen wie dem Schwabenkopf (3.379m) und den Ausläufern der Verpeilspitze (3.425m). Ein rüstiger Rentner stand gerade in der Hüttentür und seine ersten Worte zauberten mir ein Lächeln ins Gesicht. "Nu, da gommt ma rein, ich geh jetze guggen, ob mein Audo noch steht." Breitestes Sächsisch im Hochgebirge. Herrlich. Siegfried kommt so gut wie jedes Jahr hierher. Lässt das Auto eine knappe Stunde unterhalb der Alm stehen und kraxelt dann in die Berge. Bis er 75 ist, will er jedes Jahr auf die Verpeilspitze klettern. Er ist jetzt 74. Und dieses Mal allein unterwegs. Respekt. Aber nicht nur das. Siegfried hat ein paar Jahre in meinem Heimatdorf gelebt. Und sein Schulfreund ist der Nachbar meiner Sandkastenfreundin. Die Welt ist klein! Im Gegensatz zu unserem Matratzenlager. Es ist kaum was los auf der Hütte, wir haben richtig viel Platz. Und eine richtig gute Köchin! Backerbsensuppe, Nudeln und Schokopudding geben abends die nötige Energie fürs Skat lernen. Jörg und ich finden's nicht recht logisch, Haimon könnte uns pausenlos über den Tisch ziehen (tut er natürlich nicht :-). Am Nebentisch sitzen Ostfriesen und schlagen vor, auf der nächsten Hütte mit uns um Geld zu spielen. Falls die Wattwürmer es über das Madatschjoch schaffen, einer von ihnen hat nämlich Höhenangst. Bei einem Abstieg durch einen Felskamin rund 20 Meter runter nicht unbedingt schön. Doch diese Sorgen kommen erst morgen...

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