Sonntagmittag, Flughafen Auckland. Da stehen wir wieder, immerhin ohne Gepäck, das lagert ja noch irgendwo nahe Howick in der Garage der putzwütigen Joanna. Wir sehen aber ähnlich ratlos aus wie bei unserer ersten Ankunft. Erstmal ein Telefon finden, die Vermietung anrufen. Bei der Touristeninfo hilft man uns weiter, endlich finden wir eins, doch klar, keiner nimmt ab. Ich seh schon unsere Tausende Dollar Camper-Miete den Bach runter gehen. Wir fragen Taxifahrer, die meinen aber, "da, da vorn, da hält immer ein Kleinbus und bringt die Leute zu den Vermietungen, gratis, braucht ihr uns nicht bezahlen". Fair, die Männer, echt. Doch der Kleinbusfahrer kennt nichtmal den Namen unserer Vermietung. Ogottogott. Oskar übrigens hat das ganze Theater kalt gelassen. Taxi fahren fand er nachher auch ganz Klasse, eng an Mama in der Manduca, cool. Und tatsächlich, an der angegebenen Adresse stehen Camper der Marke Happy Campers. Es gibt sie doch noch, hurra! Immerhin - Freunde sind mit denen unterwegs gewesen vor paar Jahren, ähnliche Schnäppchenjäger wie wir ;-)
Das Büro der Vermietung ist optisch in den 50ern stehen geblieben. Die Mitarbeiterin selbst, Molly, übergewichtig, Mannsweib. Vor uns ganz unüberhörbar Deutsche, die grad einen Wagen zurückbringen. Und uns erstmal warnen, was wir alles checken müssen. Wir nicken eifrig. Sie lebten schon lange in Australien, seien mal wieder rüber gekommen für nen Kurztrip. Wir gucken neidisch. Oskar vergreift sich derweil am Interieur und bekommt von Molly dafür dann doch lieber Spielzeug. Wir buchen gleich noch die Fährtickets dazu, am 9.12. soll es rüber gehen, Plätze sind rar, die Hochsaison beginnt und eine Fähre hat nen Motorschaden. Naja, Hauptsache wir kommen rüber! Und dann wird es ernst, endlich sehen wir ihn, endlich - unser Camper! Noch etwas ungläubig und zurückhaltend klopfe ich dem Toyota Hiace Hitop auf die flache Nase. Ach ja, klar, schnell nachgucken, wie alt die Scheibenwischer sind, alter Deutsch-Australier-Tipp! Ansonsten rauscht die Einführung an uns vorbei, yes, yes, alright, there you go guys, have fun.
Etwas später, Sonntagmittag. Da sitzen wir nun. Zu dritt vorn in unserem Auto, Oskar in der Mitte. Haimon rechts am Steuer. Grad putzt er Scheiben, obwohl er blinken will. Wir kichern hysterisch. Wir haben heute nachmittag noch gut 60 Kilometer vor uns, wir wollen nach Muriwai Beach, nordwestlich von Auckland. Aber jetzt gehts erstmal nur die Straße runter, auf den nächsten Parkplatz, rein ins Café. Und zum Icebreaker-Outlet. Tatsächlich finde ich was, eine pinke Jacke, die mir die nächsten 7 Wochen kaum von der Seite weicht, für sagenhafte 40 Dollar, so ungefähr 30 Euro. Hurra!
Sonntagnachmittag. Da fahren wir nun. Haimons Handy (mit gratis OSM-Karten drauf) in der Hand bin ich das Navi mit Linksverkehrhilfe. Das hört sich in etwa so an: "Der andere Blinker, der ANDERE!", Rechts, RECHTS! überholen, ja, nein, RECHTS!" "Was will das Ding jetzt, wo abbiegen, quatscht, da steht doch, nein, richtig, ach Scheiße, da war die Abfahrt...SCHEISSE!" Zweimal verfahren wir uns. Natürlich in Auckland City. Wenn schon, denn schon. Oskar lässt das Ganze kalt. Er holt erstmal seinen Mittagsschlaf nach. Konnte er ja nicht zur gewohnten Zeit machen, wenn man nach zwei Tagen Neuseeland überhaupt davon reden kann. Der Weg zu Joanna und das Reinzirkeln in die Einfahrt hat Haimon gut gemeistert. Das Gepäck Verstauen auch. Und auch das Highway-Fahren klappt ganz gut, hier gibt es Gott sei Dank nicht so viele Kreisverkehre. Kaum, dass wir uns an das schnurrende Geräusch des Motors bei Tempo 120 gewöhnt haben, müssen wir auch schon wieder abbiegen. Runter auf kleine Straßen, auf zum Meer! Wir schlängeln uns eine Serpentine runter, Kiefern künden von sandigen Böden, Blau schimmert durch die Zweige, wir haben es geschafft, Muriwai Beach!
Doch die Freude hält nicht lange. Wollten wir uns eben noch mit einem kühlen Bier in die Campingstühle fläzen und Oskar beim Krabbeln über die Wiese zugucken, stehen wir vor den Ruinen einer Campingausrüstung. Beide Stühle sind nicht mehr zu gebrauchen, eingerissen, abgebrochen. Das kann man sich auch nicht schönsaufen. Haimon repariert dann beherzt und mit viel Klebeband die zwei Dinger, die aber schon beim nächsten Reinsetzen wieder bedenklich ächzen. Doch das war das kleinere Übel. Das größere: Uns fehlte ein Brett, um unser Bett zusammenzubauen. Tagsüber hat man hinten Bänke und einen Tisch, aus denen man nachts eine einheitliche Liegefläche basteln kann - wenn man denn das zweite mittlere Brett findet. Tun wir aber nicht. Meine Geduld ist am Ende. Bei Happy Campers nimmt natürlich keiner den Hörer ab. Ich schaue sauer zu unseren Nachbarn gegenüber, zwei Deutsche. Ähnlicher Camper, teurere Vermietung. Scheiß drauf, ich geh rüber. Jungs, sagt mir, wie ihr Euer Bett gebaut habt und Ihr kriegt einen Kasten Bier von uns, versteige ich mich in Versprechungen. Schräges Lächeln. Tja, das Brett, das zweite, das ist zwischen Fahrersitz und Schrank. WAAAAAS?! Hat uns keiner gesagt. Zum Glück begnügen sich die Zwei mit jeweils einem Bier...bei den Preisen hier! ;-)
Der Koch und sein Wachhund |
Endlich ist das Bett fertig! |
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