Was macht man nach acht Tagen Trekking? Sich eine Massage goennen, genau. Doch vorher muss erstmal der Dreck der letzten Tagen abgespuelt werden. Es ist so faszinierend, wie dankbar man fuer eine simple heisse Dusche sein kann, ordentlich Wasserdruck dahinter. Ein Traum. Zwischen Dusche und Massage liegt allerdings auch noch ein bisschen Weg im beschaulichen Pokhara. Zwar nicht weit, aber es liegt ein Shop am anderen. Besonders die Buecherlaeden sind amuesant. Es gibt naemlich offenbar nichts, was in Nepal nicht kopiert werden kann, von der Outdoorbekleidung (northface-Kopien liegen ganz vorn im Rennen, gefolgt von Mammut) ueber Batterien hin zu, ja, auch Buechern. Das erkennt man an den zahlreichen Rechtschreibfehlern schon auf den Covern, wo mal eben mehrere englische Woerter zu einem zusammengefasst werden - sowas wie "tragicevents onEverest". Dafuer kostet das Buch natuerlich auch nur noch ein Viertel von dem, was es in Deutschland kosten wuerde. Aber ich wuerde da wohl irgendwann iwd-maessig den Rotstift ansetzen ;-)
Des Weiteren trifft man zwischen Dusche und Massage wieder die gleichen Leute, die man schon auf dem Trek getroffen hat. So laeuft uns Fernando wieder ueber den Weg, ein junger Argentinier. Er hat einen bleibenden ersten Eindruck bei mir hinterlassen, wie er so auf der Terrasse einer Lodge sass und wahrscheinlich grad ueberlegte, wie er dort am schnellsten aufs Klo kommen koennte. Unser Guide nickte nur mitleidig in seine Richtung und meinte "Durchfall, ich glaub, er ist krank". Mein Mutter-Teresa-Instinkt meldete sich, Fernando bekam Perenterol und Kohletabletten. Hat geholfen :-)
Irgendwann schaffen wir es, das empfohlene Massagezentrum zu finden, doch sorry, grad alles voll. Also ab ins naechste. Kleine, durch Vorhaenge abgetrennte Abteile, ein Ventilator, der einem die Kleidung schon von selbst runterpustet. Ich krieg noch Angst um meine abgstellte Handtasche, doch dann hat die Masseurin mich im Griff. Ayurveda-Massage. Sie quetscht, drueckt, knetet, Fuesse, Beine, Ruecken, umdrehen bitte, Madam. Aeh, ja. Sie deckt mich obenrum ab, quetscht, drueckt, knetet, Fuesse, Beine, sie deckt mcih obenrum auf und faehrt ungerueht mit Quetschen, Druecken, Kneten fort, erst am Bauch und dann weiter oben. Ganzkoerpermassage pur. Aber nicht schlecht. Als letztes kommt der Kopf dran, duftendes Minzmassageoel paart sich mit Resten des Niveaushampoos, mein Kopf ist eine mischung aus zerwuehltem Vogelnest und gegeeltem Kunstwerk, trotztdem laechle ich beseelt. Wenig spaeter treffen wir "unsere" Spanier wieder, Charlie, wie er laut und staendig von puta madre und hostia spricht, dem ergrauten Zopfmann, wie er selbstgeerntete, aehem, Kraeuter ins Zigarettenpapier packt und dann auch so beseelt laechelt wie ich nach der Massage.
Der folgende Tag in Pokhara ist nicht so viel anders. Wir sind froh, dass die Schlafsaecke wieder etwas trockener sind und meiner nicht mehr ganz so sehr nach Yak und Fuss riecht, wir wieder saubere Waesche anziehen koennen und nochmal zur Massage gehen werden. Vorher gibts Fruehstueck, was ich noch lansgamer als sonst esse, weil ich die Augen nicht abwenden kann vom wunderschoenen Bergpanorama, auch wenn schon wieder Wolken aufziehen. Dann gehts auf zum Bootfahren auf dem Phewasee. Wie in Schweden im Kanuurlaub bei einer Freundin neige ich in der ersten halben Stunde dazu, Marco mit meinem wackeligen, aber ungemein schweren Holzpaddel eins zu verpassen, weil er meiner Meinung nach falsch lenkt und ich zu viel paddeln muss. Als ich schliesslich hinten paddle, geht es auch erstmal (?! ja gut, meistens...) im Zickzackkurs ueber den See und ich verzichte auf Handgreiflichkeiten. Um jegliche weitere Aggressionen zu verhindern,gibts nach dem Paddeln erstmal wieder Dhal zu essen und dann die naechste Massage.
