|
Früh am Morgen. ZU früh am Morgen! |
Auch an diesem Morgen begrüßt er uns stürmisch, der
neuseeländische Wind. Dafür treibt er die Wolken vor sich her, schiebt sie
immer mal wieder weg, sodass wir den Lake Tekapo in all seinen türkisen
Schattierungen immer wieder bewundern können. Oskar hockt derweil eingemummelt
in seinem Buggy und wartet aufs Frühstück. Der richtige Campingplatz liegt
etwas erhöht vom Ufer weg. Kommt man aus der Küche, eröffnet sich das
Kitsch-Panorama schlechthin: See und Berge. Leider vertreibt uns der Wind dann
doch nach drinnen in ein provisorisch aufgestelltes, großes Zelt. Immerhin mit
großem Fenster. Unser Plan heute: Rauf auf den Berg! Der Mount John, knapp über
1.000 Meter hoch, erhebt sich gleich neben dem Campingplatz. Ein karger Berg,
der oben auf seinem Gipfel ein Observatorium beherbergt. Die Sternenwelt soll
von hier besonders schön zu sehen sein, weil es kaum Lichtverschmutzung gibt,
hier im Nirgendwo. Sterne werden wir tagsüber zwar nicht bewundern können,
dafür doch aber sicher eine schöne Aussicht. Haimon will Oskar in der Manduca
tragen, ich muss den Rucksack nehmen. Der kleine Deuter wiegt heute verdächtig
viel. Haimon hat nicht nur heißen Tee eingepackt, auch für Kaltgetränke ist
gesorgt. Ich trag doch so gerne!
|
Och nö. Nun auch noch raus hier?! |
Der Weg schlängelt sich an einem Spaßbad vorbei, in dem
bereits am Vormittag viele Menschen in heißem Wasser hocken und Kinder auf
großen Reifen einen kleinen Hang runterrutschen. Wir stapfen stattdessen stetig
bergauf, irgendwann verlassen wir den Nadelwald und es geht weiter über
Steppenland, Felsen hier und da, über uns kreisen Greifvögel, und es wird immer
stiller, nur der beständige Wind sorgt für ein Dauergeräusch in den Ohren.
Oskar schlummert, als wir den Gipfel erreichen. Ein paar Wanderer sind hier. Der
Rest der Gipfelgäste ist hinauf gefahren. Eine Straße endet genau vorm Café.
Wie praktisch. Ich habe noch Gebetsfahnen aus
Tibet dabei, irgendwie gehen die mir
nie aus. Ich versuche, sie an die Felskanten zu klemmen, es dauert, bis ich das hinkriege. Wir sehen
ihnen noch kurz zu, wie sie im Wind flattern, trinken heißen Tee und ein Bier. Frisch
hier oben!
Das Observatorium lässt sich auf kleinen Pfaden gut
umrunden. Und das sollte man unbedingt tun. Die Aussicht auf den Tekapo-See in
all seiner türkis-dunkelblauen Pracht, die umliegenden Bergen, an denen sich
Wolkenbündel stauen, Schneefelder hervorblitzen. Auch Oskar ist wieder wach und
hält die Nase in den Wind. Ob er schon den Kaffee riecht, auf den wir uns
freuen? Wir ergattern den letzten freien Tisch, ein paar Inder freuen sich mit
uns – oder eher über einen voll aufgedrehten Oskar, der laut quietschend durch
den engen Gastraum krabbelt. Und der Kaffee? War super. Wie überall in
Neuseeland. Und auch sonst alles fein, kann man nur empfehlen, das
Astro Café.
Zufrieden trudeln wir wieder ein auf unserem Platz. Wir
haben tatsächlich nun einen richtigen Stellplatz bekommen, obwohl ich den am Ufer
auch sehr schön fand. Wir haben noch ein bisschen Nachmittag zur Verfügung,
einen sicheren Stellplatz – aber nicht mehr viel frisches Gemüse. Also auf in
die City! Ins Dorf, ok. Denn wirklich groß ist Tekapo (zum Glück) nicht. Die
Hauptattraktion ist die alte steinerne Kirche direkt am See. Ich frage mich, zu
welcher Uhrzeit hier die Postkarten fotografiert wurden, die nur die Kirche
zeigen und keine Menschenseele. Denn als wir ankommen, wimmelt es nur so von
chinesischen Touristen. Eine Busladung nach der nächsten darf hier einen
Fotostop einlegen. Ui. Und bevor die Kirche abgelichtet wird, muss Oskar wieder
dran glauben, der ganz fotogen die Treppe allein hochkrabbeln will und dabei
auch noch frech in die Kameras der Asiaten grinst. Das Gleiche wiederholt sich
am Collie-Denkmal, das den treuen Hütehunden der hiesigen Farmer gewidmet ist.
Oskar Fotostar. Wir nehmen es gelassen, manchmal müssen auch wir mit aufs Bild,
während sich die Chinesen links und rechts bei uns einhaken.
Peking ist
manchmal näher als man denkt
J
|
Zauberhafter Lake Tekapo |
|
Von Paparazzi umringt |
|
Ausblick |
|
Kurz ohne Chinesen! |
|
Wauwau! |
|
Posing Oskar... |
Am Abend nutzen wir die Gunst der Stunde und legen endlich
mal unsere tollen Steaks auf die Gasgrills des Campingplatzes. Hmmmm…. und dazu
die Aussicht. Hach. Hier könnte ich bleiben. Dass in der Zwischenzeit unser
Spüli von anderen Campern fleißig benutzt wird und wir unsere
steak-verschmierten Teller gar nicht mehr damit waschen können, weil es
aufgebraucht ist, tut der Stimmung keinen Abbruch. Wir müssen eher über die
eigene Blödheit lachen. Als Oskar im Traumland verschwunden ist, lassen wir ihn
wieder allein und gehen nochmal ans Seeufer. Wir treffen einen Leipziger und freuen
uns über Heimatklänge. Am Morgen hatten wir Thüringer kennen gelernt, aber die
waren komisch. Geht halt nichts über Sachsen. Vielleicht noch die Kölner. Da
war aber grad keiner da
J
|
Abendbrotplatz |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen