Es ist 6 Uhr morgens. Der Fahrer ist Puenktlich. Zwei Jungs aus dem Hostel und ich wollen zur Grossen Mauer. Wir haben uns doch fuer eine offzielle Tour entschieden, statt etwas muehselig mit oeffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Dafuer bekommen wir einen Fruehstuecksburger und Cola von MCDonalds in die Hand gedrueckt, werden in den Minibus gepfercht und ab gehts. Claus, der Deutsche ausm dem Hostel, ist zwar noch etwas gruenschnaeblig, aber ganz nett. Patrick, der Ami aus dem Hostel, hingegen ist ein typisch amerikanisch-arrogantes Arschloch, dass staendig motzt. Der Burger zu flapsig, die Cola eh Scheisse, die Chinesen verstehen ihn nich, was das solle etc. Die ganze Zeit kommt aus seinem Froschmaul solche Sachen, waehrend er mit dem ebenfalls froschigen Augen klimpert und von oben herab versucht zu schauen, was ihm bei einer Koerpergroese von 1,70m vielleicht noch bei Chinesen gelingt, bei mir aber nicht mehr. Ich tu so, als wuerde ich ihm nicht zuhoeren oder ihn verstehen. Beim naechsten Stop steigt die naechste Katastrophe ein, zwei Israelinnen, die in das Gezeter des Amis einstimmen und ihren fetten Arsch kaum auf die Sitze bringen. In solchen Momenten weiss ich, warum ich lieber allein reise, als mich irgendwelchen Touren anzuschliessen...
Die Israelinnen werden jedoch einmal ganz still. Als sie mal muessen an der Tankstelle, den Vorhang zum Damenklo oeffnen und ihre Augen ploetzlich aehnlich hervorquellen wie die des amerikanischen Frosches. Zwei Hockklos, offensichtlich benutzt, ohne Trennwaende, man hockt also nebeneinander und kann sich beim Pullern gegenseitig stuetzen. Tja, ladies, nur die Harten kommen in den Garten, die andren machen in die Hose...
Was fuer alles entschaedigt, erwartet uns dann in Jingshanling .Bei 33 Grad bekomm ich Gaensehaut, als ich oben auf dem ersten Huegel von der schneckenschnellen Seilbahn ausgespuckt werde und auf dieses sich ueber gefuehlt 100 Huegel dahinschlaengelnde Meisterwerk blicke. Die Grosse Mauer ist nicht gross. Sie ist gigantisch. Auf jedem Huegel ein Wachturm, mehr oder minder gut erhalten. Ich presche etwas vor, vor mir nur ein sehr junger, aber netter Amerikaner, der aber so schnell ist, dass ich ihn ziehen lasse. Schnell bin ich allein. Nur an den Tuermen warten schon die Wasser- und Souvenirverkaeufer. Doch auch sie werden immer weniger, je weiter ich gehe, teils ungemein steile, hohe Treppen, mein Atem hoert sich an, als haette ich den Everest bestiegen, mein Herz klopft wie nach dem Zielspurt des Koelner Halbmarathons, der Schweiss tropft nicht, er laeuft und laeuft, mein Merinoshirt wird nasser und nasser, mueffelt tatsaechlich nach Merinoschaf, die Sonne knallt, doch ich bin gluecklich, lasse mich im Schatten eines Turms nieder.
Schwupp, kommt ein braungebrannter, spitzbaertiger Verkauefer mit einem verschmitzten Laecheln. An ihm kann/muss ich meine erweiterten Chinesischkenntnisse ausprobieren (nein, ich moechte nicht. Danke, es ist schoen, aber nein, ich moechte nicht. Ich habe Wasser, danke. Ja, ich komme aus Europa, nein, kein Tshirt, danke.). Er versteht mich sogar irgendwie und seufzt letztlich, setzt sich etwas resigniert neben mich, vor uns gruene Huegel, steiler als in Deutschland, fremder, exotischer. Waehrend ich dieses Panorama aufsauge, entdeckt der Verkaeufer den Ring an meinem Daumen. Ob der chinesisch sei. Nee. Ich soll ihn mal abmachen. Geht aber nicht, mein Finger ist so angeschwollen, dass sich der Ring keinen Deut mehr bewegt. Das irritiert ihn jetzt aber sehr. Vorsichtig stubst er den Ring an, nichts, er reisst die Augen auf, deutet auf den Ring, dann auf die Ohren, dort, wo Ohrring sitzen und fragt irgendwas, wahrscheinlich so nach dem Motto, ob der Ring auch so festgemacht sei wie Ohrringe. Ich nicke und freu mich diebisch ueber sein absolut erschrockenes Gesicht, wie er den Kopf unglaeubig schuettelt und mich dann endlich allein da sitzen laesst ;-)
Nach 3,5 Stunden ist Schluss mit Wandern. Wir hatten gedacht, wir laufen bis nach Simatai, eine beliebte Route, doch Simatai hat wirklich zu und daher muessen wir umdrehen, unsere kleine Reiseleiterin mit dem militaerischen Befehlston zum Dauerlaecheln erwartet uns. Uns, das sind uebrigens letztlich 22 Leute gewesen, die sich alle in einem grossen Reise- statt in mehreren Minibussen wiederfanden. Nunja, die Mauer war es wert. Auch wenn ich das naechste Mal lieber mit Taxifahrern verhandeln wuerde oder mich in einen chinesischen Sardinenexpress quaelen wuerde. Zum Glueck war ich recht flott unterwegs, so dass ich lange allein war und eine schoene ruhige Pause hatte, bis zwei andere Deutsche angekeucht kamen. Doch das wars denn auch, viel weiter als bis zum 2. Turm , also vielleicht grad mnal 500m plus etliche Hoehenmeter, sind viele nicht gegangen, is ja anstrengend, oh my god! Dafuer hat man dann natuerlich wieder Grund gehabt, sich zu beschweren ueber die Menschenmassen und Wasser- und Souvenirverkaeuferinnen, denen man dann doch fuer 40 Yuan ein Shirt abgekauft hat und sich unglaublich clever dabei fuehlt, es der kleinen chinesischen Zicke gezeigt zu haben, wie hart Amis und Israelis handeln koennen. Dass der Verkaeufer auf dem 6. Turm mir das gleiche Shirt fuer 4 Yuan angeboten hat, konnt mich mir da natuerlich nicht mehr verkneifen ;-)
Am Abend erreichen wir nach dem ueblichen Stau wieder Peking, nehmen die UBahn zum Hostel, der Ami am Motzen, dass es die Chinesen nicht kapiern wuerden, dass man auf der Rolltreppe rechts steht und links geht, und ueberhaupt, warum muessen die grad jetzt die UBahn nehmen. Ich bin froh, mich schnell wieder ausklinken zu koennen im Hostel, nehm meinen Rucksack und mache mich auf, meine kuenftigen Tibetreisegefaehrten zu treffen. Fazit: Wir haben uns wunderbar verstanden, ich mich mal wieder vollgefressen und die letzte Ubahn verpasst. Also 7km laufen, denn in ein Taxi will ich nicht. Ich bin zu voll, ich laufe ueber menschenleere Strassen, Plaetze, auf den Buergersteigen und Baenken liegt hin und wieder einer der Wanderarbeiter und schlaeft, ein paar Polizisten patroullieren, die Strassenreinigung macht mir die Fuesse nass, ein paar Militaers beaeugen mich und kichern tatsaechlich. Ich kicher mit. Peking macht irgendwie gluecklich.
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