Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Donnerstag, 25. August 2011

4. Tag Galflunalm - Hotel Bergland, Nufels

"Muuuuuuuuuuh!" Haimon musste sich auch immer neue vierbeinige Freunde machen. Kaum eine Weide, auf die er sich nicht stellte und mit den Rindviechern kommunizierte. Die meisten registrierten es nicht mal mit einem Rülpser, sondern käuten weiter träge wieder, die ein oder andere guckte mal neugierig, doch angelockt hatte es bisher keine. Bisher. Auf dem Abstieg von der Galflunalm nach Piller, mal wieder durch Matsch an rutschigen Hängen, hatte Haimon einen kleinen Freund gefunden. Dem Jungbullen gefiel das "Muuuuuh!" so gut, dass er angetrabt kam und Haimon inspizieren wollte. Ich war schon etwas weiter den Hügel runterbalanciert und hatte kein Bedürfnis, mit dem Vieh auf Tuchfühlung zu gehen. Haimon überlegte es sich auch anders und lief weiter. Der kleine Bulle hinterher, Mutti kam auch schon über die Weide. Dann rutschte der Kleine auch noch aus und näherte sich mit Kopf und Hörnchen bedenklich Haimons Hinterteil. Doch der ließ sich nicht beirren und war schwuppdiwupp an mir vorbeigetänzelt. Der Bulle jedoch bremste und stand vor mir. Und fand meine Trekkingstockschlaufen höchst interessant und speichelte sie erstmal schön ein. Nun hatte ich nicht nur Kuh um die Füße, sondern auch an den Händen...



Nachdem wir den anhänglichen Kerl doch losgeworden waren, kürzten wir über Weiden ab hinab ins Tal, um dort recht schnell wieder aufzusteigen gen Aifneralm. Ein wahrer Märchenwald bot sich uns mit teils vermoosten Kiefernstämmen, Pilzen, fast schwarzen Heidelbeeren, hin und wieder Blicken auf grüne Wiesen, krächzenden Tannenhähern in dunklen Baumkronen - und schön viel Wasser, was sich den teils steilen Pfad hinunter seinen Weg suchte, ab und an durch meine Sandale hindurch, was dem Hansaplast und der Kompresse um meine Fersen herum Höchstleistung abverlangte, um nicht gleich wieder abzufallen. Gegen 11 erreichten wir die Alm. Kälbchen kletterten um das Haus herum, die Mutterkühe entspannten derweil nebenan auf der Weide. Und wir am großen Holztisch draußen in der Sonne mit einem großen Glas Buttermilch, hausgemachter Wurst und großer Schinkenspeckplatte.


Die Sonne meinte es an diesem Tag besonders gut. Eine knappe halbe Stunde nach der Almpause rasteten wir gleich wieder auf einer der Wiesen mit schönen Blumen, einem weitem Blick hinunter ins Inntal, rüber zum Kaunertaler Gletscher, hinauf unserem kommenden Wegverlauf folgend, wieder über einen der wunderschönen Panoramawege, der an der Falkaunsalm endet und in einen schwierigeren Höhenweg übergeht, den wir am nächsten Tag in Angriff nehmen wollten. Wollten. Die hereinziehenden Wolken über den hohen Bergen und der Wetterbericht ließen schon ahnen, dass das nicht so einfach werden würde... noch war ja auch das Ziel nicht erreicht, unten im Tal in Nufels, ein 2-Stunden-Abstieg, den wir am nächsten Tag wiedre zurück hinauf gehen müssten. Erstmal stärken mit Apfelstrudel und frischer Milch auf der Falkaunsalm, herzallerliebst serviert von einem süßen jungen Mädel im Dirndl. Dass wir später am Abend einen schicken Kellner hatten, stellte dann auch mich zufrieden ;-)


Hinab ins Tal wurde uns der beschwerlich-langweilige Straßenlauf etwas verkürzt. Ein italienisches Pärchen auf Steinpilzsuche hielt an, als ich gerade eine aufgescheuerte kleine Stelle an meinem Fuß untersuchte und verfrachtete uns kurzerhand ins Auto. Wir hatten die Beiden schon zuvor getroffen, wie sie halb in Badekleidung durch die Lichtungen gehuscht waren. Sie sprach recht gut Deutsch, er fuhr ganz anständig und so sparten wir rund 15 Minuten Weg. Am Hotel erwartete uns der Schlüssel in einem Briefumschlag, die Familie war ausgeflogen. Endlich wieder eine eigene Dusche! Ein großes Bett! Wäsche waschen! Haimons Hemd konnte dank der Salzablagerungen schon fast alleine stehen... Draußen nahten derweil von allen Seiten Gewitter. Wir schafften es gerade noch trockenen Fußes zum Abendessen, wo wir auch wieder einen Bekannten trafen, den wir am Abend vorher auf der Galflunalm kennengelernt hatten. Für die nächsten Tage hatten wir drei also das gleiche Schicksal. Auf uns warteten der Kaunergrat mit seiner höchsten Jochüberquerung auf 3.030 Metern und der Cottbuser Höhenweg, urige Hütten und pfeifende Murmeltiere. Und der einzige regnerische Morgen...

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