Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Donnerstag, 15. Mai 2014

Neuseeländischer Schuhplattler

Neben wunderschönen Landschaften bleiben von unserer Reise auch manche Geräusche einfach unvergesslich für uns. Da ist dieses Knacken, Knuspern, auf Sächsisch auch schnurpsen genannt, wenn Oskar in eine Waffel namens Baby Mum-mum beißt, die er vorgehalten bekommt und ungehalten ergrabscht, wenn er schon vorm Ziel im Auto quengelig wird. Und dann ist da der Neuseeländische Schuhplattler. Ein ganz spezielles Geräusch gepaart mit Gehopse, das wohl jeder Tourist schonmal produziert hat, kaum dass er die Sandfly-verseuchte Wiese betreten hat. Denn da erheben sie sich, die Biester, besetzen die besten Plätze auf Waden, Oberschenkeln, gnadenlos wird jedes Stückchen freie Haut aufgespürt, zerbissen, man kommt kaum hinterher mit dem Geklatsche auf nackte Beine, Arme, ja, auch Füße. Dass man dabei ziemlich lächerlich aussieht, ist egal. Mindestens die Hälfte der anderen Leute in der Nähe hopsen und klatschen ähnlich verzweifelt herum. Die Steigerung ist dann ein gequältes Jaulen, wenn die Fliegen auch noch Augen und Nasenlöcher heimsuchen. Gibt es nicht? Doch. Wir haben es erlebt. Auf unserem Zwischenstop Richtung Westküste, auf einer wunderschönen Wiese zwischen Bergen nahe der Buller Gorge. Davon gibt es nicht mal Videos. Denn selbst ich fand die Viecher hier übel, obwohl sie mal wieder mehr über Haimon herfielen als über mich...

Die Idylle trügt...

Die Zeit am Farewell Spit war also schon wieder vorbei. Hier oben hatte es mir so richtig gut gefallen. Hier oben war ich angekommen ganz unten am Ende der Welt. Hier oben werde ich mal wieder sein. Und wenn es erst in vielen Jahren ist, um Oskar das zu zeigen, was er nicht erinnern kann und doch erlebt hat. Und so ist es auch ein wenig Wehmut, als wir uns verabschieden. Von Jens und Antje und ihrem Sohn, von den jungen, deutschen Work and travel Mädels, den Hügeln, den eitlen Pfauen, den Kühen und Schafen, den Felsen. Nächstes Ziel: die Westküste. Es wird eine lange Fahrt, die wir teilen werden. Einmal mit einem Halt, um einzukaufen und Müll loszuwerden. Denn den musste man wieder mitnehmen. Uns quellen schon manche Beutel über, igitt. Und mal wieder Zivilisation ist auch nicht übel. Oskar krabbelt durch ein schniekes Einkaufszentrum, verpasst um ein paar Stunden den Besuch von Santa Claus, der uns wieder das näher rückende Weihnachtsfest in Erinnerung ruft. Dann geht es aber schon weiter auf dem Highway, bis eben zu jenem Sandfly-verseuchtem DOC-Campingplatz. Wir flüchten über eine neue Hängebrücke in den Wald, erhoffen uns ein paar Reste der alten Goldminen hier in der Gegend zu sehen. Doch selbst das gelingt nicht, zum ersten Mal stimmt irgendwas mit der Ausschilderung nicht. Also zurück zu den Biestern.

Wirf! Triff die Sandfly!

Wir haben tatsächlich noch draußen gegessen. Die Massen an Fliegen im Camper erschlagen, zerquetscht, mit Mückenspray ertränkt, damit Oskar friedlich schlafen kann. Haben mit Wein und Bier und jeder Menge stinkender Dettol-Olivenöl-Mischung auf freiliegender Haut tatsächlich draußen ausgeharrt, bis die Dämmerung die meisten Sandflies heimgeschickt hat. Doch als wir am nächsten Morgen aufwachen und die schwarze Wolke draußen über den Gräsern vorm Camper sehen, bleiben wir drin. Und das ist kein Spaß, zu zweit mit einem hibbeligen Kind auf 2x1,70m zu frühstücken und auf dem Kaffee zu bestehen, der dann aber natürlich immer in sicherer Entfernung zu Oskar getrunken werden muss. Doch alle mal besser als dabei noch zu schuhplattlern ;-)

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