Diesmal gibt es hellere Raeume, weniger Ventilator, mehr einschlaefernde Musik. Ich liege schon auf der Pritsche, werde mit Handtuechern abgedeckt, vom Chef gefragt, ob alles so passt, schliesse die Augen, Marco hingegen sieht noch alles. Und das hat nicht grad zu seiner Entspannung beigetragen, denn er weiss, wer mich massiert, waehrend ich schon schnurren koennte wie ein Kaetzchen, als die Haende erstmal sanft ueber meine Beine streichen und dann meine Fuesse und Waden bearbeiten, mit einem angenehmen, aber festen Druck, den ich so noch nicht kannte. Ich glaub, ich hab fast aufs Handtuch gesabbert, weil ich fast eingeschlafen waere. Dann sagt Marcos Masseur etwas. Und ich hoere eine ebenso tiefe Stimme nahe meinem Ohr antworten, waehrend die Haende meinen Nacken kraulen. Ein Mann, denke ich mir, und zucke innerlich mit den Schultern. Solange er nicht sagt, umdrehen, Madam. Tut er aber. Ich bin versucht, die Augen zu oeffnen, um schockiert zu sehen, welcher der Jungs mich grad in der Mache hat. Doch irgendwie ist das zu schwer, ich fuehle mich zu wohl, also dreh ich mich um und schwupps, bekomme ich ein kleines Handtuch auf die Brueste, alles klar. Die folgende Bein-, Bauch- und Oberkoerpermassage fliegt an mir vorbei und ich laechle am Ende noch beseelter als sonst. Wer irgendwann in Pokhara ist, muss diese Massage bei diesem Menschen ausprobieren!!!
Am Abend treffen wir Fernando wieder, im Busy Bee, einer Kneipe mit Garten, Live Musik von der Stadtjugend, grossartigen Steaks, serviert in einer noch brodelnden Sosse. Waehrend wir uns daran laben, ist die Tanzflaeche voll, und zwar von Maennern! Mag dran liegen, dass nepalesisch angehauchte, harte westliche Rockmusik dann doch weniger Frauen dazu bewegt, ihr Haar zu schuetteln, bis sie Gleichgewichtsprobleme kriegen und Luftgitarre zu spielen, wie es wahrscheinlich auch nach mehreren Everestbier noch peinlich-lustig waere...
Kathmandu ruft
Wir haben Bergsicht. Und zwar vom Bett aus, wenn man die Gardine zur Seite schiebt. Es ist ein wunderbarer klarer Morgen, so wie er sein sollte im Oktober. Der Machapuchare glitzert im ersten Sonnenlicht gegen 6 Uhr. Ich spurte hoch auf die Dachterasse, Shirt verkehrtrum an, egal. Und sehe dann endlich auch den Dhaulagiri, meinen 7. Achttausender...
das isser, der Dhaulagiri...
letzter Blick auf Pokharas Hausberge...
Dies war ein schoener Abschied von Pokhara. Wir sitzen wieder im Bus nach Kathmandu. Diesmal aber ganz vorn. Ganz ganz vorn! Neben dem Fahrer. Die Hupe ist hier so laut, dass man denkt, sie sei drinnen installiert, ich schrecke jedes Mal zusammen und hoere sie noch ein paar Augenblicke spaeter widerhallen in meinem Ohr. Bei voraussichtlich 7 Stunden Fahrt erstmal beunruhigend. Auch der laute Blinker, der jedes Mal piepst. Doch so oft wird er nicht gebraucht, der Bushelfer an der Tuer haelt stattdessen den Arm raus, gibt Klopfzeichen, wenn die Luft rein ist. Nach 10 Minuten macht alles einen Heidenspass, jedes Schlagloch, jedes Ueberholmanoever, wenn es denn auch scheitert. Da haben die Leute vor uns halt noch laenger was zu gucken, 2 Westler vorn drin in nem Bus gibbet halt nich alle Tage, wir werden von Busdaechern herab beaeugt, von Mensch wie angebundener Ziege. So vergehen acht Stunden Fahrt wie im Flug... Kathmandu hat uns wieder, die Luft ist wieder staubiger, schmutziger, alles ist wieder laut und doch - langsam wird es symphatisch...
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