Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Sonntag, 3. Juni 2012

3 nights in Bangkok - Teil II

Morgens knacken schon die Scheiben der Fenster - draußen wird es bereits heiß, während drinnen die Klimaanlage für kühle Luft im Zimmer sorgt. Also schnell raus, auf zur ersten Massage. Aufpassen, dass ich dabei nicht nochmal wegnicke. Die Masseurin krault mir den Kopf, verpasst mir zu guter Letzt noch eine ordentliche Portion Tigerbalsam auf die Schultern, aufatmen. Draußen in der Schwüle Bangkoks rinnt das Balsam mit dem Schweiß den Rücken hinunter, und auch die kühlende Wirkung verschwindet schnell... nur das entspannte Grinsen hält sich noch eine Weile...noch.

Heute ist Sightseeing-Tag. Es ist schon vier Jahre her, dass ich im Königspalast und im Wat Pho war, einem großen und berühmten Tempel. Also willige ich ein, mit einer Bekannten nochmal da hin zu fahren. Dabei fällt mir schon zu Anfang auf, dass sie noch mehr quatscht, als ich, vor allem aber dabei hypernervös und unsicher ist. Ständig nestelt sie am Stadtplan - wir laufen trotzdem erstmal in die falsche Richtung. Sie schwäbelt etwas vor sich hin, nestelt wieder am Plan. Ein Tuk-Tuk-Fahrer erbarmt sich und hält - ich, die ich mich sonst immer geweigert habe, in Bangkok Tuk-Tuk zu fahren, muss zum zweiten Mal erkennen, dass es nicht alles Schlitzohren sind in den motorisierten Dreirädern, sondern dass es durchaus herzensgute Menschen mit humanen Preisverständnis gibt. Asche auf mein Haupt, ehrlich. Wir hatten großen Spaß beim Tuk-Tuk-Fahren, wurden nie zu einer Schneiderei gebracht, sondern wirklich immer dahin, wo wir hin wollten. 20 Bath verhandeln wir bis zum Oriental Pier am Chao Praya. Später glaubt mir das der Hotel-Concierge nicht, mindestens 40 seien doch fällig, hihi. Am Fluss sitzen wir erstmal ne Weile. Es ist Samstag, da fahren die Wasserbusse nicht sehr oft. Meine Begleitung schwitzt, wühlt wieder in ihrer Handtasche, fragt fünfmal, ob wir hier auch richtig sind. Jaja. Endlich kommt der Wasserbus, scheucht uns hinein, meine Begleiterin ist für einen Augenblick glücklich, bis sie feststellt, dass sie die Haltestellenschilder nicht lesen kann. Oft steht der englische Name obendrüber oder in der Nähe, aber der Thai-Name ist natürlich größer. Wieder nestelt sie am Stadtplan,  tausend kleine Tropfen vom aufstiebenden Fahrwasser bedecken das gute Stück. Sie hält mich fast schon für einen Weisen, als ich sie hochzerre, weil wir rausmüssen. Und dann nach ein paar Schritten direkt vorm Wat Pho stehen. Der große goldene Buddha hat es ihr angetan, wie er da so in der Halle liegt, gut 14 Meter lang, umlagert von Touristen und Thais. Trotz der Menschenmassen geht eine erhabene Ruhe aus von der großen Statue.



Im Nebengang klingelt ständig Geld in die aufgestellten Gefäße, 20 Bath kann man sich in kleine Münzen wechseln lassen und diese dann verteilen, ein blechernes Konzert, begleitet von gemurmelten und gedachten Wünschen. Auch ich gebe dem Drang nach, meine Wünsche mit ein bisschen Kleingeld zu unterstreichen, bevor wir wieder hinaus treten in die Sonne, durchs Tempelgelände streifen, ohne auf irgendwelche Pläne zu gucken, bis wir wieder draußen stehen und hinübergehen zum Amulettmarkt, wo wir weniger auf den feilgebotenen Schmuck aus sind, als auf die Nudelsuppenküche in seiner Mitte. Ich will meiner Begleiterin DIE Suppe schlechthin zeigen. Also setzen wir uns auf die Kinderstühlchen aus Plastik an ebenso kleinen Tischen und lassen uns den Teller vollmachen. Dann folgt das Nachwürzen - Chili, Essig (mit Chilis) und Fischsoße (mit Chilis) und Zucker (ohne Chilis ;-) Meine Begleiterin ist tapfer - sie traut sich zwar gar nicht, nachzuwürzen, welch Sünde, isst aber immerhin fast alles auf - obwohl sie keinen Koriander mag, und der
ist zuhauf frisch in die Suppe gewandert.

