Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Sonntag, 22. Juli 2012

3 nights in Bangkok - Teil IV

Bangkoker Nächte sind lang... Die letzte Nacht in der Stadt der Engel lag vor uns. Herausgeputzt ließen wir uns den Wind um die Nase wehen oben in der Skybar, dem Sirocco auf dem Lebua-Hotel. Es ist schon grandios, wenn man herabschreitet, die breite Treppe hinunter mit Blick auf die erleuchtete Stadt, über die gläserne Bar, wo man Cocktails bekommt, die schon nach einem Glas ordentlich wirken. Mancher stiegen sie in dieser Nacht allerdings arg zu Kopf. Bangkok ist die Stadt der Sünde, Mann und Kind weit weg, das dachten einige und so handelten einige. Die (vermeintlichen) Konkurrentinnen wurden verbal weggebissen, zumindest hinter deren Rücken. Selbst dann, wenn die Gute dafür verantwortlich ist, dass in der QBar dann plötzlich zwei Flaschen Moet & Chandon auf dem Tisch stehen.


Es war vor allem dieses ganze Gehabe teils sehr erwachsener Frauen Ende 40, was mir derart auf den Wecker ging, dass es auch das letzte Cocktail um 4 Uhr morgens nicht vergessen machen konnte. So kam es dann, dass ich kurz vor halb neun völlig vergrätzt nach 2 Stunden Schlaf aus dem Bett taumelte, meinen Zimmergenossen immer noch vermisste und dann losstapfte, schließlich wollte ich doch noch etwas einkaufen. Die Bootsfahrt auf dem Chao Praya brachte wieder etwas Sauerstoff ins Köpfchen, doch sobald der Fahrtwind aufhörte, sich die drückende Schwüle der Stadt wieder ausbreitete, sank meine Laune. Kein Wunder, dass mir in der überfüllten Chinatown die Leute fast schon bereitwillig den Weg frei machten, ich muss übel geguckt haben. Und dann verlaufe ich mich auch noch. Weil ich in den Stadtplan des Hotels gucke und die thailändische Beschriftung der Straßennamen missinterpretiere. Das Schild steht meist im 90-Grad-Winkel zur genannten Straße, verstehe, wer will. Ich will wieder zum Golden Mountain, basta, vielleicht bekomme ich dort wieder einen klaren Kopf und genug Abstand zum Haifischbecken, das wahrscheinlich immer noch halb benommen im Hotel dahindämmert, heute abend aber mit angetackertem falschen Lächeln in den Bus zum Flughafen steigen wird. Schon der Gedanke daran zieht meine Mundwinkel wieder nach unten.

Schließlich erreiche ich den goldenen Tempel wieder und habe alle Mühe, den Anstieg zu meistern, mir rinnt der Schweiß in Bächen hinab, ich stürze meine eiskalte Fanta mit verdammt süß-klebrigen Erdbeergeschmack hinunter, nuckle oben im knappen Schatten - mittlerweile ist es ja auch schon Mittag - an meiner Wasserflasche. Kleine Novizen sprinten hin und her, sie kennen keine durchzechten Nächte, noch... Ich folge fast der Route von Samstag, nehme das schnelle Kanalboot, steige an der schon wieder vertrauten Anlegestelle aus und tapere vor zum großen MBK, einem Shoppingcenter. Und bin immer noch lustlos, obwohl man hier nach Herzenslust allerlei billige Textilien shoppen kann und auch ein paar Mitbringsel finden könnte. Mit 3 Shirts und einer Kinderseife in Elefantenform für die Tochter meiner Freundin gehe ich wieder raus. Normalerweise wollte ich vollbepackt heimfliegen. Immerhin, mein Zimmergenosse hat die Keycard für ihn gefunden und scheint wieder unter den Lebenden, während eine andere Feierwütige nochmals die Fische im Chao Praya füttert...




Gegen halb zehn heißt es Abschied nehmen. Ich bedauere meine Tagesform, doch schuld bin ich selbst daran. Der Flug ist voll, ich sitze statt in der Business diesmal wie sonst auch in der Economy. Die Gestalten der vergangenen Nacht haben mit Make-up die Spuren kaschiert, doch hin und wieder schimmern die durchtanzten Stunden, die ausgetrunkenen Gläser, drückt die Müdigkeit die Lider. Ich kann dem zum Glück nachgeben. Wieder verschlafe ich den Besuch meines Freundes an meinem Platz, was soll's. Bangkoks Nächte sind lang... sie wirken unter Umständen bis in den nächsten Abend hinein...

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