Vom Fox Gletscher sieht man deutlich mehr. Wir beobachten einen Bergführer und seinen Schüler, wie sie sich vorantasten auf dem Eis, zwischen meterhohen Seracs hindurch. Der Gletscher schimmert in der Tat bläulich, ist aber generell auch sehr grau und verdreckt vom Schutt, der die Hänge hinabpurzelt. Vom Himmel tropft es derweil mal wieder. So ist der Rückweg schnell erledigt und die Einkehr in eine urige Kneipe in Fox besiegelt. Und hier, am Ende der Welt, hören wir doch nicht etwa ein fragendes "Haimon?" aus der Ecke, die wir zielstrebig ansteuern, weil Plätze frei sind. Ein Kommilitone. Unglaublich. So weit weg. Die Welt ist ein Dorf!
Nach dem Essen sieht die Welt noch grauer aus. Und wieder rettet uns ein Flyer das Programm. Ich hatte seit unserer Ankunft immer wieder dieses flauschige Etwas gesehen, das uns mit kleinen Knopfaugen bettelnd von Plakaten und Flyern anschaute, so als wolle es sagen: Besuch mich! Also folgten wir der Stimme zurück nach Franz Josef ins West Coast Wildlife Center, die geschützte Heimat von jungen Kiwis, die in freier Wildbahn eher dem Possum zum Opfer fallen, als dass sie ihren ersten Geburtstag erleben. Nur 5 Prozent der hier heimischen, freilebenden Rowi-Kiwis, die kleinsten der flugunfähigen Vögel, schaffen es, erwachsen zu werden. Mitarbeiter des Center klauben nun die Eier auf, die Jungen schlüpfen geschützt und wachsen erstmal ohne Feinde auf, bis sie groß genug sind, um sich draußen durchzusetzen. Klappt wohl ganz gut!
Wer kann diesen Augen widerstehen?! Foto: west coast wildlife center |
Wir haben es dann noch geschafft. Oskar hängt friedlich schlummernd in der Manduca und wir verzückt über der Absperrung des Kiwi-Geheges. Was sind die süß! Keine Spur mehr sauer, sondern nur noch niedlich, wie sie mit ihren langen Schnäbeln im Laub wühlen. Unbedingt empfehlenswert! Auch der Rest des Centers, in dem man viel erfährt über Gletscher, die Gegend, die Berge. Wieder mal ein rund um gelungenes Museum mit sehr hohem Unterhaltungswert, wenn auch manchmal unfreiwillig ;-)
Als wir aus dem Museum kommen, staunen wir nicht schlecht. Es hat aufgehört zu regnen! Als wir Richtung Fox fahren, trauen wir unseren Augen nicht. Die Sonne kommt raus! Also auf zum Gillespies Beach. Die Anfahrt ist zwar kurvig, aber nicht wirklich wild. Der kostenlose Platz ist zwar auch nur ein kleiner, schon sehr gut gefüllter Parkplatz mit Plumpsklo und Wasserstelle, aber die Lage! Vor uns, nur hinter einer kleinen Düne versteckt, rauscht das Meer. Hinter uns tauchen plötzlich Berge auf, schneebedeckte Gipfel, mit dem Mount Cook und dem Mount Tasman die zwei höchsten Neuseelands. Erst sind es nur kurze Augenblicke, dann weichen die Wolken immer mehr. Wir müssen im Paradies sein! Nach dem Abendessen laufen wir nochmal allein zum Strand, wo sich schon eine kleine Menschenschar eingefunden hat, um den Sonnenuntergang zu sehen. Wir kuscheln uns aneinander, der starke Wind ist kalt, doch das Panorama einzigartig. Und die Hoffnung groß, dass wir morgen doch noch abheben können...
Mount Cook |
Mount Tasman im letzten Sonnenlicht |
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