So gestärkt stehen wir wenig später am Königspalast. Und trauen unseren Augen nicht - Closed, geschlossen. Diesmal kein Trick von Tuk-Tuk-Fahrern, sondern Ernst. Der Palast schließt schon im 15:30 Uhr. Hatten wir nicht auf dem Plan. Schade. Kurzerhand schnappen wir uns ein Tuk-Tuk und fahren zur Khao San Road, meine Begleiterin braucht Iphone-Hüllen, und die müsste es doch billig dort geben. Gab es, neue Flip-Flops für sie gleich noch dazu, sodass sie übermütig in die nächste Bar wollte, erstmal ein Radler trinken. Der Kellner guckte etwas skeptisch, als wir die 7up und das gute Chang zusammenkippten und uns nach einem langen Zug erfrischt in den Stühlen zurücklehnten. Auf zur nächsten Runde Tuk-Tuk, hin zum Golden Mountain, dem Wat Saket, mittlerweile wirklich mein Lieblingsplatz in Bangkok. Wieder waren wir spät dran, ein Mönch lief vor uns und meinte "Follow me, it's late", grinste, und schlappte die Treppen weiter hinauf, bis oben, wo sich der Blick weitet über Bangkoks Dächer, rüber zu den Hochhäusern, der Wind endlich fühlbar wird und die Schweißperlen wegweht...





Weiter geht's auf einem Khlong, einem Kanal Bangkoks, auf dem schnelle Boote die Leute von A nach B bringen. Meine Begleiterin wird wieder unruhig, wühlt und ja, nestelt wieder am Plan und erschrickt, als sie die Bootslinie nicht findet. Hinter uns dagegen ist Stimmung. Ein paar ältere Lehrerinnen aus Nakhon Si Thamarat auf Ausflug, wie ich wenig später erfahre in einer Mischung aus Englisch und Thai, es wird lauter und lustiger, erst, als wir uns gegenseitig fotografieren, dann, als wir uns unsere Namen sagen und der eine den des anderen kaum rausbringt und ich unter größtem Gekicher von jeder einen thailändischen Spitznamen verpasst kriege, den ich nach ein paar Sekunden wieder vergessen hab, während sich meine Begleiterin vollends hinterm Stadtplan verschanzt. Sie ist halt schüchtern, trotz ihrer mehr als 40 gelebten Jahre... irgendwo, die Häuser neben dem Kanal sind wieder sehr hoch, verabschieden wir uns, hier muss die Skytrain in der Nähe sein.


Ticketverkäufer

die Mädels

Kaum, dass wir aus dem Boot raus sind, geht das nächste Abenteuer weiter. Wir stehen mitten in einer Demo. Vor 2 Jahren gab es den großen Aufstand in Bangkok, vor 2 Jahren brannte ein Einkaufszentrum, gab es Tote. Daran wollten die Rothemden, die mittlerweile die Regierung stellen, erinnern. Auf gut einem Kilometer ging nichts mehr. Wir quetschten uns durch die Leute, Gott sei Dank bin ich mit 1,73m für asiatische Verhältnisse groß und kriege ganz gut Luft, auch wenn mir der Schweiß literweise den Körper hinabrinnt, auch, weil meine Begleiterin immer wieder murmelt "Große Menschenansammlungen meiden, große Menschenansammlungen meiden!" Dabei bleibt es friedlich. Wir kommen voran, wenn auch sehr langsam. Taumeln am Ende fast aus der Masse heraus, nachdem wir eine Bühne passiert haben, auf der ein Redner die Massen aufzuwiegeln scheint, zumindest ist er voll in Fahrt. Völlig durchgeschwitzt und abgekämpft erreichen wir die Skytrain. Eiseskälte empfängt uns drinnen im Waggon. Geschafft...

Ich habe noch 20 Minuten im Hotel, um mich umzuziehen. Wieder treffe ich meinen alten Arbeitskollegen, seinen Mann und Tochter zum Abendessen. Es macht mich glücklich, die Drei zu sehen, jedes Mal wieder. Wir essen im Oriental, mit das Nobelste, was Bangkok zu bieten hat. Sehr gutes Essen, doch später, um Mitternacht herum, kostet das Essen in der Garküche an der Silom nur einen Bruchteil - und ist ebenso lecker...

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