Mount Everest und ich, der Lothse in Wolken links neben dem Everest
der Cho Oyu in seiner ganzen Pracht
Ein paar Stunden spaeter sieht es anders aus. Aus dem verschaemten Maedchen, das dem Betrachter die Schulter zudreht, ist ein wahrer Kerl geworden. Maechtig steht er da, die ganze Nordflanke entbloesst, einen eisigen, kraeftigen Wind schickt er dem Besucher entgegen, eine leichte Schneefahne weht vom Gipfel. Das ist der Everest, wie man ihn kennt. Ich habe Gaensehaut und feuchte Augen. Das ist er tatsaechlich. Am liebsten wuerde ich losrennen Richtung Basislager, weiterlaufen, ihn irgendwie umarmen. Aber ich wuerde nach ein paar Schritten schon keine Luft mehr bekommen... So gehe ich langsam vom grossen Teezelt, in dem wir unser Lager aufgeschlagen haben, zum Base Camp. Begegne einer Art Gemse, keinem Yeti. Irgendwann komme ich an, das Camp ist bis auf ein paar Bergsteigerzelte verlassen, es ist keine Saison mehr, im Mai ist es hingegen voll. Ein paar Chinesen krabbeln mit mir am Huegel herum, doch sie sind voellig Luft fuer mich. Meine Blicke haengen an Chomolangma, diesem maechtigen Berg. An meinen Gebetsfahnen, die ich aufhaenge. Ich laechle. Ein Traum ist in Erfuellung gegangen...
Norbu :-)
Im (noch) warmen Zelt zurueck dann wieder die harte Realitaet. Meine Begleiterin vermisst ihre Isomatte. Und verdaechtigt gleich Tashi. Der steht wie ein begossener Pudel da, schaut hilftlos zu mir. Ich begreif es nicht. Gehe hinaus und baue ein Steinmaennchen. Ich will das Gezeter nicht hoeren. Am Abend geht es meinem Begleiter ploetzlich schlecht, die Hoehe. Wenigstens motzt er dann weniger, dass er jetzt paar Tage kein Internet hat. Ich habe andere Sorgen. Als ich nachts aufwache, klebt meine Zunge am Gaumen, die Lippen aufeinander, dass es schmerzhaft ist, alles wieder zu loesen. So trocken ist die Luft. Und eisig. Auf meinem Schlafsack ist etwas Raureif. Ich schaele mich raus, ich muss mal. Tapse hinaus in die Kaelte. Und bevor ich mich hinhocken kann, muss ich einfach stehen bleiben. Da stehe ich nun, in langen Unterhosen, hastig uebergeworfener Daunenweste und starre - auf die abertausend Sterne ueber mir. Die Milchstrasse. Und auf das Glitzern vor mir. Den Everest. da riskiert man gern einen abgefrorenen Hintern beim naechtlichen Toilettengang... Am Morgen sehe ich ihn das letzte Mal. Und kann verstehen, was Bergsteiger zu ihm treibt. Ich verspreche, wiederzukommen.
Hi Syliva,
AntwortenLöschenhabe heute (16.nov) zum ersten Mal in deinem Blog gelesen - und bin beeindruckt von den tollen Bildern und Geschichten.
Jürgen (Matthes)
und noch was
AntwortenLöschenToll, wie du den Höchsten so schön beschrieben hast - seinen Wandel vom scheuen Mädchen zum wahren Kerl. Hoffe, du behälst in deiner Erinnerung die beeindruckenden Bilder und Gefühle ohne Trübung durch die Nerverei mit deinen Begleitern!
Jürgen