Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Samstag, 30. Oktober 2010

Three nights in Bangkok

Ich bin wieder in einer anderen Welt. Das merke ich schon, als ich die ersten Schritte auf thailaendischem Boden tue, auf dem Flughafen. Alles klinisch sauber. Die Rolltreppen mit elektronischer Ansage, dass man das Ende der Treppe erreicht hat. An der Passkontrolle Menschen in schnieken Uniformen statt Soldaten mit Tarnanzuegen und Knarre. Und Luftbefeuchter neben sich, die gleichzeitig vor dem H5N1-Virus schuetzen sollen. Ein Gepaeckband, was nach wenigen Minuten die Gepaeckstuecke liefert. Und eine neue Flughafenbahn, ich bin entzueckt. Und - chinesische Touristen. Sie scheinen mir zu folgen. Einer steht am Ticketschalter hinter mir, hoert, wo ich hin will und schon habe ich wieder einen netten Mitreisenden. Denn er will auch ins gleiche Guesthouse. Das liegt in einer Gasse der Sukhumvit, einer grossen Strasse, an der sich grosse Hotels und Bueros sammeln. Mir ist das Backpackerviertel um die Khao San Road einfach wirklich zu viel, zu laut. Da hab ich lieber ein paar Bordsteinschwalben, die um die Gunst westlicher, aelterer Maenner buhlen. Doch viele sind nicht mehr da. Vor 2 Jahren war der Bordstein voll, jetzt zwar auch, aber mit Klamottenverkaeufern und den unvermeidlichen Fressstaenden, die selbst nachts noch lecker gebratene Spiesse, Salate, Suppen etc (nein, kein Viehzeuch!) verkaufen. Die Maedels stehen noch vereinzelt. Die Touristen sind etwas ausgeblieben und haben sich auch veraendert. Statt Hartmut aus Puhlheim kommen Sergey und Mascha aus Moskau und Mohammed und Aisha aus Dubai. Keine typische Klientel. Und wenn, dann bringen sie ihre eigenen Maedels mit, die dann aber nicht direkt an der Strasse stehen, wie man mir sagte.

Was mich im Hostel dann doch ueberrascht, ist der shared bathroom, also eigentlich ein Bad, dass ich mit anderen teile. Ich hab es aber fuer mich allein. Nur...es ist auf dem Balkon. Der ist zwar mit ein paar bambusvorhaengen etwas geschuetzt, aber um mich herum gibt es hoehere Haeuser. Tja, da bekommt halt die Bedeutung teilen eine etwas andere Note :-)

Nach dem Check-in hat sich mein Chinese seinen Lonely Planet geschnappt und eine Route zu einem Fresstand gesucht, selbst wenn vor unsrem Hostel schon 10 standen, er wollte auf einen anderen Nachtmarkt. Hat mich an den Hollaender erinnert :-) Wir spazierten die Sukhumvit entlang. Kein Autohupen wie in Kathmandu, keiner, der einem in die Hacken faehrt. Letztlich schluepfen wir wieder in die Skytrain, die Hochbahn, denn es tropft schon vom wolkenverhangenen Himmel und beginnt nach 20 Minuten richtig zu schuetten, zu blitzen und zu donnern. Da sitzen wir aber schon auf Plastikstuehlchen in einer Hauseinfahrt und knabbern an scharfem Schweinefleisch und hecheln nach dem ersten Loeffel Sam Tom, sauer-scharfem Papayasalat, in den ich mich reinlegen koennte, so lecker ist er. Zum Nachtisch gibts Mango mit Klebreis und Kokosnusscreme, wir zahlen zusammen kaum 4 Euro fuer alles...



Der Regen hat Thailand in den vergangenen Wochen recht viele Probleme bereitet, der Norden steht jetzt noch unter Wasser, im Nordosten wird es langsam besser, doch die Reisernte duerfte dahin sein. In Bangkok selbst steht das Wasser besonders in den armen Behausungen direkt am Fluss, waehrend die restlichen sowieso hoeher gebaut haben oder eben besser geschuetzt sind durch Sandsaecke und andere Barrieren. Der Chao Praya ist dennoch beschiffbar und somit fahre ich am naechsten Nachmittag fuer ein paar Cent mit dem Busboot den Fluss entlang, ein richtiges Deja-Vu, auch wenn es viele neue Gebauede gibt, Bangkok waechst und waechst.



