Unser Zwischenziel heißt Kawakawa. Auch eine Pflanze heißt so, ihr wird beruhigende Wirkung nachgesagt. Kawakawa hat auch viel davon. Es ist ein verschlafenes Nest, durch das sich eine große Straße schlängelt, auf der Schienen verlegt sind. Für Touristen fährt hier auch ein Zug lang, nur wir haben kein Glück, es ist kein Wochenende. Was soll's, dafür gibt es in Kawakawa aber eine nette Skurilität: Öffentliche Toiletten, die von Hundertwasser gestaltet wurden. Der lebte nämlich gern in Neuseeland. Und zum Leben braucht man ein Klo!
Nachdem wir die, wie übrigens fast überall in Neuseeland kostenlosen, Toiletten ausgiebig bewundert hatten, suchten wir uns was zum Mittag. Und landeten in einem Fast Food Laden, denn irgendwie gab es nur sowas. Und Oskar? Fand's mal wieder gut. Pommes mit Mayo könnte es ab sofort ständig geben! Mit den Hühnerschenkeln muss er sich allerdings noch anfreunden...
Den Rest der Fahrt nach Paihia an der Bay of islands übernahm Haimon wieder und Oskar entschlummerte sofort kommentarlos an meinem Arm. Vorsorglich hielt er noch meine Hand fest. Nicht, dass ich auf dumme Ideen komme! Auch aus anderen Gründen hat sich diese Aufteilung besser bewährt: Ich kann besser lotsen (dirigieren?!), Haimon besser fahren. Nur selten tauschten wir nochmal die Plätze.
In Paihia bzw. eigentlich etwas außerhalb, kurz vor Waitangi, dem Geburtsort der Nation, buchten wir uns auf einem netten Platz ein, mit Blick auf einen Fluss und ein altes, zum Restaurant umgebautes Segelboot. Ich wollte aber schnellstens in den Ort, denn hier sitzen die Touranbieter, die uns raus aufs Meer bringen sollten, zu den Delfinen. Denn das stand ganz oben auf meiner Wunschliste: Delfine sehen und mit ihnen schwimmen! Mit diesem festen Vorsatz betrat ich das Büro eines Veranstalters, Haimon mit dem krakelenden Ossi hinterher. Eine nette ältere Dame machte ein ernstes Gesicht. Also...bei DEM Seegang, hm hm hm...mit Kind... hm hm hm... Ist mir doch alles scheißegal, Delfine, Delfine, Delfine!, schrie mein egoistisches inneres Ich. Das mütterliche Ich war kurz ausgeschaltet, besann sich wieder und meinte gut, dann heute nicht mehr, aber morgen?! Hm hm hm. Auch nicht viel besser. Scheißegal, ich will aber, stampfe mein inneres Ich mit den Füßen. Und gewann. Wir spazierten wieder raus, mit der Buchung für den nächsten Tag. Und probierten gleich mal den Seegang aus. Rüber nach Russell, einem süßen Städtchen, gut mit der Fähre zu erreichen. Naja. Oskar war ganz verzückt vom bisschen Geschaukel und den glitzernden Wellen. Dann packt er das morgen auch, Punkt.
Wenn Neuseeland eines nicht hat, dann sind es historische Sehenswürdigkeiten. Selbst die Maori, die ersten Einwohner der Inseln, die aus Polynesien kamen, wohnen hier erst seit knapp 800 Jahren. Somit war es recht lustig, das einzige historische Gebäude Russells zu suchen, eine Holzkirche. Erstmal standen wir vor der falschen. Sah aber auch alt aus. Dann fanden wir sie aber doch noch, gleich um die Ecke von der ältesten Tankstelle des Landes. Herrlich. Schön war sie aber trotzdem. Also, die Kirche.
Am späten Nachmittag mussten wir noch einkaufen, der Supermarkt lag auf dem Weg, also fluggs hinein, einkaufen, wieder raus. Und wieder Regen. Also abwarten. Aber lange warten mussten wir nicht - eine Neuseeländerin hatte Erbarmen. Ein Blick auf Oskar im Wagen erweichte ihr Herz. Guys, come with me. Und wenig später saßen wir in ihrer Familienkutsche und wurden bis vor die Tür gefahren. Kiwis, we love you!