Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Mittwoch, 23. Juli 2014

Der letzte Tag im Jahr

Was für ein schöner Morgen!

Es hat mal wieder geregnet in Neuseeland. Und gedonnert und geblitzt. Und am Morgen – strahlender Sonnenschein, als wär nichts gewesen. Wir freuen uns auf eine kleine Wanderung auf der Otego Halbinsel, am letzten Tag des Jahres. Ja, unglaublich, Silvester hat sich angeschlichen, heimlich, still und leise. Wir wollen den letzten Abend 2013 in Oamaru verbringen, einem Städtchen weiter oben im Norden, das vor allem für seine blaue Zwergpinguine bekannt ist, die spätabends an Land watscheln, vorbei an Tribünen, auf denen Besucher sitzen, die für einen ordentlichen Eintrittspreis den Tierchen zugucken dürfen. Dass das für uns aufgrund der späten Uhrzeit kaum möglich sein wird, muss ich schlucken. Vielleicht haben wir ja tagsüber Glück und es sitzen noch ein paar in ihren Nistkästen. Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt heißt es erstmal auf die Karte gucken, einen schönen Walk raussuchen und losfahren.

Und immer grüßt der Wind

Wir entscheiden uns für The Chasm und den Lovers Leap, ein schöner Spaziergang mitten durch grünes Weideland mit niedlichen Merino-Lämmchen, windschiefen Büschen und spektakulären Aussichten auf die zerklüftete Küste. Müsste man ein Bild malen von Neuseeland, es hätte gewiss einige Elemente aus dieser Landschaft hier. Der einzige Nachteil: Durch die Lage nahe zum Parkplatz ist es auch recht gut besucht, Hinz und Kunz versucht, sein Auto mehr oder weniger erfolgreich noch irgendwie abzustellen und auch wir haben damit so unser Problem. Ein paar Kletterer aus Italien, ebenfalls mit einem Happy Camper unterwegs, schnappen uns den letzten schönen Platz weg. Also parken wir schließlich so, dass die Fußgänger zwar noch vorbei können, aber eben durch Matsch hindurch müssen. Nun, denken wir, das wird schon gehen. Die meisten quetschen sich ohne Murren an uns vorbei. Dass wir bei der Rückkehr einen wütend bekritzelten Zettel an der Windschutzscheibe vorfinden, überrascht uns dann doch…




Steile Wände an der Chasm


Wer sieht die Kletterer? @Lovers Leap

Zwischen NZ-Flachspflanzen

Unglaublich schön hier...



Nach wunderschönen Ausblicken auf Landschaft und Meer stehen wir wieder am Camper. Oskar tollt noch ein Weilchen hinten herum, bevor wir am Picknicktisch ein kleines Mittagessen machen. Dann geht es weiter, holterdipolter die Schotterstraße runter, rauf auf den Highway. Unterwegs wartet noch ein netter Stopp auf uns, mit vielen Robben, aber null Pinguinen. Am Shag Point soll es zwar Gelbaugenpinguine geben, doch uns zeigen sich eher verspielte junge Robben, auch sehr süß. Ein paar asiatische Touristen können sich aber nicht recht entscheiden, was sie nun süßer finden: Das Robbenbaby unten auf dem Felsen, was sich dekorativ irgendeine Seepflanze um den Hals geschlungen hat, oder das Menschenbaby oben am Felsen, dass artig händchenhaltend neben Papa hertapst. Egal, wird halt beides fotografiert!




Vor Oamaru gibt es noch einen Stopp, den man unbedingt einlegen sollte: die Moeraki Boulders. Große, runde Felsen, die irgendwann aus der Böschung ans Meer gekullert sind und wie hingerollte Deko den Strand schmücken, manche schon zerborsten, sodass die schönen bernsteinfarbenen Quarz-Zacken im Inneren zu sehen sind. Oskar würde die Boulders am liebsten hochkrabbeln, scheitert aber an den Rundungen und begnügt sich damit, zwischen Mama und Papa an der Hand zu laufen und ab und an „Maikäferchen fliiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeg“ zu spielen. Ein paar Neuseeländer finden das so lustig, dass sie uns fotografieren, auch mit unserer Kamera, damit wir mal sehen, was für ein schönes Bild wir drei abgeben J







Leider stehen wir im nahen Café mal wieder vor verschlossenen Türen, als wir gegen fünf noch Appetit auf ein Käffchen und Kuchen haben. Ehrlich, daran werde ich mich wohl nie gewöhnen. Also fahren wir mit leicht knurrendem Magen weiter, Oskar rockt im Camper zu „Black or white“ und wenigstens er hat mit seinen Baby-Mum-Mum-Waffeln immer was im Magen. In Oamaru suchen wir erstmal bisschen den Campingplatz, der auch hier zu einem Top Ten auserkoren wurde und angeblich ganz gut sein soll. Ja, er war ganz nett, vor allem aber hatten wir erneut Glück, einen Platz zu ergattern. Oskar hat sich besonders über das Kiesbett gefreut, auf dem wir standen, denn Steinchen stehen ganz hoch in seiner Gunst. Im Eifer löste er dann sogar seine Hand aus meiner, um ein, zwei Schrittchen allein zu machen, bevor er dann wieder in die Knie sank und verdattert ob seines ersten Gehversuches dreinschaute, der vom Nachbarn und mir beklatscht wurde. Beim Essen beobachteten wir noch eine asiatische Großfamilie, die versuchte, ihre Riesenwohnmobile einzuparken. Oh man, was sind wir froh über unseren kleinen Camper!

Der Rest des Abends ist schnell erzählt. Ich habe Glück und finde eine funktionierende heiße Dusche. Und dann sitzen wir eingemummelt draußen bei Bier und Wein und machen ein paar Selfies für die Freunde daheim, schließlich sind wir die ersten, die ins neue Jahr rutschen werden. Ganz unspektakulär, eine Rakete steigt in den Himmel, wahrscheinlich deutsche Touris, kichern wir in unser Glas, mittlerweile mit obligatorischem Sekt gefüllt, und prosten still den Nachbarn zu, die auch noch draußen sitzen. Halb eins ist Schluss, wir wanken in den Camper, Oskar walzt zu uns rüber und wir schlafen in dieses neue Jahr, was zuhause noch gar nicht angefangen hat.

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