Zum ersten Mal bin ich hingegen in den grossen Shoppingcentern. Ich habe mir schon fuer die Rueckreise einen besonders grossen Koffer ausgeguckt und weiss, dass ich nochmal ins MBK und auf die ganzen Maerkte zurueckkomme im Dezember. Es ist schlicht der Wahnsinn, was es alles gibt, auch, wie viel Luxus es direkt neben der Armut gibt. Draussen betteln ein paar Kinder, drinnen im Siam Paragon gibt es alle erdenklichen Delikatessen, auch deutsche Schokolade bis hin zum Kartoffelpuerree und Schattenmorellen im Glas. Und Gucci und Co.s neue Kreationen gleich ein Stockwerk weiter. Diesmal echt und keine billige Kopien...diese Gegensaetze sind besonders fuer die Metropole Bangkok aber recht typisch...

Typisch sind natuerlich auch die Massagesalons, die meisten serioes, manche weniger, doch als Frau hab ich damit nix am Hut, also schau ich, wo mir wer die Fuesse kraulen kann fuer eine Stunde. Paradiesisch! Waeren da nur nicht diese kleinen Biester von Moskitos. Ich liege mit geschlossenen Augen da, bekomme grad mit einem frisch duftenden Oel die Fuesse behandelt, als ich doch dieses Surren wahrnehme und bald darauf etwas, was ueber meinen Arm krabbelt. Wenig spaeter sind da 3 Stiche. Und nicht viel spaeter kann ich eine Null dran haengen, denn den Viechern gefaellt offenbar das Massageoel genauso wie mir, muss ne gute Beilage sein, denn ich habe sage und schreibe 21 Stiche in EINEM Fuss. Insgesamt waren es in der 2. Nacht um die 50. Nun spruehe ich mich natuerlich ein, aber hat einer auch dran gedacht, die FussSOHLEN mit einzubeziehen? Nee, ich nicht. Wurde bestraft. Immerhin nur 3 Stiche.

Was mich hingegen umhaut, sind die Titelseiten der Zeitungen an meinem 1. Tag. Auf jeder prangt ein Bild von Krake Paul!!! Die Thais hatten ihn auch ins Herz geschlossen, wie er so schoen orakelt hat bei der WM...die Bangkok Post hat aber die beste Ueberschrift (s. Bild)...


Am letzten Abend treffe ich dann ueberraschend einen ehemaligen Kollegen wieder, der doch noch auf den letzten Druecker meine sms bekommen hat und sich mit Mann und Kind auf den Weg gemacht hat. Die Kleine ist mittlerweile 5 und schnattert munter auf Thai und Englisch, Chinesisch lernt sie dank Schule aus Singapur auch noch. Unglaublich... Der Tisch in Restaurant war zwarn icht ganz derselbe wie vor 2 Jahren, aber das Essen ist immer noch koestlich. So sehr, dass ich in der Nacht keine Lust habe zu schlafen, sondern noch mit 2 deutschen Maedels ein leckeres Changbier trinke und dann 3 Stunden eher entspanne denn schlafe.


4 Uhr gehts auf zum Flughafen. Der Taxifahrer ist muede und ich befuerchte, er legt gleich seinen Kopf aufs Lenkrad. Zumindest lehnt er sich oft vor und verharrt da. Oder er lehnt sich an seine Tuer, den Kopf ans Fenster gelehnt. Und faehrt mit einem Affenzahn den Highway entlang, dass ich jede Bodenwelle im Magen spuere. Mit grossen Augen steige ich heil aus am Flughafen, drueck ihm Trinkgeld in die Hand, damit er hoffentlich gleichmal ne Pause macht, statt den naechsten Passagier auch noch so einen Heidenschreck einzujagen...


Nun bin ich in Nongkhai an der Grenze zu Laos, habe den Mekong schon ins Herz geschlossen, aber auch die Waisenkinder, die ich gestern nach der Ankunft besucht habe. Und wahrscheinlich wird es mir mit den Schulkindern aehnlich gehen, die ich ab Montag fuer 4 Wochen mit einer Lehrerin zusammen in Englisch unterrichte. In einem Dorf bei Nongkhai, wohnen werde ich unter der Woche bei einer Thai-Familie, wochenends bin ich wieder in Nongkhai, so wie ich es verstehe. Bis dahin muss ich wohl noch eine Menge Thai lernen und endlich mal versuchen, auf der Strasse immer links zu fahren mit dem Radl :-)

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