Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's: Reise, reise! - Wilhelm Busch

Donnerstag, 7. August 2014

Die Farbe Türkis

Früh am Morgen. ZU früh am Morgen!

 Auch an diesem Morgen begrüßt er uns stürmisch, der neuseeländische Wind. Dafür treibt er die Wolken vor sich her, schiebt sie immer mal wieder weg, sodass wir den Lake Tekapo in all seinen türkisen Schattierungen immer wieder bewundern können. Oskar hockt derweil eingemummelt in seinem Buggy und wartet aufs Frühstück. Der richtige Campingplatz liegt etwas erhöht vom Ufer weg. Kommt man aus der Küche, eröffnet sich das Kitsch-Panorama schlechthin: See und Berge. Leider vertreibt uns der Wind dann doch nach drinnen in ein provisorisch aufgestelltes, großes Zelt. Immerhin mit großem Fenster. Unser Plan heute: Rauf auf den Berg! Der Mount John, knapp über 1.000 Meter hoch, erhebt sich gleich neben dem Campingplatz. Ein karger Berg, der oben auf seinem Gipfel ein Observatorium beherbergt. Die Sternenwelt soll von hier besonders schön zu sehen sein, weil es kaum Lichtverschmutzung gibt, hier im Nirgendwo. Sterne werden wir tagsüber zwar nicht bewundern können, dafür doch aber sicher eine schöne Aussicht. Haimon will Oskar in der Manduca tragen, ich muss den Rucksack nehmen. Der kleine Deuter wiegt heute verdächtig viel. Haimon hat nicht nur heißen Tee eingepackt, auch für Kaltgetränke ist gesorgt. Ich trag doch so gerne!

Och nö. Nun auch noch raus hier?!

Der Weg schlängelt sich an einem Spaßbad vorbei, in dem bereits am Vormittag viele Menschen in heißem Wasser hocken und Kinder auf großen Reifen einen kleinen Hang runterrutschen. Wir stapfen stattdessen stetig bergauf, irgendwann verlassen wir den Nadelwald und es geht weiter über Steppenland, Felsen hier und da, über uns kreisen Greifvögel, und es wird immer stiller, nur der beständige Wind sorgt für ein Dauergeräusch in den Ohren. Oskar schlummert, als wir den Gipfel erreichen. Ein paar Wanderer sind hier. Der Rest der Gipfelgäste ist hinauf gefahren. Eine Straße endet genau vorm Café. Wie praktisch. Ich habe noch Gebetsfahnen aus Tibet dabei, irgendwie gehen die mir nie aus. Ich versuche, sie an die Felskanten zu klemmen, es dauert, bis ich das hinkriege. Wir sehen ihnen noch kurz zu, wie sie im Wind flattern, trinken heißen Tee und ein Bier. Frisch hier oben!




Das Observatorium lässt sich auf kleinen Pfaden gut umrunden. Und das sollte man unbedingt tun. Die Aussicht auf den Tekapo-See in all seiner türkis-dunkelblauen Pracht, die umliegenden Bergen, an denen sich Wolkenbündel stauen, Schneefelder hervorblitzen. Auch Oskar ist wieder wach und hält die Nase in den Wind. Ob er schon den Kaffee riecht, auf den wir uns freuen? Wir ergattern den letzten freien Tisch, ein paar Inder freuen sich mit uns – oder eher über einen voll aufgedrehten Oskar, der laut quietschend durch den engen Gastraum krabbelt. Und der Kaffee? War super. Wie überall in Neuseeland. Und auch sonst alles fein, kann man nur empfehlen, das Astro Café.







Zufrieden trudeln wir wieder ein auf unserem Platz. Wir haben tatsächlich nun einen richtigen Stellplatz bekommen, obwohl ich den am Ufer auch sehr schön fand. Wir haben noch ein bisschen Nachmittag zur Verfügung, einen sicheren Stellplatz – aber nicht mehr viel frisches Gemüse. Also auf in die City! Ins Dorf, ok. Denn wirklich groß ist Tekapo (zum Glück) nicht. Die Hauptattraktion ist die alte steinerne Kirche direkt am See. Ich frage mich, zu welcher Uhrzeit hier die Postkarten fotografiert wurden, die nur die Kirche zeigen und keine Menschenseele. Denn als wir ankommen, wimmelt es nur so von chinesischen Touristen. Eine Busladung nach der nächsten darf hier einen Fotostop einlegen. Ui. Und bevor die Kirche abgelichtet wird, muss Oskar wieder dran glauben, der ganz fotogen die Treppe allein hochkrabbeln will und dabei auch noch frech in die Kameras der Asiaten grinst. Das Gleiche wiederholt sich am Collie-Denkmal, das den treuen Hütehunden der hiesigen Farmer gewidmet ist. Oskar Fotostar. Wir nehmen es gelassen, manchmal müssen auch wir mit aufs Bild, während sich die Chinesen links und rechts bei uns einhaken. Peking ist manchmal näher als man denkt J

Zauberhafter Lake Tekapo

Von Paparazzi umringt

Ausblick

Kurz ohne Chinesen!
Wauwau!

Posing Oskar...


Am Abend nutzen wir die Gunst der Stunde und legen endlich mal unsere tollen Steaks auf die Gasgrills des Campingplatzes. Hmmmm…. und dazu die Aussicht. Hach. Hier könnte ich bleiben. Dass in der Zwischenzeit unser Spüli von anderen Campern fleißig benutzt wird und wir unsere steak-verschmierten Teller gar nicht mehr damit waschen können, weil es aufgebraucht ist, tut der Stimmung keinen Abbruch. Wir müssen eher über die eigene Blödheit lachen. Als Oskar im Traumland verschwunden ist, lassen wir ihn wieder allein und gehen nochmal ans Seeufer. Wir treffen einen Leipziger und freuen uns über Heimatklänge. Am Morgen hatten wir Thüringer kennen gelernt, aber die waren komisch. Geht halt nichts über Sachsen. Vielleicht noch die Kölner. Da war aber grad keiner da J


Abendbrotplatz



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen