Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Freitag, 8. August 2014

Bye bye, Berge!

Die Uhr tickt. Immer wieder, wenn wir Leute treffen und uns austauschen, wer wohin fährt, müssen wir uns damit anfreunden, dass wir uns auf der Schlussetappe befinden, während es für andere erst losgeht. Heute morgen war es für manche, für die es erst losging, allerdings auch schon wieder vorbei, vorerst zumindest. Wir kommen grad vom Frühstück mit Aussicht, als wir schemenhaft ein Wohnmobil am kleinen Hang sehen, eine Frau, wie sie grad noch so aus ihrem Camper flüchtet, bevor es rummst. Oh. Stand dort nicht auch unser Camper?! Wir gehen einen Schritt schneller, erkennen, dass unser Wagen heile ist, der unserer übernächsten Nachbarn aber hinten total eingedrückt, Scheiben zerborsten – weil ein anderer von der Terrasse obendrüber ihm reingerutscht ist. Die Verursacher, eine asiatische Familie, krabbeln aus dem Wagen. Sie wollten gerade los, als dem Fahrer von draußen klar gemacht wurde, dass er noch am Stromkabel hängt. Also springt er raus, um schnell den Stecker zu ziehen, vergisst aber, die Handbremse zu setzen. Ohne Not rollte der kleine Camper wieder rückwärts, immer der Schwerkraft nach. Zum Glück ist niemandem etwas passiert. Nur ist heut Samstag, und kaum ein Pannendienst zu erreichen. Oh weh…


Oskar spielt derweil noch mit Hölzchen und Stöckchen, viel spannender als sein Plastikspielzeug. Und die Enten hier erst! Elf Küken flitzen hinter einer Ente hinterher. Da staunt Oskar nicht schlecht. Recht widerwillig lässt er sich in den Camper verfrachten. Dabei fahren wir erstmal gar nicht weit. Unser Ziel ist nochmal der Mount John. Denn heute morgen sieht es viel klarer aus als gestern, ich habe Hoffnung, die hohen Berge zu sehen, ganz vermessen denke ich sogar, die Spitze des Mount Cook könne sich zeigen. Und erst jetzt, wo ich diesen Bericht schreibe und nochmals durch alle Bilder gucke, sehe ich, dass meine ganz kleine Hoffnung, vielleicht doch den größten Berg der Kiwis nochmal gesehen zu haben, sich erfüllt hat. Der Aoraki überragt die braune Bergkette vor ihm. So ganz anders sieht er aus, der Gigant. Hat eben verschiedene Seiten ;-)

Jajajajajaaaaaa!!!!!! Aoraki in seiner ganzen Schönheit!

und noch ein Schöner...

Wer entdeckt ihn, den Aoraki?

So gut es uns hier gefällt, wir müssen weiter. Tick-tack, tick-tack… Raus aus den wunderschönen Bergen. Wir machen Mittag in einem Ski-Ort nahe des Mount Hutt, ein kleiner 2000er mit schönen Pisten. Doch im Sommer ist Methven Village am Fuße des Berges wie ausgestorben, Oskar hat den schönen Spielplatz für sich allein und im Café alle Aufmerksamkeit des netten Personals für sich. Wir fahren entlang des Bergkamms, erhaschen nochmal ein paar Blicke auf hartnäckige Schneefelder und ein paar höhere Alpengipfel, bevor die Canterbury Plains immer dominanter werden, Kuhherden über die Wiesen ziehen, Schafe natürlich auch nicht fehlen.

Bye Bye, Berge!

Die Straßenschilder, die nach Christchurch weisen, ignorieren wir geflissentlich. Nein, noch nicht. DU kommst später dran. Erst wollen wir noch nach Kaikoura, Wale gucken. Und vorher einen Zwischenstopp einlegen. Wir haben einen DOC-Platz im Visier, der letzte, den wir auf unserer Reise ansteuern werden. Etwas abseits der Piste liegt Wooded Gully Campsite. Wunderschön an einem Feld am Wald, ein Flüsschen in der Nähe und natürlich einen kleinen Walk. Und kaum Leute. In jeder Ecke des Feldes steht später ein Camper. Wir rumpeln mit Oskar im Buggy den Waldpfad entlang, erfreuen uns am schiefen Gesang des Bellbirds und des Tuis, kaum noch wegzudenken bei unseren Spaziergängen. Wir begegnen dem etwas assligen, dicken Maori-Pärchen, das auch auf unserem Platz steht und grade ihren Kampfhund ausführen. Diese beiden werden später die einzigen Neuseeländer sein, denen wir in gut sieben Wochen begegnet sind, die ihren Müll in die Landschaft schmeißen… Nunja. Und ein Jäger kreuzt unseren Weg. Wir kommen grad aus dem Gebüsch, als er sich seine Flinte über die Schulter wirft und los geht. Huch. Eine Warnweste trägt er, aha, man will ja nicht selbst für einen Hirsch gehalten werden…

Bellbird!

Unser Krachmacher

Ein Jägersmann...

Unsere Wiese! (aber nicht unser Auto)

Abends kämpfen wir mal wieder mit Sandflies, die aus der Wiese aufsteigen. Irgendwie haben wir auch diese Biester fast schon liebgewonnen. Ganz still ist es nachts, kein Auto ist zu hören, nur die Morepork-Eule ruft uns zu. Ein kleiner, verfrühter Abschiedsgruß…

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