Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Sonntag, 3. Juni 2012

3 nights in Bangkok - Teil I

Da sitz ich nun. In einem Restaurant im Frankfurter Flughafen, vor Currywurst und Bitburger und blicke auf das Heck der 747, die mich in gut einer Stunde nach Bangkok bringen soll. Für gut drei Tage. Sowas Verrücktes. Aber warum nicht...

Bisschen putzen, damit die Jungs vorn den Durchblick behalten :-)

Das Boarding geht los. Ich lasse mir Zeit, stehe mit als letztes am Gate, da nimmt die Lady meinen Flugschein, geht weg. Scheiße, denke ich, was ist denn jetzt, schmeißen die mich wieder raus? Dabei sollte der Flieger doch recht leer sein... wenig später habe ich meine Bordkarte wieder, gucke nicht nochmal drauf, ich hatte mir meinen Sitzplatz gemerkt. Am Flugzeugeingang Hallo und guten Abend, Grüßen und Vorstellen, Gott, ist mir das peinlich, aber der Preis für Bangkok als Begleitung für jemanden aus der Crew. Erst im Flugzeug gucke ich nochmal auf die Bordkarte. 10D statt 49F, äh, was? D liegt in der Mitte, F war mein begehrter Fensterplatz. Dumme Kuh, denke ich, und will fast schon umkehren zum Gate, aber vorher noch meinen Platz wenigstens in Augenschein nehmen. Ja, am Gang in der Mitte. Neidisch gucke ich zum Fensterplatz, stehe kurz unentschlossen am Sitz, bis mir auffällt, dass der Sitz ja so anders aussieht...und im nächsten Moment könnte ich im Boden versinken... ich habe ohne Worte ein Upgrade bekommen und gute 10 Stunden Flug in der Business Class vor mir. Grandios. In einem zur Liege verwandelbarer Sitz mit Massagefunktion, eigenem Monitor mit Fernbedienung, einer schönen Decke, und nur aus unerklärlicher Schüchternheit verzichte ich auf den Begrüßungs-Champagner. Ich grinse fast im Kreis, als wir auf dem Weg zur Startbahn an einem A380 vorbeifahren, Schub geben und abheben. Ich verschlafe den Anruf aus dem Cockpit, ob ich hochkommen will gegen Sonnenaufgang, links von uns der Himalaya. Das wurmt mich und ich springe kurz vorm Frühstück förmlich auf, als ich das höre. Immerhin ist es aber nicht zu spät für einen Besuch, fix geht es durch die First Class mit ihren Bettchen, vor ins Heiligtum. Fast eine Stunde lang lasse ich mir alles erklären. Kriege mit, wie Funkkontakt mit Yangoon in Birma nicht zustande kommt, weil keiner hört, sehe einen Jumbo auf uns zufliegen, grau-weiße Gewitterwolken sich in den blauen Himmel auftürmen... ein Traum...

Mit einem kleinen Rumms landen wir schließlich nachmittags in Bangkok. Die Grenzkontrolle zieht sich, ich muss mir erst noch eine Arrival-Karte besorgen und ausfüllen, doch dann ist es wieder einmal ein bisschen wie Nachhause-Kommen. Schwüle, warme Luft. Hochhäuser, der Tempel des Golden Mountain, der Fluss. Alles noch da :-) Diesmal beziehe ich nicht mein Guesthouse in der Soi 11 in Sukhumvit, diesmal geht es mit ins Hotel nach Silom. Und jetzt im Nachhinein würde ich trotz der 4-5 Sterne wieder meine Bleibe mit der Dusche aufm Balkon wählen. Sie hatte mehr Herz. Das Pullman an der Silom wurde umgestaltet, austauschbarer Schwarz-Weiß-Schickimicki in der Ankunftshalle, die ziemlich penetrant nach Raumerfrischer riecht und in der das Tack-Tack der hohen Absätze der jugendlich-gelangweilten Hotel-Tussen widerhallt. Aber letztlich ist mir das auch erstmal egal. Der Blick aus dem Zimmer ist schön, und nebenan gibt's einen tollen Massagesalon. Da liegen wir, im Halbdunkel im ersten Stock, jeder in einem schlafanzugähnlichen Gewand und werden hin- und hergebogen, getreten, gewalkt, auf links gedreht. Und wir finden's gut!


Room with a view :-)

Am Abend gibt's Essen mit fast der ganzen Meute. Dort, wo sie immer hingehen, und da gibt's nur so um die 3 Restaurants in ganz Bangkok. Diesmal ist das Baan Chiang dran, fußläufig. Draußen nette Deko, aber schwüle Luft, da zerläuft nicht nur das Make-up, nee, wir gehen rein. Zum Glück gefrieren wir nicht wie oft üblich in Klimaanlagenluft, aber dafür werden die Gemäldedrucke an den Wänden gleich mal analysiert und zerrupft von den Kunstkennern der Kabine. Hm, ich ahne, was mich noch erwarten wird. Und das ließ nicht lange auf sich warten... "Nein, bitte keine Möhren in meinem Salat, nein, bitte auch dies und das nicht, nein, darauf bin ich allergisch und das, das mag ich gar nicht, wie, das Essen ist scharf? Ach und nun zeig mal, die neue Iphone-App, oooch, aber ich komme mit den Itunes nicht klar, das mit dem Überspielen, weißt Du, wie, Du schreibst noch sms, also wir haben whatsApp, hm, was hast Du überhaupt für ein Handy? ..." Darauf ein Leo-Bier. Und noch eins. Dann kann auch ich grinsen und mein altes Nokia neben meinen Teller legen. Wie war das nochmal mit Mitreisenden?! ;-)

Nach dem Essen - nicht scharf, annähernd Thai, aber der Imbiss aufm Kölner Eigelstein kriegt es besser hin - wollen wir nach Patpong, ins Rotlichtviertel, unweit des Hotels, zum Gaffen und Absacker trinken. Mit dem Tuk-Tuk. Die Fahrer verlangen horrende Preise und irgendwann quäke ich einen viel billigeren aus der zweiten Reihe zu ihnen rüber, weil's mir grad auf Thai einfiel. Das zeigt Wirkung. Immerhin fahren wir billiger als die vor uns :-)

In Patpong selbst rätseln wir, ob die an uns vorbeistöckelnden Wesen nun Männlein oder Weiblein sind, wobei das für unser Küken alles schon bisschen viel ist, sie klimpert mit den Rehäuglein und lächelt so naiv vor sich hin, dass es jeden Beschützerinstink weckt. Es sei denn, er ist abgelenkt, wenn eine schon etwas reifere Kollegin der Jagdinstinkt packt und alles und jeder in Reichweite beschnurrt wird. Ein Schauspiel, wie ich es selbst auf dem Neusser Schützenfest noch nicht erlebt hab. Und das war erst der Anfang ;-)

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