Dafuer bin ich Noi dankbar, dass sie ganze Saetze spricht. Denn oft genug bleib ich erstmal etwas verstoert zurueck, wenn ich zum Beispiel morgens von Mae hoerte "Sylvia, go to school!". Jaja, ich geh zur Schule, aber doch wie immer mit Noi, sagte ich daraufhin in den ersten Tagen. Bis mir mal klar wurde, dass sie mich nur informieren wollte, dass sie selbst zur Schule geht. Im Thai benutzt man "ich" und "du" eher spaerlich. Sie sagen dann woertlich "gehen Schule". Sprechen Thais Englisch, machen sie das oft genauso, nur klingt dann vieles wie ein Imperativ. So habe ich letztens verdutzt am Mittagstisch gesessen. Ich hatte grad zu Noi geschielt, wie sie das mit dem Klebreis macht: Kuegelchen formen und dann ab mit der Hand in den Papayasalat. Also machte ich es nach. Aber nur einmal, denn dann bellte Tiu neben mir "Sylvia, spoon!" Ja, was denn nun? Hand oder Loeffel? Ein paar Schrecksekunden spaeter daemmerte es mir, dass sie sagen wollte, "you CAN use a spoon". Manchmal ist die Reduzierung aber auch recht lustig. Vor Kurzem hatte ich erklaert, warum ich nicht bzw. eher selten im Schneidersitz am niedrigen Tisch oder auf der Matte sitze, ich hab einen Hueftschaden vorgeschoben. In Wahrheit schlafen mir im sogenannten Nixensitz a la Meerjungfrau in Kopenhagen aber einfach nur weniger schnell die Beine ein. Nunja, am naechsten Morgen guckte ich verwundert auf die leere Matte auf dem Boden. Wo war mein Fruehstueck? "Sylvia, eat table!" meinte Tiu daraufhin und zeigte auf den reich gedeckten Tisch im Flur...diesmal musste ich grinsen statt erschreckt zu gucken :-)
Eine weitere kleine Besonderheit ist die Kleidung bzw. die Farbe. Dass die Thais auf knallige Fraben wie pink und tuerkis abfahren, ist offensichtlich. Find ich ja auch schick. Hab ich auch gesagt. Und schwuppdiwupp stehen Tiu und Mae auf dem Markt neben mir und halten mir diverse Shirts und Blusen vor den Koerper, immer begleitet von einem bewundernden "Uuuuuh, suayyyyy!!!" von den nebenstehenden Verkaeufern und Kollegen, waehrend ich angesichts wilder Farbkombinationen manchmal denke "Neeeeiiiiin! Bitte nicht!!!" und schwer mit meinem gelassenen Laecheln kaempfen muss und nach einer geeigneten hoeflichen Ausrede suche, warum ich nicht die tuerkise Bluse mit den orangegesprenkelten Drachen drauf moechte, sondern vielleicht doch lieber die dezent rosafarbene. Denn ein komplettes Nein wuerde eh nicht akzeptiert werden. Also trotten alle zufrieden mit der rosa Bluse zur Kasse.Und am naechsten Morgen, als ich grad aus der Dusche tappe, steht Mae froehlich laechelnd vor mir und haelt mir die tuerkise Bluse mit den orange gesprenkelten Drachen entgegen und taetschelt seelig meinen Arm, als ich mich verdattert bedanke :-)
Eine delikate Farbe ist hingegen schwarz - zumindest bei offiziellen Anlaessen und diversen Feiern. Schwarz und auch grau geht da nur auf Beerdigungen. Ich habe denkbar schief aus der Waesche geguckt, als ich just an meinem Verabschiedungstag die neue graue Bluse anhatte, die Tiu mir aufgeschwatzt hatte... zu einer solchen Zeremonie haette ich mal lieber die tuerkise Drachenbluse angezogen ;-)
Eine weitere kleine Besonderheit ist der hiesige Strassenverkehr. Gefahren wird ja noch recht gesittet, nach all der wilden Holperei durch Nepal. Hier gibt es zwar auch Schlagloecher, in denen Kleinkinder ertrinken wuerden, aber die Thais passen wenigstens meistens das Tempo an, mit dem sie durch fahren. Anders sieht es aus, wenn man in die Autos reinguckt, angeschnallt nach strenger deutscher Disziplin wird nicht. Nur, wenns in die Grossstadt Nongkhai geht, da wird hektisch der Gurt gesucht und die Mopedfahrer holen den verstaubten Helm raus. Denn besonders auf Nongkhais Highway steht die Polizei und kassiert liebend gern Bussgelder. Aber auch nur, wenn Fahrer und Beifahrer nicht angeschnallt sind. Die anderen Leute im Auto interessieren offenbar nicht. So sind wir neulich mit FUENF Personen hinten drin nach Nongkhai gefahren, eines der Kinder musste die Fahrt ueber stehen. Hinten auf der Ladeflaeche des Pickup sassen nochmal zehn Schueler. Die Polizei hat uns freundlich durchgewinkt :-)
Noch eine Besonderheit ist das Verabschieden. Es existiert im Prinzip nicht. Der Thai geht einfach. So uebberaschend, wie der Nachbar mal vorbeigeschlappt kommt und ein Schwaetzchen haelt, so ueberraschend isser auch wieder weg. Gut, in der Schule ist es anders. Da bruellen besonders die Kleinen regelrecht "Thank you, teeeeeeeaaaaaacher! Seeeee you agaaaaiiiiin next tiiiiime!", bevor sie zu den Tueren rausstuerzen, lachen, winken und noch das ein oder andere "Good bye" hinterherrufen. Und an meinen beiden letzten Tagen, da gab es auch jede Menge Verabschiedungen. Doch dazu spaeter in einem anderen Blogeintrag...
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