Was für ein schöner Morgen! |
Es hat mal wieder geregnet in Neuseeland. Und gedonnert und
geblitzt. Und am Morgen – strahlender Sonnenschein, als wär nichts gewesen. Wir
freuen uns auf eine kleine Wanderung auf der Otego Halbinsel, am letzten Tag
des Jahres. Ja, unglaublich, Silvester hat sich angeschlichen, heimlich, still
und leise. Wir wollen den letzten Abend 2013 in Oamaru verbringen, einem
Städtchen weiter oben im Norden, das vor allem für seine blaue Zwergpinguine
bekannt ist, die spätabends an Land watscheln, vorbei an Tribünen, auf denen
Besucher sitzen, die für einen ordentlichen Eintrittspreis den Tierchen
zugucken dürfen. Dass das für uns aufgrund der späten Uhrzeit kaum möglich sein
wird, muss ich schlucken. Vielleicht haben wir ja tagsüber Glück und es sitzen
noch ein paar in ihren Nistkästen. Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt heißt es
erstmal auf die Karte gucken, einen schönen Walk raussuchen und losfahren.
Und immer grüßt der Wind |
Wir entscheiden uns für The Chasm und den Lovers Leap, ein
schöner Spaziergang mitten durch grünes Weideland mit niedlichen
Merino-Lämmchen, windschiefen Büschen und spektakulären Aussichten auf die
zerklüftete Küste. Müsste man ein Bild malen von Neuseeland, es hätte gewiss
einige Elemente aus dieser Landschaft hier. Der einzige Nachteil: Durch die
Lage nahe zum Parkplatz ist es auch recht gut besucht, Hinz und Kunz versucht,
sein Auto mehr oder weniger erfolgreich noch irgendwie abzustellen und auch wir
haben damit so unser Problem. Ein paar Kletterer aus Italien, ebenfalls mit
einem Happy Camper unterwegs, schnappen uns den letzten schönen Platz weg. Also
parken wir schließlich so, dass die Fußgänger zwar noch vorbei können, aber
eben durch Matsch hindurch müssen. Nun, denken wir, das wird schon gehen. Die
meisten quetschen sich ohne Murren an uns vorbei. Dass wir bei der Rückkehr
einen wütend bekritzelten Zettel an der Windschutzscheibe vorfinden, überrascht
uns dann doch…
Steile Wände an der Chasm |
Wer sieht die Kletterer? @Lovers Leap |
Zwischen NZ-Flachspflanzen |
Unglaublich schön hier... |
Nach wunderschönen Ausblicken auf Landschaft und Meer stehen
wir wieder am Camper. Oskar tollt noch ein Weilchen hinten herum, bevor wir am
Picknicktisch ein kleines Mittagessen machen. Dann geht es weiter,
holterdipolter die Schotterstraße runter, rauf auf den Highway. Unterwegs wartet
noch ein netter Stopp auf uns, mit vielen Robben, aber null Pinguinen. Am Shag
Point soll es zwar Gelbaugenpinguine geben, doch uns zeigen sich eher
verspielte junge Robben, auch sehr süß. Ein paar asiatische Touristen können
sich aber nicht recht entscheiden, was sie nun süßer finden: Das Robbenbaby
unten auf dem Felsen, was sich dekorativ irgendeine Seepflanze um den Hals
geschlungen hat, oder das Menschenbaby oben am Felsen, dass artig
händchenhaltend neben Papa hertapst. Egal, wird halt beides fotografiert!
Vor Oamaru gibt es noch einen Stopp, den man unbedingt
einlegen sollte: die Moeraki Boulders. Große, runde Felsen, die irgendwann aus
der Böschung ans Meer gekullert sind und wie hingerollte Deko den Strand
schmücken, manche schon zerborsten, sodass die schönen bernsteinfarbenen
Quarz-Zacken im Inneren zu sehen sind. Oskar würde die Boulders am liebsten
hochkrabbeln, scheitert aber an den Rundungen und begnügt sich damit, zwischen
Mama und Papa an der Hand zu laufen und ab und an „Maikäferchen
fliiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeg“ zu spielen. Ein paar Neuseeländer finden das so
lustig, dass sie uns fotografieren, auch mit unserer Kamera, damit wir mal
sehen, was für ein schönes Bild wir drei abgeben J
Leider stehen wir im nahen Café mal wieder vor
verschlossenen Türen, als wir gegen fünf noch Appetit auf ein Käffchen und
Kuchen haben. Ehrlich, daran werde ich mich wohl nie gewöhnen. Also fahren wir
mit leicht knurrendem Magen weiter, Oskar rockt im Camper zu „Black or white“
und wenigstens er hat mit seinen Baby-Mum-Mum-Waffeln immer was im Magen. In
Oamaru suchen wir erstmal bisschen den Campingplatz, der auch hier zu einem Top
Ten auserkoren wurde und angeblich ganz gut sein soll. Ja, er war ganz nett,
vor allem aber hatten wir erneut Glück, einen Platz zu ergattern. Oskar hat
sich besonders über das Kiesbett gefreut, auf dem wir standen, denn Steinchen
stehen ganz hoch in seiner Gunst. Im Eifer löste er dann sogar seine Hand aus
meiner, um ein, zwei Schrittchen allein zu machen, bevor er dann wieder in die
Knie sank und verdattert ob seines ersten Gehversuches dreinschaute, der vom
Nachbarn und mir beklatscht wurde. Beim Essen beobachteten wir noch eine
asiatische Großfamilie, die versuchte, ihre Riesenwohnmobile einzuparken. Oh
man, was sind wir froh über unseren kleinen Camper!
Der Rest des Abends ist schnell erzählt. Ich habe Glück und
finde eine funktionierende heiße Dusche. Und dann sitzen wir eingemummelt
draußen bei Bier und Wein und machen ein paar Selfies für die Freunde daheim,
schließlich sind wir die ersten, die ins neue Jahr rutschen werden. Ganz
unspektakulär, eine Rakete steigt in den Himmel, wahrscheinlich deutsche
Touris, kichern wir in unser Glas, mittlerweile mit obligatorischem Sekt
gefüllt, und prosten still den Nachbarn zu, die auch noch draußen sitzen. Halb
eins ist Schluss, wir wanken in den Camper, Oskar walzt zu uns rüber und wir
schlafen in dieses neue Jahr, was zuhause noch gar nicht angefangen hat.
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